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Drei-Gipfel-Wanderung auf dem Pilatusmassiv

Auf Steinbocksuche zwischen Mittaggüpfi und Blaue Tosse

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 939 m
  • 939 m
  • 9,8 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Der Gipfel des Mittaggüpfi ist an diesem Tag beliebt. (Bild: hch)

Eine der erlebnisreichsten Zentralschweizer Wanderungen führt auf das Pilatusmassiv zum Mittaggüpfi. Auf dem schönen Gratweg zum Blauen Tossen besteht die Chance auf Begegnungen mit Steinböcken, bevor die etwas anspruchsvolle Rundwanderung zum Stäfeli zurückführt.


Die Wanderung hat einiges zu bieten: Atemberaubende Aussichten, anspruchsvolle Anstiege, mehrere Gipfel und vor allem die Chance auf Steinböcke. Ganz einfach ist der Ausgangsort Stäfeli jedoch nicht zu erreichen (siehe Anreise). Dafür fällt der Einstieg in die Wanderung umso leichter. Schuhe an und los geht es in Richtung Mittaggüpfi, das hoch über dem Stäfeliwald thront. Die Waldstrasse bietet auf dem ersten Kilometer ein lockeres Einlaufen, bevor es steil den Wald hinauf geht. Man sieht schon bald die Steilwand, die es auf den nächsten knapp 600 Höhenmetern zu überwinden gilt.

Bergbank statt Gämsen

Es lohnt sich, beim Anstieg auf dem Zickzackweg immer mal wieder nach Gämsen Ausschau zu halten, die sich hier gerne aufhalten. Da uns an diesem Wochenende jedoch stetig Leute entgegenkommen, ist es den Geissen wohl etwas zu hektisch. Dafür finden wir auf dem einsamen Bänkli unterhalb einer imposanten Felswand einen Sitzplatz, um den uns so mancher beneidet. Grundsätzlich ist der Güpfigrabe für Schwindelfreie gut begehbar. Wanderstöcke helfen; im oberen, etwas schrofferen Drittel des Wegs sind Ketten vorhanden.

Auf dem Grat angekommen, zeigt sich erstmals die tolle Aussicht. An Wochenenden lohnt es sich, die Umgebung schon hier etwas zu geniessen, Wandern als beliebte Freizeitaktivität scheint definitiv auch bei Jüngeren angekommen zu sein. Auf dem schmalen Gipfel des Mittaggüpfi drängen sich an diesem Tag erstaunlich viele Kinder, junge Erwachsene, aber auch Senioren und ein Funker mit seinem nur für Eingeweihte verständlichen «Charly-Bravo-Hotel-Delta»-Stakkato.

Höhepunkt auf dem Grat

Nach dem Aufstieg, der dank der Abwechslung überraschend leichtfiel, folgt mit dem Gratweg nun der eigentliche Höhepunkt der Wanderung. Rund vier Kilometer ist es vom Mittaggüpfi bis zur Blaue Tosse, immer auf dem Grat, manchmal etwas bergab, dann wieder etwas bergauf.

Und vor allem geht es stetig vorwärts mit einer bestechenden Aussicht. Auf der einen Seite vom Titlis zu den Berner Alpen mit Finsteraahorn, Eiger und Jungfrau bis ins Wallis mit dem Fiescherhorn. Auf der anderen Seite dampft das KKW Gösgen vor sich hin und in der Ferne glitzern der Sempachersee sowie hinter der Flugpiste in Emmen sogar noch der Zugersee.

Fast noch wichtiger als der Blick in die Ferne ist, was sich auf dem Weg selbst abspielt. Er ist bekannt dafür, dass hier immer mal wieder Steinböcke gesichtet werden, man kann das Wild hinter den Biegungen jeweils förmlich riechen – an diesem Tag scheinen sich die Berggeissen aber zu verstecken. Dafür stehen bei der Tripolihütte auf der Kantonsgrenze zu Obwalden schon die Schnapsflaschen für einen Innerschweizer Kaffee bereit.

Ab auf die Blaue Tosse

Auf diesem Wegabschnitt ab der Stäfelifluh sind auch die meisten ausgesetzten Stellen zu finden. Im Jahr 2018 wurde der Wanderweg aber durch den Zivilschutz umfangreich instand gestellt und ist nun dank vielen Stufen und Ketten durchgängig sehr gut begehbar.

Ab der Stäfelifluh ist es dann wieder weniger ruppig, sodass wir den ersten, recht steilen Abstieg auslassen. Die Blaue Tosse ist dann schon so nahe, dass wir auch diesen sehr einfachen Gipfel noch bezwingen und von da die Aussicht auf den Schimbrig und ins Entlebuch geniessen. Wer es noch etwas weiter mag, kann von hier bequem noch einen Abstecher zum Risettenstock machen.

Eigentlich wäre geplant gewesen, von der Blaue Tosse direkt über die Risetetagweid abzusteigen. Entweder ist der auf der Landkarte eingezeichnete Weg inzwischen nicht mehr begehbar oder wir haben den Abzweiger verpasst. So führte der Abstieg über die Riseteflue zwar in einem etwas weiteren Bogen, hatte dafür aber den Vorteil, nicht so steil auszufallen. Einzig oben, als aufgrund der Felsfarbe klar wurde, weshalb dieser Berg das Wörtchen Blau im Namen führt, mussten wir uns noch an Ketten bergab hangeln. Danach ging es auf einem schmalen, durch einen hohen Pflanzenbestand dicht bewachsenen Weg stetig bergab.

Alternativen auf dem Rückweg

Der Rückweg ist schnell beschrieben: Bei der Alp Risette kurz die Strasse hoch und nach etwa 200 Metern im Wald links hinunter; hier hilft ein einsames Wanderwegzeichen (gelb) an einem Baum etwas für die Orientierung. Danach führt der Wanderweg über ein recht feuchtes Waldstück entlang des Giessbachs über das Ober Stäfeli zurück zum Ausgangspunkt. Sollte es eben erst geregnet haben, empfiehlt es sich, weiter oben auf der Strasse zu bleiben.

Das Wegstück kann im Vergleich zum erlebnisreichen Rest der Wanderung nicht ganz mithalten, sodass wir ein nächstes Mal wohl eher den auf 1'500 Höhenmetern durchführenden Bergweg über die Stäfeliwang begehen würden (zweite Abstiegsmöglichkeit).

Distanz: 9,9 km
Wanderzeit: 4.15 Stunden
Höhendifferenz: 939 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 1304/1920 m ü. Meer
Route: Stäfeli 1304 m ü. Meer – Mittaggüpfi 1917 – Tripolihütte 1763 – Stäfeliflue 1922 – Blaue Tosse 1802 – Risete 1392 – Ober Stäfeli 1327 – Stäfeli.

Alternative: zwischen Stäfelifluh und Blaue Tosse direkt steil zur Risetetagweid absteigen und auf dem Bergweg via Stäfeliwang zurück. Damit spart man sich eine Viertelstunde.

Anreise: Mit dem Auto bis Stäfeli (Gemeinde Schwarzenberg). Hier bestehen entlang der Strasse zahlreiche Parkmöglichkeiten. Vorsicht vor den Unebenheiten auf den letzten zwei Kilometern des ausgefahrenen Strassenstücks, es besteht die Gefahr, dass der Unterboden des Autos wiederholt auf der Strasse aufschlägt.
Mit dem ÖV fährt man bis Entlebuch, dann mit dem Postauto bis Gfellen. Von dort aus führt ein Wanderweg nach Riseten, wo der Einstieg in die Rundwanderung möglich ist (Wanderzeit plus zwei Stunden).

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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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