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Tom Tabulos
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Faszination BDSM, Teil 1

Der Reiz von Unterwürfigkeit und Dominanz beim Sex

Wofür steht eigentlich BDSM? Die wenigsten wissen es. (Bild: Unsplash/zentralplus)

BDSM ist in der breiten Masse so beliebt wie nie zuvor. Dafür verantwortlich ist ein ganz spezieller Roman. Dabei steht vor allem eine Frage im Raum: Was veranlasst einen Menschen dazu, sich freiwillig zu unterwerfen?

Hast du schon mal den Begriff «BDSM» gehört? Wie so viele andere vermutlich schon – wenn auch nur am Rande. Ich möchte etwas Licht ins Dunkle bringen, und zeigen, was BDSM bedeutet, wieso es in den letzten Jahren massiv an Beliebtheit gewonnen hat und zu guter Letzt auch einige persönliche Geschichten preisgeben.

BDSM ist die Abkürzung von «Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism». Also zu Deutsch «Fesseln und Disziplin, Dominanz und Unterwerfung, Sadismus und Masochismus». Dabei gibt es also im Rollenspiel immer eine dominante und eine unterwürfige Seite. Ist der Mann dominant, wird er umgangssprachlich als Dom bezeichnet und die unterwürfige Frau als Sub. Übernimmt die Frau den dominanten Part, ist sie die Femdom und der dienende Mann ist der Sklave. Dies als kleine Erläuterung für später wiederkehrende Begriffe.

Der Reiz der Macht

Wahrscheinlich kennen die meisten diese Art Rollenspiele, vielleicht auch unbewusst. Aber vermutlich gibt es einige Männer da draussen, die ihren Frauen in der Doggy-Stellung mal einen Klaps auf den Po gegeben haben. Oder Frauen, die bei einem Handjob kurz vor dem Orgasmus des Mannes nochmals eine kleine Pause eingelegt haben, um ihn etwas leiden zu lassen. Auch dies sind Softformen von BDSM.

Oft sind das die Momente, in denen man Gefallen daran findet und die Reise startet. Denn es hat ja Spass gemacht, vielleicht geht da also noch mehr. Man entwickelt sogenannte Trigger, also sexuelle Reize beim Ausleben von Macht und Schmerz oder bei der Erfahrung des Empfangens dieser Praktiken.

Wieso dieses Thema so zentral ist, scheint einleuchtend zu sein: Macht über eine andere Person zu haben ist bei vielen Menschen ein versteckter Wunsch. Kontrolle abzugeben und einfach zu geniessen oder zu folgen ebenfalls. In der Sexualität ist es dann oft so, dass es das Konträre aus dem realen Leben ist. Menschen mit einer starken Persönlichkeit, einer grossen Verantwortung oder Führungsaufgaben sehnen sich dann beim Sex oft danach, die Kontrolle abzugeben und einfach ohne zu denken auszuführen. Während Leute, die im privaten Bereich eher schüchtern sind und der Masse folgen, im Schlafzimmer dann zum König des Geschehens werden möchten.

Ein Roman verändert alles

In den letzten zehn Jahren ist die BDSM-Szene extrem gewachsen. Verantwortlich ist die Veröffentlichung des Buchs «Fifty Shades of Grey». Seitdem der Roman 2011 erschienen ist, ist die Szene nahezu explodiert. Kein Wunder, denn das Buch schlug ein wie eine Bombe. Die Leserschaft war grösstenteils weiblich, die Männer hielten es für Quatsch. Sie wussten damals noch nicht, dass auch sie massiv davon profitieren würden. Plötzlich waren sehr viele Frauen nicht abgeneigt, ähnliches zu erleben wie Anastasia Steele, der weibliche Hauptcharakter im Roman, die Sub.

Womöglich schlummerte die Fantasie auch zuvor schon bei den Damen im Verborgenen, doch durch das Buch wurde die Neigung gesellschaftsfähig. Man traute sich, vor allem unter Kolleginnen, darüber zu reden, sich auszutauschen. Ich selbst bemerkte den Trend hauptsächlich auf einer der grössten Onlineplattformen für Sex- und Swingerpartys. Vermehrt war in den Profileigenschaft «devot» als Neigung angegeben. Und in den Profiltexten dieser Personen stand dann, dass sie gerne einen dominanten Spielgefährten für eine längere Affäre hätten.

Natürlich wünschen sich das die Frauen nicht in der Beziehung an sich, sondern als Arrangement für die eine Sache. Und hier kommen die Herren ins Spiel: Bis dahin wussten nur ganz wenige, was es bedeutet, ein Dom zu sein. Aber klar, die Nachfrage war derart gross, dass die männlichen User ihre Chance sahen, da Hand zu bieten. Und ähnlich wie einige Damen plötzlich unterwürfig sein wollten, waren einige Herren gemäss ihren Profilen nun dominant.

Und wie das halt so ist bei Onlineprofilen, es wurde viel gelogen oder dazugeschrieben. Jeder Mann hatte viel Erfahrung in diesem Bereich. Doch mit einer Peitsche umgehen zu können, heisst noch lange nicht, dass man dominant ist. Die emotionale Dominanz, die von den Frauen gewünscht wird, haben die meisten bis heute nicht verstanden.

