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Kein billiges Vergnügen, doch es lohnt sich!

Touristenwandern auf dem Pilatus

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 120 m
  • 120 m
  • 6.2 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●

Der Weg ist eng, aber gut gesichert.

(Bild: Urs Kyburz)

Der Pilatus ist Pflicht in jedem asiatischen Reiseprogramm. Das ist auch wenig erstaunlich, denn wo sonst kommt man in 25 Minuten vom Flachland in 2000 Meter Höhe und geniesst eine solch grandiose Rundsicht auf das Mittelland, den Jura, die Vogesen, den Schwarzwald und die Alpen vom Säntis bis zu den Berner Alpen? Eben.

Der Pilatus ist eigentlich gar kein Berg, sondern ein Massiv mit mehreren Gipfeln. Das und die Tatsache, dass der Hausberg der Luzerner gar nicht auf Luzerner Boden steht, stört aber niemanden. Was aber bewegt meine Familie dazu, einen solch touristischen Ort aufzusuchen? Schuld daran ist der Geoblog, eine Seite, die regelmässig Geografierätsel aus der Schweiz veröffentlicht.

Der «Dragon Ride» verhalf uns zu diesem Ausflug

Normalerweise gibt es ausser Ruhm und Ehre nichts zu gewinnen, ausser dieses eine Mal, als die neue Seilbahn auf den Pilatus gefragt war. Ich gewann eine Freifahrt, welche wir nun einlösen. Wir fahren also mit der Gondelbahn von Kriens hoch zur Fräkmüntegg, wo wir in den «Dragon Ride», die neue und stylishe Seilbahn, umsteigen. Und es hat sich gelohnt, gleich die erste Fahrt zu nehmen, es hat nur wenige Leute in der Kabine, so dass wir die Aussicht geniessen könnten, wäre da nicht der Nebel, der uns nun umhüllt.

Aber kurz vor dem Ziel brechen wir aus diesem aus, gleissendes Sonnenlicht empfängt uns. Wir schauen uns auf dem Kulm um, es hat sich einiges getan seit den neunziger Jahren, als wir regelmässig zum Klettern hier waren. Die Souvenirläden sind grösser, der Uhrenshop wird von Chinesen bedient. Kein Zweifel, welche Gäste man hier anspricht. Direkt von der Plattform aus schauen wir einer Steingeiss zu, die ein Junges mit sich führt, wohl kaum älter als zwei Wochen.

Wir steigen auf den «Esel», einen der Gipfel des Massivs. Ein Weg mit Geländer führt hoch, bestens abgesichert für das Zielpublikum. Wie erwähnt geniesst man hier oben eine fantastische Aussicht, die jedoch stellenweise von Wolken verhindert wird. Ein Gerät, das aussieht wie die Fernrohre an Aussichtspunkten, verrät einem bei der Durchsicht die Namen der Berge. Ein guter Service, ich würde sie nicht alle kennen.

Ab auf den «Blumenpfad»

Nun wenden wir uns dem «Blumenpfad» zu, einer kurzen Wanderung aufs Tomlishorn. Der Weg ist weitgehend asphaltiert (ist aber nicht so schlimm, wie es klingt) und durchgehend mit Geländer gesichert, denn auf der einen Seite ragen die Felsen in die Höhe, auf der anderen fällt das Gelände steil ab. Metallplaketten zeigen uns die Namen der Blumen. Nur haben solch fix installierte Tafeln den Nachteil, dass sich die Pflanzen nicht daran halten und mit den Jahren ihren Standort wechseln. Und ich habe den Verdacht, dass dem einen oder anderen Touristen egal ist, dass es sich hier um ein Pflanzenschutzgebiet handelt, und er die Blumen abreisst.

Der Weg bietet eine tolle Aussicht, Bänklein laden immer wieder zum Rasten ein. Und wo Rastende sind, stellen sich schnell auch mal die Alpendohlen ein, die auf den einen oder anderen Happen hoffen. Sogar aus der Hand fressen sie.

Beim Schlussanstieg zum Tomlishorn ist fertig mit Asphalt, da gibt es wieder ruppige Wanderwege. Und das ist gut so. Bald stehen wir auf dem eingefriedeten Gipfel und schauen aufs Wolkenmeer und ins Mittelland. Unsere drei Seen, den Sempacher-, den Baldegger- und den Hallwilersee, sehen wir gut, auch unser Zuhause können wir erahnen, wegen dem Dunst sind die Details schwierig auszumachen.

Wir kehren auf demselben Weg zurück zur Station, wo ein Kaffee fällig ist. Inzwischen sind auch die Touristen aufgewacht und überfluten den Berg. Kabine um Kabine werden noch mehr Chinesen und Inder hochbefördert. Wir machen noch den Rundgang durch die Felsengalerie, bevor wir mit dem Drachen wieder zur Fräkmünt reiten. Dank geschickter Positionierung ergattern wir uns wieder eine der begehrten Sitzbänke und können das Panorama auch in der Abfahrt geniessen.

Tipps

Der Pilatus ist kein billiges Vergnügen, das Retourbillet von Kriens oder Alpnach (mit der steilsten Zahnradbahn der Welt) kostet für einen Erwachsenen ohne Halbtaxabo 72 Franken. Will man mit der ganzen Familie einen Ausflug auf den Aussichtsberg machen, wird es schnell mal sehr teuer. Zweimal 72 Franken und x Mal 36 Franken belasten das Familienbudget arg. Da lohnt sich die Anschaffung der Juniorkarte für die Kinder für 30 Franken, denn damit fahren sie gratis und man hat somit schon 6 Franken pro Kind gespart. Wenn man sonst auch ab und zu Bahn fährt, lohnt sich die Anschaffung allemal, ebenso jene für ein Halbtaxabo.

Möchte man endlich mit den Kindern richtig wandern gehen, lässt sich auf dem Pilatus gut prüfen, wie es um die Ausdauer und die Geländegängigkeit steht. Es gibt nicht nur den Blumenpfad aufs Tomlishorn, man kann auch zu den Chilchsteinen auf der Südseite absteigen, wo sich die Kinder auf den Felsen austoben können. Wenn man die Zahnradbahn nimmt, kann man bei der Haltestelle Aemsigen aussteigen (Halt auf Verlangen) und zur Bergstation hoch wandern.

Weitere Beiträge von Urs Kyburz sind auf seinem Blog www.idnu.ch zu finden.

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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Bergwanderer
    Bergwanderer, 10.10.2022, 16:56 Uhr

    Hallo Urs

    Vielen Dank für den Bericht. Obwohl ich den Pilatus recht gut kenne, habe ich deine Zeilen mit Spannung und Freude gelesen. Immer wieder schön, über den Luzerner Hausberg zu lesen.

    Alles Gute und liebe Grüsse

    Rolf

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