Erstaunliche Gipfelerlebnisse auf dem Chli Aubrig
- Bewertung★★★★★
- 540 m
- 540 m
- 8,4 km
- Dauer●●●
- Technik●●●
Was man als Zentralschweizer an Auffahrt unternimmt? Wallfahren nach Einsiedeln natürlich. Da dies keine tagesfüllende Angelegenheit ist, gab es vorher noch eine schöne Wanderung von der Sattelegg auf den Chli Aubrig. Und etwas Erstaunen über die vielen Zürcher, die sich da auf dem Gipfel drängen.
Das Gebiet im äusseren Schwyzer Kantonsteil stand schon länger auf meiner Wanderliste. Mit einer Höhe von 1’642 Metern über Meer kann man mit der Besteigung des Chli Aubrig zwar nicht angeben. Die Aussicht auf den nahen Sihlsee, den grössten Schweizer Stausee, und auf die Glarner Alpen erklärt aber die Beliebtheit dieser Wanderung.
Der Einstieg zur Wanderung erfolgt auf der Sattelegg zwischen Vorderthal und Willerzell. Wie es sich für einen Passübergang gehört, ist hier vor allem an schönen Wochenenden viel los: Im Winter lockt der (kleine) Skilift, im Sommer sorgt die Passstrasse für viel Verkehr.
Rundweg durch den Sumpf
Erst gilt es, den riesigen und morgens weitgehend leeren Parkplatz zu überqueren, bevor wir uns in Richtung Unter Alten halten. Beide aufgeführten Wege führen zwar zum Chli Aubrig, die Wanderzeit zum Gipfel beträgt von der Wägitaler Seite jedoch 20 Minuten länger. Ob wir die Rundtour deswegen als einzige in diese Richtung begehen? Der Grund ist jedoch ein anderer, wie sich bald zeigen wird.
Der Weg führt die erste halbe Strasse über eine Kiesstrasse. Noch einige Minuten lang begleitet uns der Töfflärm in der frühlingshaften Natur, während sich vor dem Auge mit Brünnelistock und Mutteristock schon Boten des nahen Kantons Glarus zeigen. Als der Weg zunehmend bergauf führt, ändert sich auch das Terrain. Der grasige Untergrund wird nun zunehmend sumpfiger.
Zwar führen immer wieder einzelne Bauten und einfache Holzbrücken über den nassen Untergrund. Die Sneaker-Wanderer, die uns immer mal wieder entgegenkommen, werden am Abend jedoch ausgiebig ihr Schuhputzzeug nutzen müssen. Der Abschnitt ist offenbar bekannt für das schwierige und nasse Terrain, wie wir später von anderen Wanderern erfahren werden.
Abzweiger zum Gross Aubrig
Eine Viertelstunde nach der Alp «Unter Alten» führt ein Abstecher zur Alpwirtschaft Ahoräli – die Strecke lohnt sich nur schon wegen der ungewohnten Namen, die es auf den Schildern zu entdecken gibt. Würden wir den Gross Aubrig noch mitnehmen wollen, der seinen kleinen Bruder um knapp 50 Meter überragt, wäre hier ein erster Abstecher möglich.
Wir nehmen stattdessen den direkten Weg auf den kleinen Gipfel, von dem uns noch eine gute Stunde Wanderzeit und 300 teilweise recht stotzige Höhenmeter trennen. Eine Einkehrmöglichkeit besteht auch auf dieser Route; auf einer Hügelkuppe wartet die Alpwirtschaft Wildegg mit einem einfachen Angebot auf hungrige Wanderer.
Halb Zürich auf dem Gipfelweg
Kurz vor der Alpwirtschaft führt unser Weg über die Wiese und zweigt eine Viertelstunde vor dem Gipfel in den Gipfelweg ein. Mit der einsamen Ruhe ist es nun vorbei, viele andere scheinen dieselbe Wanderung geplant zu haben. Unter verschiedenen Schweizer Dialekten und Hochdeutsch hört man vor allem diesen Züri-Slang, bei dem augenscheinlich jedes vierte Wort durch einen englischen Begriff ersetzt wird.
Nachdem die letzten Höhenmeter in Gesellschaft genommen sind, bleibt man auch auf dem Gipfel nie alleine. Es ist immer wieder ein Phänomen, dass nur ein Picknick-Platz auf dem Gipfel in Frage zu kommen scheint. Doch dass sich Wanderinnen so wie auf dem Chli Aubrig drängen, ist ungewohnt. Aufgereiht wie auf der Perlenkette sitzen die Berggänger an diesem Tag auf dem schmalen Grat und versuchen teilweise akrobatisch, sich bestmöglich zu verpflegen. Wer tagsüber in der Grossstadt unterwegs ist, sucht wohl auch in der freien Natur etwas Dichtestress – dazu gibt es hier eine tolle Rundumsicht mit Tödi, Stoos, Mythen und dem glitzernden Sihlsee.
Tierischer Besuch
Für den Abstieg soll es einen direkten, steilen Weg auf der Flanke geben, den wir aber nicht entdeckt haben. Unseren Rückweg zur Wildegg haben wir aber nicht bereut; plötzlich auftauchende junge Ziegen sorgen für viel Kurzweil auf dem doppelt begangenen Wegstück. Über Bergwege und Weiden führt der Weg via Egg und Wicherten nun stetig absteigend zurück.
Spätestens, als der Kiesweg bei der Hinter Sattelegg in eine asphaltierte Strasse einmündet und das Motorengeräusch von der Passstrasse in die Bergwelt dringt, ist klar, dass das Ende der Wanderung nicht mehr weit ist. Hier, wo der Parkplatz nun mit Ausflüglern voll belegt ist, würde eine weitere Einkehrmöglichkeit warten. Alternativ locken die nahen Sihlsee und Wägitalersee mit einem erfrischenden Bad oder Einsiedeln mit einem Rundgang.
Distanz: 9,1 km
Wanderzeit: 3:10 Stunden
Höhendifferenz: 550 m aufwärts, 550 m abwärts
Min./Max. Höhe: 1180/1604 m über Meer
Route: Sattelegg 1190 m ü. Meer – Stofel – Schwanten 1080 – Steinwändli 1203 – Unter Alten 1309 – Ober Alten 1410 – Berg 1561 – Chli Aubrig 1642 – Wildegg 1506 – Egg 1347 – Wicherten – Hinter Sattelegg 1234 – Sattelegg.
Anreise: Mit dem Auto bis zur Sattelegg (zahlreiche Gratis-Parkplätze). Vom 9. Juli bis 14. August fährt jeweils Mittwoch, Samstag und Sonntag um 10 Uhr ein Shuttle-Bus ab Pfäffikon (Preis 5 Franken).
Empfehlung: Im letzten Drittel der Wanderung von Egg über Chrähwäldli/Hirzen anstelle des Kiesweges über Wicherten. Der Weg ist leider nicht ausgeschildert, aber ein durchgehender Wanderweg.