Die vermeintliche Schande am Bundesplatz
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Das Fanlokal Zone 5 am Bundesplatz in Luzern wird von Polizeikommandant Beat Hensler in Frage gestellt. Wieso genau?
Die sportliche Talfahrt des FC Luzern wurde mit der Einstellung des heissblütigen Trainers Carlos Bernegger gestoppt. Ebenso heissblütig sind die Fans zu charakterisieren, welche nach dem Spiel der Innerschweizer gegen den FC St. Gallen für Schlagzeilen sorgten. Die Polizei musste Gummischrot und Wasserwerfer gegen die St. Galler Anhänger einsetzen, um ein Aufeinandertreffen der rivalisierenden Fanlager zu verhindern. Derartige Vorkommnisse sorgen bei der Bevölkerung für Kopfschütteln und Unverständnis, kosten solche Polizeieinsätze doch ordentlich Steuergelder, vom Sicherheitsgefühl der Stadtbewohner ganz zu schweigen. Entsprechend sind Vorfälle dieser Art auch nicht mit dem Verlassen des Extrazuges der Gästefans abgeschlossen, sondern werden in den Folgetagen in den Medien thematisiert, wo jeweils auch die lokale Politprominenz zu Wort kommt.
Nach den neusten Vorkommnissen – seit längerer Zeit die ersten dieser Art – stellen die Luzerner Sicherheitsdirektorin Yvonne Schärli und Polizeikommandant Beat Hensler in eben diesen Medienberichten die Existenzberechtigung des Fanlokals Zone 5 in Frage. Die Bar, in welcher sich die Fans vor und nach den Spielen treffen, liegt just auf der Route, welche die Luzerner Polizei für die Eskorte der Gästefans ausgewählt hat. Dass das Fanlokal dabei zum Brennpunkt wird, nehmen die Verantwortlichen bewusst in Kauf. Umso erstaunlicher ist, dass die Stimmung beim Passieren der Gästefans zwar jeweils angespannt wirkt, Ausschreitungen an dieser Stelle jedoch bisher ausgeblieben sind. So musste die Polizei auch am Mittwoch nicht vor der Zone 5 aktiv eingreifen, sondern an anderen Plätzen in der Stadt, was jedoch weder von Schärli noch von Hensler thematisiert wurde. Vielmehr wurde die ganze Aufmerksamkeit auf die Zone 5 gelenkt. Ebenfalls erstaunlich sind die Aussagen von Yvonne Schärli im Zusammenhang mit der Finanzierung der Zone 5, welche den Eindruck erwecken, dass das Fanlokal mit Steuergeldern subventioniert wird. Dies entspricht allerdings nicht den Tatsachen, denn die Zone 5 finanziert sich selbst. Die öffentliche Hand kommt lediglich für einen Teil der Kosten der Luzerner Fanarbeit auf, welche einen Nebenraum der Lokalität am Bundesplatz als Büro nutzt und dafür die entsprechende Miete bezahlt. Die Aussagen von Schärli sind ein Affront gegenüber den Verantwortlichen der Zone 5, welche einen Grossteil ihrer Freizeit dafür aufwenden, das Lokal rentabel zu betreiben. Mit Ihren Aussagen schadet die Sicherheitsdirektorin der Akzeptanz des Fanlokals in der Öffentlichkeit, denn bei staatlich unterstützten Einrichtungen wird in der Bevölkerung gemeinhin mit anderen Ellen gemessen, entsprechend tiefer ist die Toleranz für solche Lokalitäten. Dass es vor der Zone 5 gar nicht zu Ausschreitungen gekommen ist, geht auch in den Berichten der Medien gänzlich unter. Auch wenn das Verhältnis zwischen den Luzerner und den St. Galler Anhänger gelinde ausgedrückt nicht sehr freundschaftlich ist, wird das Fanlokal der rivalisierenden Fangruppierung respektiert und toleriert. Dass Schärli und Hensler die Zone 5 nun nach fast fünf Jahren ohne nennenswerte Zwischenfälle in Frage stellen, entbehrt daher jeglicher Grundlage.
Erstaunlich offen und ehrlich waren jedoch die Aussagen zum momentan nicht angewendeten Hooligan-Konkordat, welches die Vorkommnisse vom vergangenen Mittwoch nicht hätten verhindern können. Die Probleme mit den Fussballfans spielen sich nicht im Stadion sondern auf dem Weg dorthin und zurück ab. Weder Kontrollen im Intimbereich noch flächendeckende Ausweiskontrollen hätten für Ruhe nach dem Spiel gesorgt. Es zeigt sich einmal mehr, dass die Massnahmen des Hooligan-Konkordats nichts weiteres sind als ein Versuch der Politik, von der Öffentlichkeit in dieser Angelegenheit nicht als machtlos wahrgenommen zu werden. Doch genau diese Machtlosigkeit entspricht den Tatsachen. Zu einer Verbesserung der Situation muss nicht die Politik sondern die Polizei beitragen, in dem sie die Routenwahl für die Gästefans überdenkt und einen Weg findet, welcher nicht am Treffpunkt der FCL-Fans vorbei führt. Nicht zuletzt sind allerdings auch die Fans gefragt, ihren Beitrag zu leisten. Mit Vandalismus, dem mutwilligen Zerstören von fremdem Eigentum macht man sich keinen Gefallen. Auch wenn die vielzitierte Selbstregulierung für eine deutliche Verbesserung der Situation geführt hat, schaden Aktionen von Einzeltätern dem Ruf der gesamten Gruppe. Nur wenn von der ganzen Fankurve konsequent gegen solche Aktionen wie dem Zerschlagen der VBL-Busscheiben vorgegangen wird, kann der angeschlagene Ruf der Gattung Fussballfan irgendwann aufpoliert werden. Vielleicht würde das sogar soweit führen, dass die Medien dann auch Falschaussagen zur Finanzierung von Fanlokalen oder gar den Polizeikommandanten kritisch hinterfragen würden.
Mika Buka