Morgartenberg: Entspannt auf den kleinen Wildspitz-Bruder
- Bewertung★★★★★
- 552 m
- 552 m
- 11,1 km
- Dauer●●●
- Technik●●●
Als Wanderziel hat der 1243 Meter hohe Morgartenberg kaum je Schlagzeilen gemacht. Dafür steht schon eher dessen naher Bruder, der Wildspitz. Doch die nicht zu lange Tour oberhalb des Ägerisees bietet eine gute Gelegenheit für eine erste Rundwanderung – und etwas Geschichtsunterricht zur Schlacht an dessen Hängen.
Der Begriff «Berg» mag ein bisschen hoch gegriffen sein für diese Erhebung oberhalb Sattel, die nur kurz hinter der Zuger Grenze im Kanton Schwyz liegt. Der Aussichtshügel auf 1243 Metern über Meer bietet jedoch eine tolle Rundsicht zu den Alpen, zum benachbarten Wildspitz und über den Ägerisee.
Unsere Route auf den Morgartenberg begann an diesem Frühlingstag im Dorf Sattel bei der Kirche. Erfolgt die Anreise ab Zug, bietet sich alternativ der Einstieg in Morgarten an. Auf einer asphaltierten Strasse geht es leicht ansteigend voran. Dieses Stück kommt uns bekannt vor, und tatsächlich liefen wir es bereits im Herbst bei dichtem Nebel, vom Mostelberg her kommend (hier geht es zum Tourenbeschrieb).
Empfehlenswerte Abkürzung
Nach rund 20 Minuten werden wir bei Lustnau von einem spielfreudigen Border Collie begrüsst. Hier sollten Hundefreunde etwas Zeit einplanen, bevor wir gleich beim Wegweiser auf der linken Strassenseite in Richtung Morgartenberg abbiegen. Der Weg in Richtung Flue ist auf dem Wegweiser zwar nicht beschrieben, man spart sich damit aber mehr als eine halbe Wegzeit auf Hartbelag.
Und fehl gehen kann man auch nur sehr schwer: Beim Strassenende hangwärts, bei der erstbesten Gelegenheit durch die Lücke im Zaun und auf der anderen Seite diagonal über den Sunnenberg – mit etwas Konzentration ist der Weg in der Weise gut erkennbar. Hinter der nächsten Hügelkuppe geht es dann auch bereits wieder zurück auf die Bergstrasse, die wir so elegant abkürzten.
Bei Unterer Morgarten erwartet uns dann nicht nur eine Sitzbank, sondern auch der nächste Wegweiser – wir sind also richtig. Und nicht nur das, auch der Hartbelag wird nun für längere Zeit der Vergangenheit angehören. Oben ist bereits das Gipfelkreuz zu sehen, zwischen Obstbäumen und saftigen Wiesen führt die Naturstrasse hoch. Doch auch wenn der Weg nicht allzu steil ist, in die Beine geht er dennoch. «Hütet euch am Morgarten!» Dieser Ausspruch, der von der Schlacht überliefert sein soll, geht uns auf dem letzten Teilstück vor dem Gipfel durch den Kopf. Denn die ungewohnte Frühsommerwärme zollt ihren Tribut.
Der höchste Zuger
Beim Gipfelkreuz auf 1243 Metern über Meer geniessen wir die Aussicht auf den Wildspitz auf der anderen Talseite, der noch letzte Schneereste aufweist. Vier verschiedene Routen auf den höchsten «Zuger» haben wir schon beschrieben:
Das Gipfelbuch auf dem Morgartenberg ist digital und führt auf eine private Webseite mit buntem Mix und Singletreff – da weist die frühere, analoge Variante doch bedeutend mehr Charme auf. Vom Kreuz aus geht es am schönen Krokusfeld vorbei zurück zum Wegweiser auf 1239 Metern. Dies erklärt die unterschiedlichen Angaben zur Höhe, der Gipfel selbst liegt vier Meter höher. Talwärts geht es nun an der Feuerstelle Schooshöchi vorbei durch den Finsterwald, bevor sich am Waldrand eine schöne Sicht über die Rothenthurmer Ebene bietet. Der Abschnitt ist Teil des Kraftwegs Rothenthurm, ein letztes Jahr erstellter Erlebnisweg von drei Stunden Dauer.
