Created by potrace 1.10, written by Peter Selinger 2001-2011
Tom Tabulos
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«Hast du Lust zu vögeln?»

Mein erstes Mal an einer Sexparty

Meine grösste Sorge vor meiner ersten Sexparty errätst du vermutlich nicht. (Bild: zentralplus)

In meinem Vorstellungsbeitrag hatte ich schon kurz erwähnt, wie es zu meiner ersten Sexparty kam. Nun wird es Zeit, die Ereignisse etwas detaillierter zu schildern.

Mein damaliger Arbeitskollege berichtete mir fast nach jedem Wochenende von seinen Erlebnissen an Gay-Partys, welche er mit seinem Partner besuchte. Ich war stets sehr neugierig auf seine Geschichten und fragte mich zunehmend, wieso man nirgends mitkriegt, dass sowas stattfindet – und zwar jedes Wochenende in mehreren Städten.

Ich begann zu recherchieren, ob es solche Partys auch für heterosexuelle Leute gibt. Auch heutzutage ist es nicht ganz einfach, diese spannenden Events zu finden, wenn man nicht weiss, wo man suchen muss. Doch es gibt sie, die Apps und Webseiten, welche die Sexpartys listen. Ich entschied mich damals für einen bekannten Club in der Ostschweiz für meine persönliche Premiere. Der besagte Club überzeugte mit sehr positiven Bewertungen, grossen Besucherzahlen und vor allem vielversprechenden Bildern.

Was ziehe ich bloss an?

Es war letztlich ein sehr spontaner Entscheid an einem Freitagabend. Natürlich hatte ich mich erkundigt, welcher Event stattfindet und wie viele Gäste ungefähr angemeldet waren. Die Party war unter dem Titel «Herrenüberschuss» eingetragen. Darunter konnte ich mir schon etwas vorstellen, doch die Realität war dann markant abweichend.

Die richtig wichtigen Fragen, die sich plötzlich stellten, hatte ich zuvor unterschätzt. Nämlich, was zieht man da an? Nimmt man die Kleider mit und zieht sich dann um oder fährt man schon im gewählten Outfit vor? Brauche ich sonst noch etwas? Deo, Parfum, Kondome? Ich wurde bereits zu Hause zunehmend nervöser. Die Online-Suche half begrenzt weiter, denn die Wahl des Outfits begründen viele Veranstalter mit dem Motto oder dem Thema der Party.

Ich entschied mich schliesslich für eine schwarze Chino-Hose, ein dunkelgraues Hemd und schwarze Business-Schuhe. Die Wahl ist dahingehend zu begründen, weil ich mehrfach gelesen habe, dass die Herren bitte gepflegt und edel an einer Party erscheinen sollen.

Was ich lieber selbst mitnehme

Der Spielraum bei den Frauen ist da wesentlich grösser: Sportlich, elegant, sexy, lasziv, alles ist möglich. Nach all den Jahren weiss ich nun, dass es bei den Frauen tatsächlich keine Rolle spielt, sie bekommen so oder so Einlass. Dennoch macht sich das weibliche Geschlecht im Vorfeld viel mehr Gedanken zur Garderobenwahl. Ich schätze das sehr.

Die Damen sind immer sehr passend und sexy gekleidet, haben sie auch eine enorm umfangreichere Auswahl in den Shops. Männer sexy zu kleiden, ist schwierig. Netzhemden, durchsichtige Shirts und Latexhemden gibt es selbstredend, jedoch wirken diese oft billig und alles andere als elegant und sexy. Auch heute noch wähle ich praktisch immer eine leichte Stoffhose und ein schickes Hemd dazu, damit liegt man nie falsch.

Woran muss ich sonst noch denken? In nahezu jedem Club gibt es vor Ort Deos, Kondome, Duschgels, Handtücher und auch Parfums. Bezüglich Deo und Parfum vertraue ich dennoch nur meinem persönlichen Geschmack, zumal ich dann nicht wie jeder andere riechen möchte. Auch Kondome nehme ich immer meine eigenen mit. Jene vor Ort sind oft nicht von bester Qualität und entsprechen einfach der Standardgrösse.

