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Tolle Runde zum Tomasee oberhalb Andermatt

Wanderung vom Oberalppass via Pazolastock zur Rheinquelle

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 930 m
  • 930 m
  • 10,5 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Auf 2344 Metern über Meer bietet Laid da Tuma an heissen Sommertagen eine willkommene Erfrischung. (Bild: hch)

Vom Oberalppass geht es auf dieser gut vierstündigen Wanderung über den Pazolastock zum Lai da Tuma (Tomasee). Dabei führt der hochalpine Rundweg an die Ursprünge des Rheins – und begeistert mit kühler Bergluft und einem erfrischenden Bad. Wir haben dazu einige Tipps.

Die Wanderung vom Oberalppass zur Rheinquelle – so haben es sich die Tourismusverantwortlichen ausgedacht – will sich an 50 Millionen Menschen richten. So viele leben entlang des Flusses, der nach 1320 Kilometern in den Niederlanden ins Meer mündet. Der knallrote Leuchtturm auf dem Oberalppass soll dies symbolisieren. Dabei wirkt das rund 10 Meter hohe Konstrukt auch beim zweiten Begehen dieser famosen Rundwanderung noch so deplatziert wie eine Staumauer in der Sahara.

Dem Rummelplatz auf dem Oberalppass entfliehen

Schraubt man sich erst einmal etwas in die Höhe, verblassen die Eindrücke vom Pass so rasch wie der Motorenlärm verstummt. Der Mix aus Cabriolet- und Harley-Piloten, Gümmelern, E-Bikern und Wohnmobiltouristen macht rasch Wanderern Platz, der Geruch von Sommerwiesen verdrängt den morgendlichen Fritteusengestank. Dabei geht es überraschend ruhig zu. Jene, die den Rundweg über den Pazolastock auf sich nehmen, sind an diesem heissen Sonntag nicht sonderlich zahlreich.

Ohne Schweiss kein Preis, dies gilt für den Sommer 2022 ganz besonders. Der gut ausgebaute Bergweg auf den Pazolastock steigt stetig an, die 700 zu bewältigenden Höhenmeter gilt es mehr oder weniger in einem Durchgang zu bewältigen. Es lohnt sich, die Wanderung nicht zu schnell anzugehen. Dafür entschädigen schöne Ausblicke und die Aussicht auf ein erfrischendes Bad.

Überreste von Militär-WK auf der Wanderung

Immer wieder säumen auf dem Anstieg Steinbauten der Armee den Weg, manch ein Zentralschweizer Gebirgsfüsilier hat hier wohl seine Zeit mit Steineschleppen verbracht. Die Blumenwiesen werden rarer, die Landschaft wird karger und die Felsen und der Blockschutt am Wegesrand werden zahlreicher. Spätestens als wir 90 Minuten nach dem Start die Pazolalücke hinter uns lassen, sind wir in den Hochalpen angekommen, am Nordhang sind auch im Juli noch letzte Schneeflecken zu sehen.

Nach der Pazolalücke führt der Weg in Serpentinen hoch zum Gipfel, wir folgen dabei einem gemütlich ausschreitenden Wanderer, dessen Handy dafür mit sehr viel Ausdauer «GPS-Signal verloren» meldet. Verloren gehen kann man hier aber auch kaum, der Weg ist zwar etwas ausgesetzt, doch so gut ausgebaut, dass das Kreuzen von entgegen kommenden Wanderern jederzeit gut möglich ist.

Offizielle und inoffizielle Rheinquelle

Der Abschnitt zwischen Pazolastock und Martschallücke führt auf dem Grat entlang, der gleichzeitig die Grenze zwischen den Kantonen Uri und Graubünden markiert. Wer von hier in Richtung des bei Skitourengängern beliebten Val Maighels blickt, sieht nichts als Berge – und schon gar keinen Rhein, der hier entspringen soll.

Als eigentliche Rheinquelle wird zwar gemeinhin der Tomasee angegeben. Die Quelle des Rein da Tuma, dem Oberlauf des Vorderrheins, liegt jedoch unterhalb der Martschallücke. Wer diesen Ursprung besichtigen möchte, muss beim Abstieg einen etwa zehnminütigen Abstecher einplanen (hin und zurück). Danach führt der Abstieg weiter in Richtung Badushütte. Gerne hätten wir uns hier auf 2500 Metern über Meer eine kleine Stärkung gegönnt, waren dabei aber offenbar nicht die einzigen. Denn kurz nach dem Mittag waren bereits alle Kuchen ausverkauft.

