Der Kapitän bleibt an Bord
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Der sympathische Michel Renggli hat für ein weiteres Jahr beim FCL unterschrieben. Alles super – oder?
Auf diese Mitteilung haben viele FCL Fans seit Wochen gewartet: Michel Renggli unterschreibt für ein weiteres Jahr beim FC Luzern. Mit diesem Zug setzt Alex Frei ein erstes und wichtiges Zeichen für die nächste Saison. Renggli ist der unangefochtene Leader des Teams und soll das zumindest in der nächsten Saison auch bleiben.
Wie wichtig der Kapitän für das Team ist, zeigte sich vor allem in der Phase, als er gar nicht spielen konnte. Ein Kapselriss zwang Renggli bis zum Beginn der Rückrunde zu pausieren. Das Team wirkte kopflos und unmotiviert und zuweilen auch unorganisiert. Die Verletzung von Renggli zeigte auf, dass die Luzerner auf ihren erfahrenen Mittelfeldspieler angewiesen sind. Nicht zwingend seine routinierte Spielweise, sondern seine Leaderfähigkeiten vermisste das Team, bei dem der völlig überforderte Claudio Lustenberger probierte, das Captainamt im Sinne von Renggli auszufüllen und die Lücke zu schliessen. Man kann Lustenberger keinen Vorwurf machen, dass ihm das nicht glückte. Das Kapitänamt beinhaltet mehr, als nach dem Spiel vor die Kameras zu stehen und fachkundig Auskunft zu geben.
Renggli kam von seiner Verletzung zurück und lief gleich als Kaptiän auf. Ein schlauer Zug von Trainer Bernegger, der die natürliche Hierarchie mit dieser Aktion unterstrich. Renggli lieferte zwar nicht die besten Spiele seiner Karriere ab, zeigte aber eindrücklich auf, was mit Wille und Einsatz zu erreichen ist. Der Positivleader war Dreh- und Angelpunkt und Sinnbild für ein Team, das nach einer enttäuschenden Saison zurück zu ihrem Spiel und ihrer Leistung fand.
Eigentlich nur logisch, dass einem solchen Spieler der Vertrag verlängert wird. Trotzdem war lange nicht klar, ob Renggli auch weiterhin für den FCL auflaufen wird. Ein paar Punkte spielten wohl bei dieser Entscheidung mit, die den Vertragsabschluss beeinflussten. Es darf vermutet werden, dass es dabei nicht primär um Geld sondern eher um die Länge des Vertrages und um die Zukunft nach der Aktivkarriere von Renggli ging. Zusammengefasst: Es machte für den FCL nur Sinn mit Renggli zu verlängern, wenn er auch bereit war, nach seiner Karriere beim Leuchtenclub weiterzuarbeiten. Diese Win-Win Situation wurde erreicht. Renggli wird ab nächster Saison bereits als Assistenztrainer im Nachwuchsbereich des FCL eingesetzt. Der sympathische Familienmensch gilt als angenehmer Zeitgenosse mit grossen sozialen Fähigkeiten und als Identifikationsperson. Solche Leute muss der FCL längerfristig an sich binden. Es macht von dem her Sinn, dass mit der Vertragsverlängerung fürs nächste Jahr bereits die Möglichkeit einer solchen fortdauernden Beziehung geschaffen wird.
Mit seinen 33 Jahren gehört Michel Renggli aber auch zu den ältesten Spielern in der Liga. Die Verletzungsgefahr in diesem Alter nimmt zu. Dieses Risiko kann der FCL aber getrost eingehen. Fraglicher ist diesbezüglich eher, ob es Sinn macht, einen 33 Jährigen Spieler weiter zu verpflichten, der dem aufstrebendem Talent Alain Wiss vor der Sonne steht. Wiss ist der Pechvogel in der kurzen Ära von Carlos Bernegger. Beim Antritt des neuen Trainers war er verletzt und die starken Leistungen von seinem Ersatz Michel Renggli, zwangen ihn zurück in die zweite Garde.
Da mit dem Antritt von Alex Frei auch verkündet wurde, dass in Zukunft vermehrt auf eigene, junge Spieler gesetzt wird, könnte diese Entscheidung durchaus Konfliktpotenzial beinhalten. Könnte. Wiss ist genauso wie Renggli polyvalent einsetzbar und wird unter Coach Bernegger in der neuen Saison sicher genügend Chancen kriegen.
Die Weiterverpflichtung von Renggli ist unter dem Strich eine absolut erfreuliche Tatsache.
Renggli ist und bleibt ein wichtiger Spieler in dieser Mannschaft, der auch nach Aussen als Identifikationsperson für die Fans dient. Wer weiss, wohin sein Weg ihn noch führen wird. Andere Spieler sind in anderen Vereinen mit solchen Charakterzügen auch schon mal Präsident geworden.
Oliver Wehrli