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Nochem Räge schiint Sune

Ob das wirklich gesund ist? (Bild: fcl.fan-fotos.ch)

Wetter und Fussball – mit diesen Themen könnte Herr und Frau Schweizer ewig diskutieren.

Des Schweizers Lieblingsthema ist und bleibt das Wetter. Was gibt es Dankbareres, als kurz mit dem Nachbarn über den nebligen Morgenhimmel zu diskutieren oder am Arbeitsplatz ausführlich über den vorabendlichen Regenguss zu philosophieren. In diesem Jahr versorgte Pertrus Herr und Frau Schweizer mit besonders viel Gesprächsstoff. Der unsagbar kalte Winter zog sich solange hin, dass es sogar einzelnen Schweizern schon zu blöde wurde, sich immer wieder übers Wetter auszulassen. Der überfallartige Sommeranfang im Juli brachte aber auch diese Exponenten wieder dazu, ausführlich und schon fast erzürnt über die plötzliche Sauhitze zu fluchen.

Zu schon fast epischen Diskussionen kommt es, wenn sich das Lieblingsthema Nummer eins mit der schönsten Nebensächlichkeit der Welt kreuzt. Wetter und Fussball – das lockt sogar die grössten Anti-Fussballer zu einem Statement oder gar zu kopfschüttelnden Exkursen über Sinn und Unsinn des Spiels mit dem Ball. Erleben wir in der Schweiz in diesem Zusammenhang meistens die Kombination «Kälte und Fussball» oder auch «Nässe und Fussball», dürfen wir uns in den letzten Tagen über die Diskussion «Hitze und Fussball» erfreuen.

Ganze Seiten füllte dieses Thema in der letzten Woche. Illustere Zeitungen und Onlinplattformen überschlugen sich mit Superlativen – und die besorgten Herr und Frau Schweizer fragten nicht zu Unrecht: «Ist das denn gesund, bei solch heissem Wetter zu spielen?»

Dass es das Fussballspielen wohl nicht in die Top Ten der «Gesündesten Tätigkeiten bei hohen Temperaturen» schafft, ist allen klar. FCL-Trainer Carlos Bernegger sprach sogar davon, dass das Spielen unter solchen Bedingungen kriminell sei.

Gespielt wurde trotzdem und man kann erleichtert sagen: Es haben alle Spieler, Funktionäre und Fans überlebt. Die Spieler durften sich alle 15 Minuten eine Trinkpause gönnen und wurden mit kühlenden Westen behandelt.

Von solchen Erleichterungen wagte vor 59 Jahren bei der legendären WM-Hitzeschlacht von Lausanne kein Spieler zu träumen. Während der Partie Schweiz – Österreich stieg das Thermometer bis zu 40 Grad im Schatten. Auswechseln durfte man zu dieser Zeit noch nicht. Auch Österreichs Torwart Kurt Schmied durfte nicht ersetzt werden, obwohl er schon früh einen Sonnenstich erlitten hatte und sich nur noch torkelnd auf den Beinen halten konnte. Auch der Schweizer Roger Bocquet ereilte das selbe Schicksal. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und viel ohnmächtig zusammen. Die 32’000 Zuschauer kamen aber auch in den Genuss von zwölf Toren. Die Österreicher gewannen die 7:5. Es ist bis heute das torreichste Spiel an einer Fussballweltmeisterschaft.

Etwas zynisch könnte man also sagen, dass eine solche Hitze den Torreigen verstärkt und dass für ein torreiches Spektakel das Thermometer gerne vermehrt auf 40 Grad ansteigen dürfte. Als Vorbereitung für die kommende Weltmeisterschaft in Brasilien würde das sicher nicht schaden. Am diesjährigen Confederations Cup in Brasilien konnten sich die Spieler ein erstes Bild machen. Italiens Spieler Daniele de Rossi meinte dazu nach dem Spiel gegen Japan: «Das war eines der schwierigsten Spiele in meiner Karriere. Ich habe noch nie bei so einem Klima gespielt und selten so gelitten.»

Wir können uns also jetzt schon auf ausufernde Diskussionen um Fussball und Wetter freuen, wenn die Fussball-WM in Zusammenhang mit dem Wetter erörtert wird. Dann gibt es keinen Platz für irgendeinanderes Thema – versprochen.

Oliver Wehrli

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