Grandiose Aussicht

Von hier führen zwei Wege zum See. Wir nehmen den etwas weiteren über die Alp Tuma, mit gutem Grund: Die Aussicht im unteren Teil ist schlichtweg fantastisch. Hinten Blockschutt, abgeschlossene Täler und vorne der glitzernde Bergsee mit einer grossen Grasfläche, die gerne zum Picknicken genutzt wird. Mit geschätzten 15 Grad ist das kristallklare Gewässer zwar nur für Hartgesottene zum Baden geeignet, dennoch hört man nun aus allen Richtungen immer mal ein Platschen – gefolgt von einem leicht erschrockenen Ausruf. Wer es dennoch wagen möchte, dem sei das östliche Seeende empfohlen, da hier deutlich weniger Schlick und Steine vorhanden sind.

Etwa in der Mitte des Sees ist am Wanderweg eine Tafel angebracht, die auf die «Rheinquelle» hinweist. Wir folgen bei der nächsten Verzweigung dem unteren Weg und nehmen einige Extraminuten bis zum Seeende in Kauf. Denn hier stürzt der Bach – von einem Fluss kann noch keine Rede sein – einen hübschen kleinen Wasserfall herunter – sozusagen der erste Rheinfall.

Nicht zu unterschätzender Rückweg

Der Rückweg führt etwa 50 Meter höher über einen Grat, von dem aus der Abstieg in Richtung Andermatt beginnt. Dieser Schlussabschnitt wird gerne von Ausflüglern begangen, die auf direktem Weg die Rheinquelle besichtigen wollen. Ganz ohne ist der Weg, der häufig als eher leicht beschrieben wird, jedoch nicht. Besonders im oberen Bereich gilt es einige knifflige Kehren durch den Fels zu bewältigen, die stellenweise mit Ketten gesichert sind – wohl eher ein knappes T3 als sneakerstauglich, zumal der Gegenverkehr deutlich zunimmt.

Etwas widersprüchlich sind auch die Zeitangaben. Offizielle Beschreibungen geben vier Stunden für den direkten Weg vom Oberalppass zum Lai da Tuma an (hin und zurück), während der Wegweiser beim See für den Rückweg gerade mal eine Stunde nennt. Realistisch erscheinen eher 80 Minuten. Denn auch wenn der Weg entlang der Bergflanke über schöne Alpweiden führt, zieht sich die gut vier Kilometer lange Strecke doch etwas.

Gerade der letzte Abschnitt, der neben der Strasse zum Oberalppass hoch führt, benötigt noch etwas Motivation. Wer mit dem Auto anreist, kann den Einstieg zu dieser tollen Wanderung hier absolvieren, es stehen zahlreiche Gratisparkplätze zur Verfügung.

Distanz: 10,5 km
Wanderzeit: 4:30 Stunden
Höhendifferenz: 930 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 1979/2741 m ü. Meer
Route: Oberalppass 2046 m ü. Meer – Pazolalücke 2582 – Pazolastock 2739 – Martschallücke 2742 – Badushütte 2502 – Lai da Tuma / Rheinquelle 2344 – Trutg Nurschalas 2056 – Oberalppass.

Anreise: Mit Auto bis Oberalppass (Parkplätze kostenpflichtig) oder den Wanderparkplatz etwa 400 Meter danach benutzen. Mit den SBB via Göschenen/Andermatt, danach mit der Matterhorn Gotthard Bahn bis Haltestelle Oberalppass.

Verwendete Quellen
  • Eigene Begehung
  • Stiftung Leuchtturm Rheinquelle
  • Hinweistafeln

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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Furger
    Peter Furger, 27.07.2022, 08:52 Uhr

    Wenn man schon in der Gegend (also auf dem Gipfel) ist, lohnt sich auf jeden Fall vom Pazolastock her der Abstecher zum Rossbodenstock mit dem markanten Gipfelkreuz, welches auch von Andermatt her sehr gut sichtbar ist.

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