An das Thema des Umziehens hatte ich damals zu viele Gedanken verschwendet. Es gibt an allen Events Garderoben, man nimmt also seine Sachen mit und zieht sich vor Ort um. Dies ist zeitgleich vor allem als Beginner hilfreich, beim Umziehen lernt man oft schon einige Besucher kennen und quatscht über dies und das. Oft verlässt man dann auch zusammen die Garderobe und begibt sich in Richtung der Bar oder Lounge, das erste Eis ist so schon gebrochen.

Die Türe öffnet sich

Nun, nach rund einer Stunde Fahrt, näherte ich mich meinem Ziel und meine Aufregung und Nervosität war beinahe auf dem Höhepunkt. Ich stand schliesslich mit dem Auto auf dem Parkplatz des Clubs und mein Herz raste wie verrückt. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich da rein möchte. Ich überlegte ernsthaft, wieder zurückzufahren.

Neben dem hohen Puls hatte ich einen trockenen Mund und zitternde Hände. Einfach weil ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde. Ich musste selbst über mich schmunzeln: Stets eine grosse Klappe, dann aber kneifen, wenn es ernst wird. Doch ich konnte nicht wieder heimfahren. Unmöglich. Mein Stolz liess das nicht zu. Also aussteigen und einfach reingehen.

Gesagt, getan. Die Türe war etwas versteckt links am Gebäude, so dass diese nicht direkt von der Strasse eingesehen werden konnte. Sie war verschlossen. Man musste erst klingeln. Vermutlich vergingen zwischen dem Drücken der Klingel und der Türöffnung nur zehn Sekunden, angefühlt hatte es sich aber wie zehn Minuten. Eine nette Frau in den Fünfzigern hiess mich freundlich willkommen und bat mich zum Check-in-Desk.

Sie fragte nach meiner Online-Anmeldung. Der Eintritt als Mann kostete 75 Franken, falls man sich zuvor online schon angemeldet hatte, erhielt man zehn Prozent Nachlass. Das ist heute noch so. Im System bemerkte sie, dass ich das erste Mal hier zu Besuch war. Sie nahm sich sehr rücksichtsvoll Zeit und erklärte mir die wichtigsten Punkte und zeigte mir die Garderoben und Duschen. Jeder Besucher bekommt ein Armband mit einer Nummer und dem Garderobenschlüssel. Die Nummer des Spinds benötigt man später für eine Bestellung an der Bar oder im Restaurant. Am Ende, beim Verlassen des Clubs, gibt man den Schlüssel zurück und zahlt die Konsumation des Abends.

«Du bist wohl neu hier?»

Nach dem Umziehen begab ich mich auf einen Rundgang. Neugierig versuchte ich alle Winkel des über 4000 Quadratmeter grossen Lokals zu erkunden. Neben einer schönen Bar mit riesiger Lounge gibt es da ein grosses Restaurant mit angrenzender Tanzfläche, dies alles im Erdgeschoss. Im Unter- und Obergeschoss dann viele einzelne Räume mit Betten, Käfigen, Liegewiesen, Stangen und vieles mehr. Auch zwei Saunas, einen Whirlpool und weitere Duschen. Rundum ein sehr schöner Club.

Ob ich mir die Räumlichkeiten so vorgestellt habe, kann ich nicht mehr sagen, weiss aber noch genau, dass ich mich sehr schnell wohl fühlte. Es war ein warmer Sonnentag, deshalb begab ich mich nach dem Rumstöbern in den Garten des Anwesens. Hier war entschieden mehr los, die meisten Besucher genossen bei einem Apéro die warmen Sonnenstrahlen. Auch hier war alles sehr schön angerichtet, diverse Sitzmöglichkeiten und kleine Tische.

Ich setzte mich allein auf eine Bank und beobachtete bei einem Glas Weisswein das Geschehen. Grob geschätzt waren wohl um die 40 Leute anwesend. Die Nervosität und Unsicherheit sieht man mir bestimmt an, dachte ich mir und versuchte, nicht wirklich aufzufallen.