Warum stehen zwei Tische im Wasser?
Beim nächsten Verzweiger, Chli Morgarten, haben wir die Wahl: einen Umweg über St. Jost einlegen, wo wir letzten Frühling vorbeikamen (zentralplus berichtete), oder auf direktem Weg zurück? Wir sparen uns die zusätzliche Stunde Wegzeit und steigen in Richtung Ägerisee ab. So schön wie hier oben zeigt sich der zweitgrösste Zuger See selten. Ein Rätsel geben uns jedoch zwei Tische auf, die im Teufiwald mit allen Beinen in Wasserzubern stehen. Wie eine spätere Nachfrage ergibt, unterhält hier ein Imker während der wärmeren Jahreszeit seine Bienenvölker.
Auf dem Panoramaweg Ägerital gehend, passieren wir eine weitere Feuerstelle und stehen alsbald vor dem Abzweiger Fisterenwald. Zwei nahezu gleich lange Wege führen von hier aus in einer Stunde nach Schornen zur Schlachtkapelle, der obere durch den Wald weitgehend auf Naturstrassen. Wir gehen also zurück in die Höhe und auf Schwyzer Territorium.
Ein kurzer Abstecher führt von hier aus zur Alpwirtschaft Rapperli, die an schönen Wochenenden schon vor dem eigentlichen Saisonstart geöffnet ist und neben Getränken auch kalte Plättli anbietet. Es ist dies die einzige Verpflegungsmöglichkeit auf der Wanderung, ausser man trägt einen gut gefüllten Rucksack mit sich.
Es wird noch etwas abenteuerlich
Nach einem kurzen Wegstück auf Hartbelag zweigt der Weg über die Figlenflue ab. Für einmal kommt ein wenig Berggefühl auf, der Weg ist auf diesem etwas ruppigeren Abschnitt bis zur Schlachtkapelle rot-weiss geführt. Ausgesetzt ist er aber nicht, die wenigen anspruchsvolleren Stellen sind mit Ketten gesichert. Oberhalb des Schlachtgeländes bietet eine Aussichtsplattform noch einmal schöne Ausblicke auf den Ägerisee, man kann sich ausserdem eine Geschichte zur Schlacht vorlesen lassen.
Beim markanten Letziturm können sich Geschichtsinteressierte im Info-Zentrum über die Schlacht am Morgarten von 1315 erkundigen. Wobei das mit der Schlacht bekanntlich so eine Sache ist. Historisch gesichert ist bisher einzig, dass Herzog Leopold von Habsburg mit einem militärischen Gefolge im November 1315 durch das Ägerital gegen Sattel zog. Am Morgarten gerieten die Habsburger in einen Hinterhalt und wurden in die Flucht geschlagen.
Wir selbst treten unseren Rückzug in Richtung Ausgangspunkt an und halten uns dazu nach der Schlachtkapelle links in Richtung Sattel Dorf, das von hier aus in einer Viertelstunde erreicht wird.
Fazit: Familientaugliche, nicht allzu strenge Runde mit etwa einem Drittel Hartbelag und viel Erlebnischarakter zwischen Zug und Schwyz. Schöne Aussichten und mehrere Feuerstellen laden zum Geniessen ein.
Routendetails
Distanz: 11,1 km
Wanderzeit: 3:25 Stunden
Höhendifferenz: 552 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 751/1242 m ü. Meer
Route: Sattel 810 m ü. Meer – Lustnau 935 – Morgartenberg 1243 – Chli Morgarten 1069 – Teufiwald Süd 1030 – Fisterenwald 1000 – Rapperen 988 – Schornen 750 – Sattel.
Anreise: Mit dem ÖV: Ab Zug mit ZVK-Bus 601 bis Oberägeri Station und Bus 609 bis Morgarten Denkmal. Ab Luzern bis Arth-Goldau, danach mit der S31 in Richtung Biberbrugg bis Sattel Dorf.
Mit dem PW bis zur Kirche St. Peter und Paul, hier stehen einige kostenlose Parkplätze zur Verfügung.
- Artikel von zentralplus
- Telefonat mit Oberägerer Imker
- Begehung der Wanderung