Wenig begangener Weg auf Gnipen – und dann den Wildspitz
- Bewertung★★★★★
- 697 m
- 697 m
- 9,2 km
- Dauer●●●
- Technik●●●
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Jeweils dann, wenn der Schnee weg ist, geht es auf den Wildspitz. Dieses Jahr stand eine Wanderung ab Rufiberg oberhalb von Walchwil auf dem Programm. Die Tour wird nicht allzu häufig begangen, hat es jedoch etwas in sich. Und dies nicht nur wegen ihrer Steilheit.
«Man unterschätzt die Schweiz ständig. Es geht immer noch weiter bergauf.» Das etwas ausser Atem geratene deutsche Paar, das uns bei Rufiberg begegnete, machte sich dann auf den direkten Abstieg in Richtung Arth. Denn hier, auf dieser schönen Sonnenterrasse unterhalb des Gnipens, gab es an diesem Sonntag nur zwei Richtungen: hoch oder runter. Das Auto muss man wie bei allen Zugängen zum Zugerberg am Wochenende stehen lassen. Und wer nun unseren Ausgangspunkt Rufiberg nicht kennen sollte: Das liegt etwas unterhalb von Chatzenberg und Hasengutnacht – einsehbar auf der Karte am Ende des Textes.
Stetig bergauf auf den Gnipen
Bergauf ging es dann auch für uns, und dies während den nächsten 75 Minuten. So lange benötigten wir für die gut 500 Höhenmeter auf den Gnipen, unser Zwischenziel. Dass es nicht ganz einfach werden würde, zeichnete sich bereits auf den ersten Metern ab. Ohne Warmlaufen ging es in den Hang, und der war nach den Regenfällen der letzten Tage tief und stellenweise auch rutschig. Begleitet wurden wir dabei von kontaktfreudigen Rindern, die ihrem Übermut auf der Weide freien Lauf liessen.
Nach der Querung einer Waldstrasse geht es in den Wald, es folgen unzählige Stufen und erste Nagelfluhbrocken. Rund einhundert Meter unterhalb des Gnipens kommen wir unverhofft zurück in offenes Gelände. Prompt werden wir dabei erneut von einer neugierigen Rinderherde erwartet, die den sonst schon weichen Boden in diesem Teilstück bereits umgepflügt hat. Eine Wegmarkierung fehlt hier, der Weg führt jedoch flach rechts weg in Richtung Felssturzgebiet.
Mahnmal an Bergsturz
Im Gebiet Obere Hütte öffnet sich die Szenerie, es lohnt sich, die Aussicht auf die nahe Rigi, auf Zugersee und Lauerzersee zu geniessen. Wer sich bereits etwas Hunger erarbeitet hat, findet hier eine schöne Feuerstelle mit Holz. Für uns gilt es jedoch, die letzten 150 Höhenmeter in Angriff zu nehmen. Beim Wegweiser Gnipen West könnte man durch das Bergsturzgebiet Goldau absteigen, wir nehmen stattdessen Kurs auf das Kreuz.
Ein eigentliches Gipfelkreuz hat der Gnipen allerdings nicht, etwas unterhalb der höchsten Stelle steht hier ein Mahnmal an den Bergsturz von 1806, bei dem 457 Menschen ums Leben kamen. Die Narben, die das damalige Ereignis hinterliess, sind in der Flanke noch deutlich zu sehen, während als Kontrast dazu hinter uns eine mit Blumen gesättigte Frühlingswiese voller Leben ist.
Wirtewechsel auf dem Wildspitz
Den Weg vom Gnipen zum Wildspitz kennen wir bereits, möchten aber im Bergrestaurant beim Wirtepaar Veronika und Martin Keiser noch eine letzte Rösti geniessen. Im Juli treten bekanntlich Sandra und Dani Michel die Nachfolge im höchstgelegenen Zuger Restaurant an (zentralplus berichtete).
Nach einem kurzen Ausflug auf den nahen Gipfel geht es denselben Weg zurück zum etwa 25 Minuten entfernten Gnipen, wo sich inzwischen eine muntere Wanderschar eingefunden hat und den Sonntag geniesst. Hier folgen wir dem Wegweiser in Richtung Langmösli. Bei der Ober Bleichi stiegen wir das letzte Mal ab in Richtung Oberalpli/Alpli, wo es zu einer überraschenden Begegnung mit einer Herde von rund 20 Gämsen kam (zentralplus berichtete). Diesmal bleiben wir auf dem Gratweg, bis es nach einer Biegung unverhofft fast vertikal in die Tiefe geht. Ohne die in den Fels gehauenen Eisen und ein Halteseil wäre der Weg hier kaum begehbar.
Schneller, aber deftiger Abstieg
Der Abstieg über die Hagegg hat es aber auch danach noch in sich. Aufgeweichte, tiefe Böden, rutschiger Nagelfluh und weitere Treppen erfordern Konzentration und Gleichgewichtssinn. Wir erinnern uns, dieses Teilstück vor einigen Jahren schon einmal begangen zu haben, damals aber bergauf. Die damalige Bezeichnung, der schnellste, aber nicht ganz ungefährliche Weg auf den Wildspitz, hat weiterhin seine Gültigkeit. Überraschend ist nur, dass dieser Weg an diesem Tag von so vielen Bergläufern begangen wurde, die wohl den einen oder anderen Schuh voll Morast mit nach Hause brachten.
Einige Minuten nach der Hagegg zweigt unser Weg scharf links ab, wir folgen dem Wegweiser in Richtung Hageggbann. Die letzte Viertelstunde zurück zum Rufiberg geht es auf einer gekiesten Walstrasse, ab Dürrenboden gilt es, noch ein paar hundert Meter auf Asphalt zu bewältigen. Für einmal sind wir über den Hartbelag gar nicht unglücklich, so lässt sich zumindest ein Teil des Morasts noch abtreten.
Fazit: Eine sportliche Halbtagestour mit Ausblick für sichere Wanderer. Man sollte sie nicht nach ausgiebigen Regenfällen und nur mit Stöcken begehen.
Routendetails
Distanz: 9,2 km
Wanderzeit: 3:40 Stunden
Höhendifferenz: 697 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 1046/1579 m ü. Meer
Route: Rufiberg 1046 m ü. Meer – Ober Hütte 1383 – Gnipen (West 1533) – Gnipen 1564 – Wildspitz 1579 – Gnipen – Obere Beichli 1527 – Unter Beichli 1395 – Hagegg 1250 – Dürrenboden 1058 – Rufiberg.
Anreise: Via Arth oder Walchwil mit dem PKW über einspurige Bergstrasse bis Rufiberg, hier stehen etwa ein Dutzend Parkplätze bereit. Keine Variante mit ÖV.