Hat der FCL mit Egli den richtigen Fisch an Land gezogen?
:focal(50x50:51x51)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2013/07/imagescms-image-000154276.jpg)
Mit Andy Egli präsentiert der FCL einen namhaften Nachfolger für den ehemaligen Nachwuchschef Laurent Prince. Ist das der richtige Weg?
Im Verlaufe des gestrigen Tages vermeldete der FCL, dass Andy Egli, seines Zeichen 77-facher Nationalspieler, 4-maliger Schweizer Meister und Cupsieger mit dem GCZ und ehemaliger Coach des Luzerner Fanionteams, bei den Leuchten einen unbefristeten Vertrag als Nachwuchschef unterschrieben habe. Verschiedenste Medien berichteten, man sei keine Festanstellung eingegangen, sondern arbeite im Mandatsverhältnis zusammen. Dies nachdem namentlich der Blick bereits vor einigen Tagen kolportiert hatte, dass die e-mails, die das Leistungszentrum Nachwuchs betreffen, auf der Geschäftsstelle bereits seit längerem direkt an Andy Egli weitergeleitet würden.
Auf der FCL-Homepage begründet man die Verpflichtung des bis vor kurzem noch als TV-Experte Amtierenden damit, dass Egli ein erfahrener Fachmann sei, der Durchsetzungsvermögen, Ecken und Kanten habe und dank seiner reichen Erfahrung als Spieler und Trainer die Jungs im Nachwuchszentrum weiterbringen könne.
Seinen reichen Erfahrungsschatz dürfte wohl niemand bestreiten – Egli war sowohl als Spieler mit GC Zürich aber auch mit den Servettiens erfolgreich, als er zum Karriereende hin nochmals den Schweizer Meistertitel mit den Westschweizern gewann. Später, als Trainer war Egli mit seinen Teams meist im Abstiegskampf am Tabellenende beschäftigt.
Dass «Feuerwehrmann» Egli die hervorragende Arbeit des vormaligen Nachwuchschefs Laurent Prince erfolgreich weiterführen, ja gar noch verbessern kann, darf hingegen zumindest in Frage gestellt werde.
Als Laurent Prince seinerzeit die Stelle als Chef Nachwuchs antrat, fand er eine völlig unübersichtliche und schlecht organisierte Baustelle vor, in die es erstmals Struktur und Ordnung hineinzubringen bedurfte. Dies gelang Prince mit Bravour. Er gab der Talent-Ausbildungsstätte Nr. 1 der Zentralschweiz ein klares Konzept, liess regelmässige und zielgerichtete Trainingseinheiten mit einer klaren, modernen taktischen Schulung der Nachwuchskicker einrichten und verbesserte die (individuellen) Betreuungsmöglichkeiten der jungen Nachwuchshoffnungen nach und nach. Zudem gelang ihm eine synergetische Zusammenarbeit mit der Juniorenabteilung des SC Kriens, was spätestens seit der Zusammenlegung der U-17 Mannschaften (Team Innerschweiz FC Luzern-SC Kriens) vor einigen Jahren auch strukturell und finanziell nötig wurde, da der Schweizerische Fussballverband nur noch die Hälfte der Mittel für die Region Innerschweiz in Aussicht gestellt hatte.
Mit Ausnahme von Valentin Stocker, gingen sämtliche späteren Zentralschweizer Super-League-Debütanten den Weg via FCL-Nachwuchs und von dort in die 1. Mannschaft. Prince hatte sowohl in taktischer als auch in technischer Hinsicht ein klares Ziel vor Augen, die physische Grundlagen wurden in zielgerichtet geplanten Trainingslagern zu Beginn der Saison gelegt, man führte nach und nach Spezial- und Sondereinheiten für Stürmer, Torhüter oder aber auch verletzte Junioren ein — die Trainingsmöglichkeiten für Schüler der Sport- und Musikklasse Alpenquai wurden professionalisiert und v.a. intensiviert. So entgingen Princes Fähigkeiten auch dem SFV nicht und seit Juli ist Laurent Prince nun als Chef Junioren-Spitzenfussbal für den Schweizerischen Fussballverband tätig. Princes Werdegang, seine Anstellung ist die logische Folge von jahrelanger erfolgreich verrichteter, konsequenter Juniorenarbeit beim FCL.
Einziger Wermutstropfen: Auch Prince ist es nicht gelungen, die Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Integration von U-21 Spielern in die 1. Mannschaft zu schaffen. Die Selektionierung einiger weniger Talente (pro Jahr schafft oftmals nur ein, vielleicht zwei Spieler den Sprung ins Profi-Kader) einerseits und das Ausscheiden vieler ebenfalls talentierter, aber sich nicht Durchsetzenden andereseits begründet sich zwar durch die immer schmaler werdende Pyramide nach dem Prinzip der Leistungs- und Durchsetzungsfähigkeit, die Verheizung und Verschwendung von mehr als einem Dutzend Talente ist aber bestimmt nicht nur damit zu begründen. Bei GC und dem FC Zürich bepsielsweise bekommen die Nachwuchsspieler seit langem mehr Einsatzzeit, sodass sie reifen und sich stetig verbessern können. So konnten mit Rodriguez, Nikci und Mehmedi denn auch Spieler aus dem eigenen Nachwuchs für ansehnliche Beträge ins Ausland transferiert werden. Beim FCL gelang dies bisher gar nicht.