BDSM findet nicht nur körperlich statt

Das Spiel zwischen einer Sub und einem Dom beginnt weit vor dem sexuellen Akt. Es gilt, Regeln und Leitplanken zu schaffen. Aufgaben für die Damen aufzuerlegen. Der Mann braucht dabei ein sicheres und bestimmtes Auftreten. Die Frau muss sich trotz aller Hingabe bei ihm sicher fühlen, sich fallenlassen können. Sie müssen in ihrem Alltag oft stark sein, Familie, Job und Hobbys unter einen Hut bringen, sie delegieren die Kinder, den Haushalt und vieles mehr. Jetzt möchten sie geführt werden, den Kopf abschalten und dienen. Und letztendlich belohnt und verwöhnt werden.

So zeigt sich schnell: Gute Doms sind rar. Verständlich, schliesslich gibt es dafür keinen Lehrgang oder ähnliches. Natürlich könnte man sich einlesen, doch das ist nur Theorie. Onlineberichte oder Erfahrungen sind durchaus gut, aber das Gespür, das Richtige in der richtigen Situation zu tun oder zu lassen, das Momentum, um eine Frau abzuholen, sie zu bestrafen, sie zu belohnen, sie zu züchtigen oder einfach zu umarmen, kann man nicht mit Theorie lernen. Dies geht vermutlich wirklich nur mit der Erfahrung.

Es brauchte also eine gewisse Zeit, bis die Herren den Anforderungen nachkommen konnten, um die «gestiegene Nachfrage» nach Doms zu befriedigen. Noch heute gibt es enorm viele dominante Profile, Herren, die eine Sub suchen. Hier muss oder möchte ich zur Vorsicht aufrufen: Der Grat von sexuellen Rollenspielen hin zu Psychoscheiss ist leider schmal. Je stärker die Neigungen, desto grösser ist die Gefahr.

Aus Gesprächen mit Gleichgesinnten habe ich schon einiges erfahren, was schiefgelaufen ist. Wenn man sich im Spiel vergisst, die Schmerzen zu krass sind und die Dominanz zu Gewalt mutiert. Deshalb ist es wichtig, dass man sein Gegenüber schon recht gut kennt, bevor man sich solchen Spielen hingibt. Denn wenn man die Kontrolle mal abgibt, gefesselt ist und sich nicht mehr wehren kann, ist es zu spät. Und das berühmte Codewort ist unerlässlich. Ein Wort, das beide kennen, für den Notstopp.

Frauen sind fordernder

Ich habe bisher ausschliesslich vom Mann als Dom gesprochen, doch wie zuvor erwähnt, gibt es auch die dominante Frau alias Femdom. Ich muss dazu ehrlicherweise sagen, dass sich mein Wissen da eher in Grenzen hält. Selbst dominant, habe ich die devote Seite bisher nur gestreift respektive mich nur kurz mal auf die andere Seite gewagt.

Auf der einen oder anderen Party durfte ich aber einige Einblicke erhaschen. Es waren BDSM-Partys, und mit einer guten Anzahl an Besuchern steigt logischerweise auch die Möglichkeit, zwei zu treffen, bei denen die Rollen andersrum sind. Und da darf ich sagen: Die Frauen sind strenger.

Bei sämtlichen «Paaren» mit besagter Rollenverteilung taten mir die Herren schon fast leid. Sie hatten so gut wie keine Rechte. Durften andere Frauen nicht mal ansehen, den Kopf meist zu Boden geneigt. Spannend, muss ich sagen, dennoch habe ich mich dabei erwischt, wie ich dachte: «Was stimmt mit denen nicht, wo ist deren Selbstwertgefühl?»

Doch eben, darum geht es nicht. Es ist eine sexuelle Neigung, die Lust verschafft, und wenn es das tut, do it. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass die meisten Spielgefährten, die ich in den Jahren kennengelernt habe, in offenen Beziehungen waren – oder eben Konstellationen nur für das Eine.

BDSM geht auch in einer Beziehung

Dennoch funktioniert ein solches Spiel auch in einer festen Partnerschaft. Ich hatte dazu schon mal einige Rahmenbedingungen genannt. Es ist ganz wichtig, dass es ein Off und On gibt. Die sexuellen Rollenspiele sollten nicht in den Alltag einer Beziehung einfliessen, das kann schlimme Missverständnisse schaffen. Auch hier beziehe ich mich gerne auf die Erlebnisse von Bekannten.

Interessanterweise sagten mir nahezu alle Paare, dass sie die Rollen switchen. Heisst, dass beide mal den dominanten und auch den devoten Part übernehmen. Das finde ich enorm spannend, dass man sich so sehr in diese Rolle fallenlassen, sich zurückstellen und einfach das Spiel geniessen kann.

Damit kommen wir zu meinen persönlichen Erfahrungen. Und ganz wie bei einem guten Cliffhanger in einer Serie muss ich dich hier auf nächste Woche vertrösten. Dann erfährst du einige Details aus meiner langen Dom-Sub-Beziehung mit einer verheirateten Frau.

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Über Sex sollte viel offener gesprochen werden. Das findet auch Tom Tabulos und so ist der Name bei ihm Programm: Er berichtet offen, aber immer mit Niveau über seine sexuellen Erfahrungen. Und solche hat er in den letzten zehn Jahren einige gesammelt.
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