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21-jährige Luzernerin lebt ihren Traum

Vom kleinen Mädchen zum Karateka

(Bild: zvg)

Karate: eine Randsportart mit einer langen Tradition. Von aussen mag es nach willkürlichen Schlägen aussehen. Doch in Wahrheit stecken viel Leidenschaft, Training, Durchhaltewille und insbesondere Technik dahinter. Sport-Bloggerin Fabienne Kaufmann über die Trainingsmethoden, die längst nicht mehr an Szenen aus den berühmten Karate-Kid-Filmen mit Sensei Miyagi erinnern.

In meinem 5. Lebensjahr haben meine Eltern mich als junges Mädchen in das Training der Karateschule Sursee geschickt. Als kleiner Knirps motivierten mich die Aufwärmspiele, doch was ich noch mehr bewunderte, waren die grossen, erwachsenen Kämpfer. Dabei zuzuschauen, wie sich diese Karatekas bewegen, technisch variieren und deren Körper beherrschen. Mir wurde schon früh bewusst, dass ich genau diese Art von Training anstreben werde.

(Bild: zvg)

Also startete ich mit meinem Training und bewies mich in den einzelnen Gurtprüfungen, bis ich für das Training der Erwachsenen, und somit auch für das Kämpfen, zugelassen wurde. Mit viel Motivation und Ehrgeiz mass ich mich an gleichaltrigen und sogar älteren Kämpferinnen. Mir wurde schon früh bewusst, dass das Niveau sehr hoch ist, und wenn ich Erfolg haben möchte, muss ich ausserhalb meiner eigenen Komfortzone trainieren.

Nach meinen ersten Wettkämpfen ausserhalb des Dojos (Trainingshalle) kam ich in den Genuss des Erfolges. Ich liebte das Wettkampf-Feeling und das Messen an anderen Karatekas. Das innere Gefühl auf dem Podest verdeutlichte mir immer wieder, dass sich die harten Stunden im Dojo gelohnt haben. Mithilfe von durchdachtem Training, abgestimmt mit den richtigen Trainern und mentaler Stärke, konnte ich meine Mitstreiterinnen hinter mir lassen und genoss die Siegesluft immer öfter.

So war mir schon früh klar, dass ich mich für den Spitzensport und nicht für den Breitensport entscheide. Das Streben nach Verbesserung bis hin zur Perfektion ist mein persönlicher Aspekt, den ich zu meiner Motivation zähle. Ich geniesse, was ich mache, weil Karate mein Leben ist.

Ein Traum zum Greifen nahe

«Karate ist eine Randsportart. Davon kann man doch nicht leben, oder?» Auf meine Antwort «Nein» reagieren die meisten Fragenden bestürzt und reagieren mit Antworten wie: «Wie ist es möglich, dass man so hart für etwas trainiert, was einen nicht über Wasser hält? Wieso tust du dir das an?» An manchen Tagen frage ich mich das tatsächlich selbst. Doch die Antwort darauf ist schnell gegeben; «Leidenschaft. Ehrgeiz. Mein Traum.»

Ein berühmtes Zitat von Konfuzius sagt, «Wenn du liebst, was du tust, wirst du nie wieder in deinem Leben arbeiten.» In etwa so lässt sich wohl die Frage für die Liebe zum Training eines jeden Spitzensportlers erklären. Wir machen, was wir lieben. Ich trainiere immer wieder aufs Neue mit viel Leidenschaft, weil es für mich eine Herzensangelegenheit ist. Egal ob beim Schnüren meiner Laufschuhe für das nächste Ausdauertraining oder das technische Training im Dojo, ich fokussiere mich auf meine Ziele und lege los.

Ich war schon immer sehr zielorientiert und habe darauf meine Tagesstruktur festgelegt. Bislang galten für mich Titel wie Schweizermeisterin und Erfolge im Ausland als messbare Ziele. Ich war Feuer und Flamme, als ich hörte, dass wenige Karatekas im Jahr 2020 in Tokyo das erste Mal auf olympischem Boden ihr Bestes zeigen können. Mein erster Gedanke war ganz klar, dass ich nach Tokyo muss.

Mein neues Ziel: Tokyo 2020

Ich habe mich von diesem 5-jährigen Mädchen zu einer erwachsenen Kämpferin verändert und ich werde meine Leidenschaft und meinen Traum leben. Aspekte wie die vielen Stunden in den Trainings, die Blasen an Händen und Füssen, wie auch der Muskelkater der letzten Jahre, waren alle vergessen. Denn ich hatte mein neues Ziel vor Augen: Tokyo 2020. Doch mit einem Ziel allein fährt man noch lange nicht an die Olympiade. Man muss noch weiter aus der eigenen Komfortzone gehen und noch mehr machen. Denn wer etwas derart Einzigartiges erleben will, muss auch bereit sein, alles dafür zu geben.

(Bild: zvg)

Während der vergangenen Jahren als Karateka habe ich gelernt, mit meinem Körper und Geist umzugehen. Ich weiss heute sehr gut, was mein Körper braucht und habe gelernt, auf meine Intuition zu hören. Deshalb weiss ich besser denn je, dass ich für Olympia über mich hinauswachsen werde und auch kann. Einige denken sich bei diesen Zeilen vielleicht: «Wie kann man sich so etwas bloss antun?» Ganz einfach; ich freue mich über die Umsetzung meiner Ziele und werde in dem bevorstehenden Jahr mit noch mehr Leidenschaft und Ehrgeiz in jeden einzelnen Tag starten. Denn in guten wie in schlechten Zeiten sehe ich mich als Teilnehmerin auf den Kampfflächen in Tokyo.

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Spitzensportler schreiben über ihr Leben. Mario Gyr (Rudern), Petra Lustenberger (Schiesssport), der Ringer Samuel Scherrer, Snowboarder Dario Burch, Ueli Schnider (Langlauf) und andere erzählen aus ihrem Alltag an Wettkämpfen und was der Sport für sie persönlich bedeutet.
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