Nachträglich betrachtet denke ich, dass ich kaum den Mut aufgebracht hätte, jemanden anzusprechen. Doch glücklicherweise musste ich mir darüber keine Gedanken machen. Denn nach kurzer Zeit sprach mich eine hübsche Frau an, geschätzt um die 40 Jahre alt. «Du bist wohl neu hier?», meinte sie mit aufgestellter Stimme. Wir wechselten ein paar kurze Worte, dann packte sie mich an der Hand, und ich durfte den Rundgang nochmals mit ihren Erklärungen geniessen.

Als wir von Zimmer zu Zimmer und Etage zu Etage schlenderten, machte sie bereits die eine oder andere direkte Andeutung. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie mich attraktiv fand und fragte am Ende der Besichtigung ganz direkt: «Hast du Lust zu vögeln?» Ach krass, dachte ich. So funktioniert das also. Kein langes Geplänkel oder Versteckspiel, einfach gerade heraus. Selbstverständlich erwiderte ich ihre Frage mit Ja und auf andere Gedanken gekommen, wich auch meine Nervosität der Lust.

Was «Herrenüberschuss» wirklich bedeutet

Später am Abend verlagerte sich das Geschehen immer mehr ins Innere des Clubs. Da fiel mir zunehmend auf, dass die Herren klar die Mehrheit der Besucher ausmachten. Erst da verstand ich, was «Herrenüberschuss» wirklich heisst. Bewusst wählen die Besucherinnen diesen Event aus, weil sie sich mit mehreren Männern, oft auch gleichzeitig, vergnügen möchten.

Die Männer müssen indes schon sehr offen sein, die Lady zu teilen. Und wo sich mehrere Männer aufhalten, entsteht auch ein Konkurrenzdruck. Männer messen sich immer mit anderen. Hierbei rede ich nicht mal unbedingt von dem, was ihr vermutlich gerade denkt, sondern von den Aspekten wie Ausdauer und Stehvermögen. Das Buhlen um die einzelnen Frauen gefiel mir nicht. Ich schämte mich zeitweise für die Herren der Schöpfung. Richtig aufdringlich. Doch die Frauen störte das nicht, im Gegenteil.

Mit wachsender Erfahrung merkte ich, dass Frauen an solchen Events eher spezielle Charaktere haben. Ich werte das überhaupt nicht. Es sind Fantasien, die soll man, wenn immer möglich, auch ausleben. Diesen Teil von der Party habe ich aber nur als Zuschauer wahrgenommen. Mich am ersten Event schon ins «Gewühl» stürzen wollte ich sowieso nicht. Zudem war meine Bekanntschaft sehr zufrieden mit mir und hatte ebenfalls wenig Lust auf weitere Gesellschaft. Wir quatschten zusammen bei zwei oder drei Drinks und waren über den ganzen Abend dreimal in verschiedenen Sofa-Liegewiesen zugange – und schwups war es halb zwei am Morgen.

Zufrieden und auch etwas erschöpft machte ich mich auf den Heimweg. Es ratterte in meinem Kopf, die vielen neuen Eindrücke waren kaum zu verarbeiten. Das Adrenalin war noch sehr aktiv. Zumindest musste ich mir so weit nach Mitternacht keine Sorgen über die Müdigkeit am Steuer machen. Es war ein lehrreicher und spannender Abend gewesen und mir war schon damals klar: Dies würde nicht der letzte Event gewesen sein. Stellt euch vor, es war wie normaler Ausgang im Club, jedoch sind alle halbnackt und möchten Sex. Dies fasziniert mich bis heute. Gleichgesinnte zu treffen und einen prickelnden Abend mit offenem Ende.

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Über Sex sollte viel offener gesprochen werden. Das findet auch Tom Tabulos und so ist der Name bei ihm Programm: Er berichtet offen, aber immer mit Niveau über seine sexuellen Erfahrungen. Und solche hat er in den letzten zehn Jahren einige gesammelt.
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