Der FC Luzern im Sägemehl
Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest steht vor der Türe und Tschutti Heftli fragt sich, wie sich wohl der FCL im Sägemehl schlagen würde.
Keine Angst, Fussball ist und bleibt die beliebteste Nebensächlichkeit der Schweiz. Aber auch die grössten Ballfanatiker müssen eingestehen, dass das kommende Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Burgdorf die Schweiz in seinen Bann zieht. Es findet vom 30. August bis 1. September statt.
Der traditionelle Volkssport hat sich von einer veralteten und verstaubten Randerscheinung zu einem schweizweiten Kassenmagnet entwickelt, der mittlerweile ein breites Zielpublikum anspricht und erfolgreich auf der «Swissness Welle» reitet.
Auch viele Fussballfans interessieren sich immer häufiger für den ehrlichen Zweikampf in Zwilchhosen. Ist ja auch verständlich. Beim Schwingen gibt es keine weicheiigen Simulanten. Die kantonale Zugehörigkeit wird ähnlich stolz gepriesen wie im Fussballstadion und das Catering ist jedem Spitzenclub um Meilen überlegen. Aber auf ganz unbekanntes Terrain muss sich der Fussballfan trotzdem nicht begeben, ähneln die für einen Laien unverständlichen Einteilungen und Kampfrichterentscheide doch ein bisschen an die undurchsichtigen Machenschaften der FIFA und an überforderte Schiedsrichter auf nationaler und internationalen Bühnen.
Obwohl die breitnackigen Schwinger vordergründig ziemlich wenig gemeinsame Eigenschaften mit den gut frisierten Fussballprofis aufweisen, findet man den einen oder anderen Ballvirtuosen, der sich vermutlich hervorragend im Sägemehl zurechtfinden würde. Gäbe es beim Schwingen zum Beispiel eine Grössenbeschränkung bis 170 cm, könnte Xherdan Shaqiri mit seinen dicken Wädli und den antrainierten Oberarmmuckis locker um einen Kranz mitschwingen. Oder da gibt es den FCZ-Spieler Stefan Glarner, dessen Bruder Matthias zu den ganz Bösen zählt und ihm sicher den einen oder anderen Tipp geben könnte. Auch die Bauchmuskeln von Dennis Hediger müssen sich nicht vor denen eines Kilian Wengers oder eines Matthias Sempach verstecken. Ob er diese dann auch optimal im Sägemehl einsetzen könnte, bleibt dahingestellt.
Auch beim FC Luzern könnte man sich einige Spieler als erfolgreiche Schwinger vorstellen. Dass die Karriere in den Zwilchhosen bei einigen sogar erfolgsversprechender wäre, als im Fussballdress, darf aber nur vermutet werden. Gerade zu plastisch kann man sich die Angst der Schwinger vorstellen, wenn der hünenhafte Tomislav Pulijc den Sägering betreten würde, um zu seiner Beinschere anzusetzen, oder wie sich Dave Zibung mit akrobatischen Hechtsprüngen aus jeder noch so starken Umklammerung lösen könnte.
Den nötigen Kampfgeist würde auf jeden Fall Dimitar Rangelov mitbringen, der nicht nur mit einem Kopfstoss gegen einen Mitspieler auffiel, sondern vor allem wie er mit einem lupenreinen «Gammen» einen Journalisten in ein Wasserbecken beförderte. Eine glatte 10!
Dass Adi Winter mit seiner Dynamik ein hervorragender Angriffschwinger wäre und so im Stile seiner Ostschweizer-Schwingerkollegen Ambitionen auf einen Kranz stellen könnte, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Und dann gibt es natürlich noch Xavier Hochstrasser, der ganz im Stil der Innerschweizer Schwinghoffnungen Adi und Philipp Laimbacher die Ausgangsmeile rund um den Luzerner Bahnhof in Betrieb hielt und einige Zusatzeinheiten im Sinne der Leistungssteigerung in diversen Bars durchführte. Bei Adi Laimbacher nützte diese Trainingseinheit auf jeden Fall, gewann er doch erst kürzlich seinen 90. Kranz. Selbst die Investoren könnten ihren Beitrag zum FCL-Erfolg beisteuern, ist der «Schlungg» doch auch auch beim Schwingen ein beliebtes Erfolgsrezept.
Mit dieser kurzen Auflistung wird klar, dass der FC Luzern wenigstens im Sägemehl zu den ganz Bösen zählen würde und er wenigstens in dieser Sportart um einen Kranz oder sogar um den Siegermuni spielen – oder eben schwingen – könnten.
Oliver Wehrli