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So führt man den Nachwuchs im Training

Wieso sich Jugendliche für den Spitzensport begeistern

Wer es im Spitzensport weit bringen will, muss härter als der Rest trainieren. (Bild: zvg)

Kanufahren ist eine von zahlreichen Randsportarten. Ronaldos, Messis oder sonstige berühmte Sportstars gibt es nicht. Was treibt Jugendliche dazu, dennoch Spitzensport zu treiben, und wie kann man sie dabei fördern? Für den Luzerner Linus Bolzern führte sein Weg über Einzeltrainings – heute versucht er den Sport anders zu vermitteln.

Ein lustiges Aufwärmspiel, dann spielerisch die Paddeltechnik lernen, danach eine spannende Stafette und zum Schluss noch im See baden. So sieht ein Anfängertraining beim Kanuclub Luzern aus. Auf der anderen Seite muss man, wenn man Kanurennen gewinnen will, schon früh mehrmals pro Woche trainieren.

Keine Spielformen mehr, dafür viel Konzentration, Zeit und Fleiss. Wie passiert diese Kehrwende und wieso machen Jugendliche und Kinder dabei mit?

Spitzensport ist nicht jedermanns Sache

Bei mir persönlich war, sobald ich erfuhr, dass es Kanurennen gibt, klar, dass ich diese gewinnen will. Das Training machte mir Spass und ich konnte mich im Training selbst herausfordern. Im Alter von 14 bis 18 Jahren trainierte ich mehrmals wöchentlich, später mehrmals täglich, auf dem See, im Wildwasser oder im Kraftraum.

Die meisten Trainings absolvierte ich alleine. In meiner Klasse wurde ich immer wieder gefragt, wieso ich mir das antue und ob das nicht langweilig sei. Für mich jedenfalls passte es so und ich hatte Spass dabei.

Junge stiegen aus

Die «Wettkampfgruppe» vom Kanuclub Luzern war eines von zwei geführten Trainings in der Woche. Doch leider hatte diese tolle Gruppe, je älter wir wurden, je weniger Mitglieder. Das kann ich natürlich nachvollziehen.

Wenn man nicht wirklich Vollgas geben will im Training und sich auch für andere Dinge interessiert als Paddeln, ist Leistungssport nicht das Richtige für einen. Irgendwann hat sich die Gruppe aufgelöst und die Jugendarbeit im Kanuclub ist vorübergehend eingebrochen.

Fordern, aber nicht Überfordern

Heute bin ich Spitzensportler, kümmere mich aber nebenbei auch um die Jugendabteilung im Kanuclub Luzern und leite ab und zu Trainings. Nachdem die Jugendabteilung wiederbelebt wurde und durch die Ostersportwochen immer mehr Jugendliche im Training erscheinen, reicht es nicht mehr, die Trainings von Woche zu Woche zu planen. Wir brauchen ein Ziel. Was wollen wir den Jugendlichen mitgeben? Was beibringen?

Als Sportler strebe ich naturgemäss immer die Spitze an und das überträgt sich auch auf mein aussersportliches Handeln. Am liebsten würde ich die Kanu-Kids jedes Wochenende an einen anderen Wettkampf schicken und doppelt so viele Trainings in der Woche anbieten, dass auch sie die Möglichkeit haben, die tollen Dinge zu erfahren, die ich im Sport erlebe. Doch wollen die das überhaupt? Je länger, je mehr merke ich, dass ich den Kindern nicht meinen Weg aufzwingen kann und Kanufahren nicht für alle oberste Priorität hat.

Wie also kann ich meine Ziele erreichen und aus den Jugendlichen gute Kanuten machen, ihnen aber trotzdem genug Freiheiten lassen?

Bleib locker

Die Jugendlichen einer Trainingsgruppe haben vieles gemeinsam. Sie mögen das Paddeln, sie stört es nicht, auch mal bei Wind und Wetter auf dem See zu sein, und sie geniessen den Teamgeist in der Gruppe. Doch trotzdem sind alle verschieden. Wenn es mir also darum geht, aus jedem Einzelnen von ihnen einen guten Kanuten zu machen, muss ich sie individuell fördern.

Aber natürlich kann ich es auch nicht allen recht machen und sollte es daher auch nicht versuchen. Wenn einem angehenden Kanuten etwas gar nicht in den Kram passt, gibt es auch noch genug andere tolle Sportarten. Das Ziel ist also, die Jugendlichen zu fördern und fordern, wenn sie das wollen, auf der anderen Seite aber nicht nur, damit alle zufrieden sind, von meinem Plan abzuweichen.

Der Humor darf im Training nicht fehlen

Wichtig dabei ist jedoch, dass Platz für Spass bleibt. Gewiss, es gibt Momente im Training, in denen man voll fokussiert sein soll und es keinen Platz für Spässli gibt. Oder Phasen, in denen man nicht sehr motiviert ist, zu trainieren. Ein Training bietet aber dennoch immer Möglichkeiten, Spass mit seinen Kumpels zu haben, auch wenn das nur am Schluss beim Ausfahren oder Umziehen ist.

Wenn die Freude fehlt, mangelt es dem Training meiner Meinung nach an Sinn. Und wer will seine Jugend schon mit Sinnlosem verschwenden? Ich glaube, dass die Mischung aus diesen zwei Sachen den Reiz ausmacht, für Jugendliche seriös Sport zu betreiben. Einerseits wird man gefordert und lernt neue tolle Dinge, auf der anderen Seite ergeben sich durch den Sport viele tolle und lustige Momente, die man sonst vermissen würde.

Für mich als Jugendkoordinator gilt es daher, diese zwei Reize zu fördern und dabei zuzusehen, wie meine jungen «Kanu-Pflänzli» heranwachsen und hoffentlich die Freude entwickeln, die ich beim Paddeln habe.

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Spitzensportler schreiben über ihr Leben. Mario Gyr (Rudern), Petra Lustenberger (Schiesssport), der Ringer Samuel Scherrer, Snowboarder Dario Burch, Ueli Schnider (Langlauf) und andere erzählen aus ihrem Alltag an Wettkämpfen und was der Sport für sie persönlich bedeutet.
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