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Offener Brief an Marco Sieber

Mika Buka schreibt an Marco Sieber (Bild: tschuttiheft.li)

Tschutti Heftli schreibt dem neuen Präsidenten der Löwen Sport und Event AG

 

Lieber Herr Sieber

Vor rund anderthalb Jahren wurden Sie als neuer Mitinvestor der Löwen Sport und Event AG vorgestellt. Es hat mich gefreut, dass sich ein weiterer Innerschweizer für ein Engagement beim FC Luzern begeistern konnte. Das Beispiel von Bulat Tschagajew hat gezeigt, was mit einem Verein passieren kann, wenn ein Investor die Herkunft und Tradition eines Vereins nicht respektiert und die eigenen Interessen über diejenigen des Vereins stellt. Umso mehr war ich davon überzeugt, dass sich eine Persönlichkeit aus dem Luzerner Hinterland der Bedeutung und der Tradition des grössten Innerschweizer Sportvereins bewusst ist und seine Entscheide entsprechend mit der nötigen Sorgfalt und dem angebrachten Respekt fällt.

Mittlerweile sind einige Monate vergangen und Sie sind vom Minderheitsaktionär zum Präsidenten der Löwen Sport und Event AG aufgestiegen. War die Rolle dieser Holding bei der Lancierung für viele noch unklar, haben die letzten Monate gezeigt, dass die Fäden des FC Luzern und der Swissporarena dort zusammenlaufen und die Löwen Sport und Event AG das wahre Machtzentrum des Innerschweizer Profi-Fussballs ist. Als Verwaltungsratspräsident dieser Holding sind Sie faktisch zum mächtigsten Mann im Umfeld des FC Luzern geworden. Herzlichen Glückwunsch zu diesem rasanten Aufstieg!

Als erfolgreicher Unternehmer sind Sie es sich gewohnt, Entscheidungen zu treffen und bestehende Strukturen und Prozesse zu optimieren. So überrascht es nicht, dass Sie gleich zu Ihrem Amtsantritt eine Duftmarke setzen wollen und einen Führungswechsel in der FC Luzern Innerschweiz AG angekündigt haben. Der aktuelle Präsident Mike Hauser, welcher sein Amt ehrenamtlich ausübt, soll durch einen festangestellten Präsidenten ersetzt werden. Diesen Entscheid begründen Sie mit der Tatsache, dass der FC Luzern mittlerweile zu einem Unternehmen mit über einhundert Angestellten und einem Umsatz im zweistelligen Millionenbereich angewachsen ist.

Dass ein solches Konstrukt nicht wie ein Dorfverein geführt werden kann, leuchtet selbstverständlich ein. Bei Ihren Ausführungen geht jedoch unter, dass der FC Luzern bereits jetzt in sämtlichen relevanten Ressorts von festangestellten Bereichsleitern geführt wird. Die operative Leitung obliegt seit Jahren Thomas Schönberger, welcher bereits in der Amtszeit von Walter Stierli einen hervorragenden Job gemacht hat. Um die Belange der Swissporarena kümmert sich Reto Mattmann als Stadionmanager. In der Person von Alex Frei wurde erst kürzlich ein neuer Sportdirektor installiert, welcher zusammen mit seinem höchst professionellen Team die Verantwortung im sportlichen Bereich trägt.

Durch diese Konstellation wird die Verantwortung auf verschiedene Schultern verteilt, wie dies Mike Hauser bei seinem Amtsantritt als seine Vision angekündigt hat. Die Aufgaben des Präsidenten sind in einem solchen Konstrukt nicht im operativen Bereich angesiedelt. Vielmehr ist er für die strategische Ausrichtung sowie für die Auswahl der Führungspersönlichkeiten zuständig. Mit Alex Frei hat Mike Hauser seinen Wunschkandidaten im wichtigsten Bereich installiert – trotz anderer Vorstellungen ihrer Investoren-Kollegen. Am Erfolg des Baslers darf auch Mike Hauser gemessen werden, jedoch erst nach einer gewissen Frist, die ein Sportchef benötigt und in Luzern so selten bekommt.

Von nicht geringerer Bedeutung ist die Rolle des Präsidenten als Aushängeschild des Vereins, die nur durch eine Persönlichkeit glaubwürdig ausgeübt werden kann, welche seit Jahren mit dem FC Luzern verbunden ist. Eine solche Person zu finden, die auch sonst ins Stellenprofil passt, dürfte äusserst schwierig werden. In einer Zeit, in welcher die Bleibedauer von Spielern und Trainern immer kürzer wird, sind solche Persönlichkeiten wie Mike Hauser für die Identifikation mit einem Verein von immenser Wichtigkeit. Das Herzblut und die Leidenschaft, die ein solcher Präsident in den Verein steckt, sind mit keinem Vollzeitpensum zu kompensieren.

Ihren Entscheid, sich beim FC Luzern zu engagieren, haben Sie ursprünglich mit der Leidenschaft für den Verein begründet. Mittlerweile klingen Ihre Worte wie die eines Investors, welcher auf einen möglichst hohen Finanzertrag aus ist. Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Leidenschaft für unseren Club bald wiederentdecken und realisieren, dass die wahre Rendite bei einem Fussballclub nicht in Form von Dividenden, sondern durch sportlichen Erfolg, Gemeinschaftsgefühl und unvergessliche Momente ausbezahlt wird.

Freundlichst

Mika Buka

  

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