Der Schweizer Cup soll glänzen
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Der Schweizerische Fussballverband will den Schweizer Cup revolutionieren. Glanz und Gloria statt Wurst und Bier.
Der Schweizerische Fussballverband (SFV) informierte mit stolz geschwellter Brust, dass in Zukunft der Schweizer Cup neu vermarktet – und somit markant verbessert werde. Die national tätige Würth-Gruppe wird in Zukunft als Presenting Partner auftreten und dafür sorgen, dass der Schweizer Cup einen Hauch von Champions League versprüht.
Das jedenfalls wird als Plan ausgerufen. Ab den Viertelfinals sollen die Stadien in einem einheitlichen Cup-Look daherkommen, so wie wir das eben von der Champions League kennen. Auch ein multimedialer Auftritt ist geplant. Der SFV betont, dass der Schweizer Cup eine Herzensangelegenheit sei, man wolle ihn stärken und fördern. Mit diesem neuen Konzept macht der Verband einen weiteren Schritt in diese Richtung und beweist einmal mehr, dass der Sinn und Zweck des Cups total verkannt wird.
Nein, der Cup steht nicht für Glamour und Glanz und Gloria, sondern für Bratwurstduft, Stehplätze am Spielfeldrand und Kinder, die nach dem Schlusspfiff aufs Spielfeld zu den Fussballstars stürmen, die sie sonst meistens nur aus dem Fernsehen kennen. Die Seele des Cups liegt nicht in der grossen Vermarktung und in einem langweiligen Einheitslook. Der Cup lebt von kleinen Stadien, von der kleinen Hoffnung, dass sich David gegen Goliath durchsetzen kann und dass sich Amateurkicker mit Profis messen.
Bringt der Schweizer Cup einen grossen Club der obersten Liga in die Provinz, dann hält die Region den Atem an. Das ganze Dorf steht Kopf und der Dorfpfarrer lässt extra für die zahlreichen Medienvertreter die Glocken läuten. Der kleine Unterligist und mit ihm das ganze Dorf stehen für einen kurzen Moment im Scheinwerferlicht der Nation – das ist ein Moment, von dem noch jahrelang gesprochen wird. Als kleiner, aber nicht unwesentlicher Nebeneffekt kann auch mit einem schönen finanziellen Gewinn gerechnet werden, den die zahlreichen Zuschauer generieren.
Doch auch hier machte der SFV den kleinen Clubs in den letzten Jahren das Leben schwer. Statt klingelnder Kassen bleiben oft nur noch kleine Gewinne für die Vereine.
Schuld daran sind die immensen Sicherheitsauflagen, die vom Verband und zum Teil von der Polizei verlangt werden. Separate Sektoren für die Gäste, Sicherheitszäune, Security und Polizeiaufgebote liegen den Vereinen schwer auf den Taschen. Die Sicherheitshysterie schlägt aber nicht nur ein grosses Loch in die Einnahmen, nein, auch das Wohlgefühl der Zuschauer wird auf diese Art und Weise beeinträchtigt.
Vorbei die oben beschriebene Cup-Atmosphäre. Wo sich früher Anhänger von NLA-Clubs freuten, den Duft des einfachen Fussballs zu riechen, ein gutes Catering zu geniessen und wiedermal direkt am Spielfeldrand zu stehen, da grüssen heute Polizei und Sicherheitsleute durch Sicherheitszäune. Völlig unnötig, zeigt die Erfahrung doch, dass die Fans vor allem wegen der Atmosphäre an die Spiele in der Provinz pilgern und dementsprechend Ausschreitungen oder Vandalismus kaum anzutreffen sind.
So verliert der Cup auch für kleine Vereine seinen Reiz. Mittlerweile kommt es sogar vor, dass die Vereine freiwillig ihr Heimrecht abtreten, da sie den geforderten Aufwand und die finanziellen Risiken nicht mehr tragen können. Eine Entwicklung, die zu denken gibt.
Sollte der Schweizer Cup dem SFV also tatsächlich am Herzen liegen, dann müsste er zwingend darauf bedacht sein, dass diese Entwicklung gestoppt wird. Der Schweizer Cup ist nicht die Champions League und soll es aus Sicht von vielen Fussballliebhabern auch nie sein.
Oliver Wehrli