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Das Jahr des Präsidenten

Der FCL Präsident Mike Hauser macht auch vor der Kamera eine gute Figur (Bild: fcl.fan-fotos.ch)

Der FCL Präsident Mike Hauser schaut auf ein bewegtes Amtsjahr zurück.

 

Am Dienstag wird der FCL Präsident Mike Hauser die Aktionäre der FC Luzern Innerschweiz AG zur GV begrüssen. Ziemlich genau vor einem Jahr übernahm Hauser zu einem überraschenden Zeitpunkt das Amt seines Vorgängers Walter Stierli. Die Zeit für einen Führungswechsel sei gekommen und mit Mike Hauser übernehme ein junger, aber trotzdem erfahrener Mann das wichtige Amt beim FC Luzern, gab der abtretende Präsident Stierli bekannt. Dass Hauser die logische Wahl für die Nachfolge von Walter Stierli war, lag auf der Hand. Mike Hauser war zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre im Verwaltungsrat aktiv und punktete regelmässig mit seiner ruhigen und überlegten Art. Der Wechsel an der Vereinsspitze liess darauf hoffen, dass  der Verwaltungsrat in Zukunft breiter abgestützt, und dadurch in Ruhe die anstehenden organisatorischen Anpassungen angehen werde.

Wenn Hauser am 4. Juni auf sein erstes Präsidialjahr zurückblicken wird, kann er auf vieles zurückblicken, aber sicher nicht auf die erhoffte Ruhe im Umfeld seines Vereins. Das Jahr war geprägt von einer sportlichen Baisse, von personellen Verschiebungen und nicht zuletzt von viel Gegenwind und Unruhe von Seite der Investoren. Dem stets auf Sachlichkeit bedachten Präsidenten wurde schon früh vorgeworfen, dass er zu wenig Profil aufweise und nur schwer aus dem grossen Schatten seines Vorgängers treten könne. Das war aber nie das Ziel von Mike Hauser. Der neue Präsident verteilte die Verantwortungen geschickt auf verschiedene Schultern und betonte dabei stets, dass er ein Teamplayer sei und ihm der grosse Auftritt nicht liege. Mit diesem Philosophiewandel beim FCL konnten nicht alle umgehen. Der lokale Medienpartner war sichtlich irritiert, dass die neue Führung eine andere Kommunikationsstrategie lebte und die Informationen nicht mehr ungefiltert den Weg in den Maihof fanden. Dementsprechend kritisch fielen auch die Voten gegen Hauser aus. Der scheinbar profillose Präsident überstand diese Attacken, ohne von seinem Weg abzukommen. Auch die schwierigen Phasen um die Entlassungen von Murat Yakin und Ryszard Komornicki bestand Hauser mit Bravour.

Die Situation des aktuellen Verwaltungsrates beim FC Luzern ist alles andere als angenehm. Immer wieder finden Statements der Geldgeber den Weg in die Öffentlichkeit. Vor allem das Ansehen von Mike Hauser wird in solchen Fällen in Mitleidenschaft gezogen. Man anerkennt zwar die Tatsache, dass ein potenter Geldgeber wie Bernard Alpstaeg kaum zu händeln ist, spricht Hauser und seinen Verwaltungsratsmitglieder aber auch offen die Entscheidungsmacht und Führungskompetenzen ab. Der Präsident muss sich immer wieder anhören lassen, dass er nur als Marionette von Alpstaeg und Stierli fungiere und die beiden Hauptaktionäre faktisch entscheiden, was in ihrem Club passiert.

Ganz von der Hand kann dieser Vorwurf nicht gewiesen werden. Hauser musste in seinem ersten Amtsjahr zähneknirschend vor die Öffentlichkeit treten und die Entlassung von Heinz Hermann verkünden. Hermann genoss zwar das Vertrauen von Hauser, konnte sich aber in den Augen der Geldgeber nie etablieren. Vor allem Bernard Alpstaeg drängte auf eine Entlassung und nannte gleichzeitig mit Ilija Kaenzig seinen neuen Wunschkandidaten.

Dass Hauser die Verantwortung übernahm, die Entlassung durchführte und kommunizierte, spricht für den jungen Präsidenten. In einer schwierigen Phase stand er vor den Verein und trug die unliebsame Entlassung auf seinen Schultern. Den gequälten Blick des FCL-Präsidenten konnte man in diesem Jahr ein paar Mal bestaunen. Man fragte sich oft, wie lange Hauser das Amt noch ausführen wird, wie lange er sich das noch antun wird. Der FC Luzern ist auf Mike Hauser angewiesen. Umgekehrt hat der Hotelier sicher noch genügend Möglichkeiten seine Zeit zu nutzen – auf das Präsidentenamt ist er aber ganz sicher nicht angewiesen.

Aus der Krise um Hermann kam Hauser gestärkt heraus, setzte sich clever gegen die Investoren und ihre Wunschkandidaten für die  Nachfolge durch und überraschte die ganze Fussballschweiz mit der Vorstellung von Alex Frei als neuen Sportdirektor.

Mit der Installierung von Alex Frei hat Hauser seine Meisterprüfung abgelegt. Hauser hat gezeigt, dass er keine Marionette der Geldgeber ist. Im Gegenteil, er hat bewiesen, dass er in diesem schwierigen Umfeld kreative Lösungen finden kann. Diese Stärke wird auch in Zukunft gefragt sein. Eine kleine Schlacht ist gewonnen, aber der Weg für Mike Hauser und seine Verwaltungsratsmitglieder wird auch in Zukunft nicht einfach sein.

Es ist dem FC Luzern und vor allem den Geldgebern des Vereines zu wünschen, dass mit dem bestehenden Verwaltungsrat um Mike Hauser weitergearbeitet wird. Ein erster Schritt dazu wird an der GV am 4. Juni gemacht.

 

Oliver Wehrli

 

 
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