Die von der U-21 emporkommenden Jungprofis fanden sich im Haifischbecken Profifussball oftmals nicht richtig zurecht, meisterten den gewaltigen Schritt vom 1. Liga- zu Super League-Niveau zu selten in einem von der Vereinsführung erhofften, oftmals aber unrealistisch gesetzten Zeitrahmen, sodass viele Profis «scheiterten» und nun in niederen Gefilden (wie der hochtalentierte und spielbegabte Nico Siegrist bei Biel etwa) ihr Glück suchen mussten. Ähnliches liesse sich über den jäh gestoppten Aufstieg von Mario Bühler erzählen, der mittlerweile in Wohlen neuen Anlauf für eine Karriere als Profifussballer nehmen muss. Oder über Hekuran Kryeziu, der nach ansehnlichem Debut und einigen sehr guten Spielen ebenfalls wieder komplett von der Bildfläche verschwunden ist — mangels adäquater Förderung und nicht vorhandenem Vertrauen in seine Fähigkeiten, was Spieler in diesem Alter am dringendsten brauchen.
Zu viele Lippenbekenntisse zur Förderung des eigenen Nachwuchses und zu wenig Mut, um ebenjenes auch in der obersten Spielklasse (wie GC dies zurzeit auch wegen geringem Kader-Budget gelingt) in die Tat umzusetzen waren in den letzten Jahren also die Hauptgründe für das Scheitern vieler begabter Spieler aus der Talent-Ausbildungsstätte der Zentralschweizer.
Der nächste Schritt in der Professionalisierung des Nachwuchs-Spitzenfussball müsste demnach genau diese Veränderung anstreben. Dass die Spieler nicht nur ewig als talentiert gelten, sondern tatsächlich auch den Durchbruch in der 1. Mannschaft schaffen und somit immer auch die regionale Authentizität des Vereins sicherstellen. Zurzeit können nämlich gerade mal noch Zibung, Wiss, Lustenberger und Renggli als Integrationsfiguren bezeichnet werden. Lokaler Nachwuchs, der dereinst in deren Fussstapfen tritt ist nicht ausfindig zu machen.
Dass vor diesem Hintergrund nun mit Andy Egli ein Trainer der «Alten Schule» für ebenjene Aufgabe angestellt worden ist, verwundert sehr.
Den Findungsprozess für einen neuen Nachwuchschef bezeichnete man biem FCL als «intensive Evaluierungsphase», was einigermassen verwegen klingt, wenn man bedenkt, dass neben Egli nur Genesio Colatrella als weiterer Kandidat gehandelt worden war. Dass man sich für einen Namen mit mehr Strahlkraft und Renomee entschied, vermag bei der derzeitigen Vereinsführung nicht zu verwundern. Colatrella wäre wohl zu unspektakulär gewesen, zu unbekannt in der öffentlichen, nationalen Wahrnehmung.
Andy Egli gilt als harter Hund, als Trainer mit wenig psycholgoischem Fingerspitzengefühl für die individuellen Stärken und Schwächen der Spieler, er ist verbissen und direkt, forsch im Auftreten und unzimperlich im Umgang, wie viele mittlerweile gestandene Super League Spieler des öfteren bezeugt haben.
So ist er in Fussballer-Fachkreisen auch dafür bekannt, dass er junge Talente früher jeweils, als diese noch die Schule besuchten, vor die Entscheidung «Ausbildung» oder «Profidasein» gestellt hat. So mussten sie sich für einen der Wege entscheiden, für Andy Egli schien eine Kombination der beiden Optionen unmöglich. Klar, dies ist lange her, doch Andy Egli ist mit seiner kernigen «Hau-Ruck»-Art eher ein Trainer für Feuerwehrübungen (er darf für sich beanspruchen, als einziger Trainer mit abstiegsbedrohten Teams bei jedem Versuch deren Klassenerhalt zu sichern erfolgreich gewesen zu sein), denn für nachhaltige (individuell ausgerichtete) Arbeit im Nachwuchs. Egli hat zudem seit mehr als sieben Jahren keinen Profikader mehr trainiert, geschweige denn mit Junioren zusammen gearbeitet.
So fragt sich für den FCL, ob man die Bekenntisse zur Verbesserung der eigenen Nachwuchsarbeit weiterhin nur als verlogene Phrasen in die Medienwelt katapultiert und bewusst einen wenig fortschrittlichen Trainer für diese Funktion ausgesucht hat, oder aber ob mit der Verpflichtung des «Alten Hasens» vielleicht eine ganz neue Juniorenarbeit gelingen kann, aus der dereins mehr gestandene Super League-Profis erstehen, als dies in den letzten Jahren der Fall war. Zu hoffen wäre es jedenfalls
Benktedi Lokler