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Die sechsmonatige Pause war einmal

Was macht eine Curlerin im Sommer? Trainieren natürlich …

Bloggerin Selina Witschonke im Tenerolager (Velotour und Wandern) mit zwei Teamkolleginnen. (Bild: Selina Witschonke)

Während der Eissaison scheint klar, wie wir Curler trainieren. Die meisten Stunden verbringen wir auf dem Eis, üben uns nebst Ausdauer, in Kraft, Mentaltraining und auch in der Taktik. Doch was macht man, wenn keine Halle mit Eis zur Verfügung steht?

Ist Curling wirklich eine reine Wintersportart? Als ich mit dem Curling begonnen habe, war es mit sechs Monaten Training und sechsmonatiger Sommerpause eine klare Saisonsportart. Je älter und erfolgreicher ich wurde, umso mehr zeigte sich, dass es sich um einen ganzjährigen Sport handelt. Von den sechs Monaten Sommerpause haben wir heute um die drei Wochen Trainingspause zur Erholung und insgesamt zwei Monate kein Eistraining, da uns während der zwei Monate keine Halle mit Eis zur Verfügung steht.

Athletiktraining

In der Zwischensaison ist es wichtig, dass man sich körperlich optimal auf die bevorstehende Eissaison vorbereitet. Das bedeutet regelmässiges Krafttraining, Ausdauertraining und Stabilitätstraining. Der Schwerpunkt im Krafttraining ist die Rumpfkraft, welche sehr wichtig für den Curlingsport ist. Ob bei der Steinabgabe oder beim Wischen, ein gutes Rumpftraining hilft der Stabilität. Die Ausdauer ist wichtig, damit man die zweistündigen Spiele mit voller Konzentration bestreiten kann.

Je nach Spielplan kann es sein, dass man drei Spiele an einem Tag hat. Mit dreissig Minuten Vorbereitung, zwei Stunden Match und dreissig Minuten Nachbesprechung ergibt dies an einem Tag neun Stunden Aufwand für den Sport.

Vor allem auch die Ausdauer im Kopf ist gefragt, welche dann auch mit dem Mentaltraining zusammenfliesst. Ein grosser Begriff im Curling ist auch das Intervalltraining. Immer wieder wischen, dann möglichst ruhig sein für die Steinabgabe und danach wieder wischen muss trainiert werden.

Trainingslager und Leistungstests

Wenn man im Junioren-Nationalkader ist, geht man jedes Jahr für eine Woche nach Tenero ins Trainingslager. Auch dort haben wir kein Eis zur Verfügung. In diesem Lager trainieren wir viel Kraft und Ausdauer. Zwischendurch probieren wir auch andere Sportarten aus wie zum Beispiel Tennis, Unihockey und Kanu fahren. Nebst viel Spass bekommen wir auch einen Einblick in andere Sportarten, was sehr spannend ist. Zweimal pro Jahr machen wir einen Leistungstest in der Sportklinik des Altius Swiss Sportmed Center, Rheinfelden. Hier wird jeweils unsere aktuelle körperliche Verfassung analysiert und wenn nötig der Trainingsplan für jeden Spieler individuell angepasst.

Um das eigene Training im Griff zu haben, füllen wir jede Woche ein Trainingsjournal aus, welches wir der Trainerin zur Kontrolle schicken. Dies als Beleg, dass man die Trainingsstunden pro Woche erreicht hat, aber vor allem auch, dass man ein Feedback erhält, mit welchem man das Trainingsprogramm verbessern kann, um schlussendlich das Optimum herauszuholen.

Eistraining

Ab Juni besteht dann bereits wieder die Möglichkeit, auf dem Eis zu trainieren. Die Curlinghalle in Baden ist eine der wenigen Hallen in der Schweiz, welche auch im Sommer Eis haben. Dank einer Sommermitgliedschaft kann man bereits wieder regelmässig das Eistraining durchführen. In dieser Anfangsphase geht es in erster Linie um die Technik bei der Steinabgabe. Denn nach den zwei Monaten Pause sollte man möglichst schnell wieder zur optimalen Steinabgabe kommen.

Viele Details wie zum Beispiel die Schulter gerade zu halten, Körper und Stein in eine Linie zu bringen und den Stein sauber loszulassen werden Hunderte Male angeschaut und verbessert. Auch werden Trainingsmatchs gespielt, um sich wieder an die Taktik und die wichtige Kommunikation zwischen den Spielern zu gewöhnen.

Mentale Stärke trainieren

Das Mentaltraining ist im Curling sehr wichtig. Deshalb muss es auch während der Saison regelmässig absolviert werden. Die Zwischensaison wird dazu genutzt, sich die individuell abgestimmten Übungen beizubringen und zu üben.

Analyse der letzten und Planung der neuen Saison

In der Zwischenzeit gibt es im Team viel zu besprechen: Die letztjährige Saison wird analysiert und die neue geplant. Kurz nach Ende der Turniersaison werden das Training ausgewertet, die Turniere analysiert und die positiven wie negativen Punkte festgehalten.

Bei der Planung der kommenden Saison werden zum Beispiel folgende grundlegende Fragen geklärt: An welchen Turnieren nehmen wir teil? Wann reservieren wir das Eis für die Trainings? Welche Unternehmen und welche Personen aus unserem Umfeld könnten uns finanziell unterstützen? Welches sind unsere Ziele und Schwerpunkte in der kommenden Saison?

Knappe Freizeit – volles Programm

In der Zwischensaison hat man ausnahmsweise auch Zeit für Familie und Freunde sowie Ferien. Da man als Curler sehr viel unterwegs und auch im Ausland ist, ist es nämlich nicht einfach, Freunde und Familie zu sehen. Die Zwischensaison ist aber auch die Zeit, in welcher man sich wieder vermehrt auf den Beruf konzentrieren kann.

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Spitzensportler schreiben über ihr Leben. Mario Gyr (Rudern), Petra Lustenberger (Schiesssport), der Ringer Samuel Scherrer, Snowboarder Dario Burch, Ueli Schnider (Langlauf) und andere erzählen aus ihrem Alltag an Wettkämpfen und was der Sport für sie persönlich bedeutet.
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