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Curling: Erst die Schweiz entdeckt, nun die ganze Welt

Viele Stunden im Auto und im Flieger

Curlerin Selina Witschonke nutzt die Zeit im Flugzeug beispielsweise für Visualisierungen. (Bild: zvg)

Hochklassige Curlingturniere finden um den ganzen Globus statt, und die Sportart selber ist daher mit einer grossen Reisetätigkeit verbunden. Doch wer denkt, Reisen sei bloss ein notwendiges Übel, der irrt. Denn neben Jetlag und langen Stunden im Flugzeug erarbeitete sich die Sempacherin Selina Witschonke auf Reisen auch wertvolle Kompetenzen.

Curling ist eine Sportart, mit welcher man schon früh um die Welt kommt. Bereits als kleine Curlerin war ich mit meinem Team viel unterwegs. Damals vor allem in der Schweiz. Je älter und erfolgreicher man als Curler wird, desto öfters geht man ins Ausland an verschiedene Turniere.

Als kleine Curlerin in der ganzen Schweiz unterwegs

Mit acht Jahren habe ich mit dem Curling begonnen. Als ich langsam das Gleichgewicht im Griff und genug Kraft hatte, die zwölf Kilogramm schweren Kindersteine in die Nähe des Ziels zu spielen, durfte ich zusammen mit anderen Kindern an die ersten Cherryturniere.

Kinder, die noch mit den kleinen und leichteren Curlingsteinen spielen, nennt man Cherryrockers. Natürlich waren zu dieser Zeit die Ziele noch andere und der Zeitaufwand war sehr klein. Und dennoch beginnt das Reisen in der ganzen Schweiz von klein auf.

Bereits die eine Stunde nach Wetzikon zu fahren, war für mich als Kind eine lange Fahrt. Zum Glück konnte ich grösstenteils im Auto schlafen.

Das erste Auslandturnier

Als ich erfahren hatte, dass wir ein Turnier in Deutschland spielen können, war ich überglücklich. Ich konnte es kaum erwarten, an meinem ersten Turnier ausserhalb der Schweiz zu spielen!

Am Tag der Abreise war ich sehr aufgeregt. Nachdem wir mit dem Auto alle Spielerinnen eingesammelt hatten, ging es mit der dreieinhalbstündigen Autofahrt nach Füssen los.

Zu Beginn noch aufgeregt im Auto, wurde es mit der Zeit langweilig und ich war erneut dankbar, dass ich im Auto immer gut schlafen konnte.   

Das Reisen heute in der ganzen Schweiz

Meistens gehen wir alle zusammen mit einem Auto an die Turniere. Wenn man von weither die Songs von ABBA hören kann und es immer näherkommt, kann man davon ausgehen, dass die Gruppe in dem Auto ich und mein Team sind.

Wir singen oft zusammen im Auto. Wir sind uns aber einig, dass wir alle deutlich besser Curling spielen können, als zu singen. Hauptsache, die Fahrt ist unterhaltsam und die Zeit geht schnell vorbei.

Das Fliegen wurde zur Gewohnheit

Die Teilnahmen an den Turnieren im Ausland nahmen stetig zu. Da Curling immer noch eine Randsportart ist, gibt es nicht so eine grosse Auswahl an Eliteteams und Gegnern in der Schweiz, als dass viele Turniere im eigenen Land gespielt werden könnten.

Damit wir als Team erfolgreich werden und immer mehr Fortschritte machen können, müssen wir uns mit der Weltelite messen. Dies bedeutet, dass wir an vielen internationalen Turnieren im Ausland teilnehmen. Für mich wurde das viele Reisen bereits zur Gewohnheit.

Den erfahrenen Eliteteams ergeht es bestimmt noch viel mehr so. Die Topteams reisen nochmals deutlich mehr als wir im Moment. Es gibt auch solche, die für mehrere Monate in Kanada leben, da die meisten und grössten Turniere im Verlaufe des Jahres in Kanada durchgeführt werden.

Essen trotz allem ein Höhepunkt

Mehrmals schon sind wir auch an Turniere gereist, für welche eine längere Reisezeit aufgewendet werden musste. Turniere in Kanada, China, Korea und Russland benötigten alle längere Flugreisen.

Während einem zehnstündigen Flug schaue ich meistens mehrere Filme, höre Musik oder lese ein Buch. Während meiner Schulzeit habe ich auch viel gelernt und auch die Maturaarbeit entstand hauptsächlich im Flieger.

Ich hoffe jedes Mal, dass ich genug müde bin, um auf dem eher unbequemen Sitz schlafen zu können, damit sich der Jetlag möglichst in Grenzen hält.

Dabei bin ich glücklich, dass ich mit meiner Körpergrösse von 1,57 Meter genug Platz habe, mich auf dem Sitz einigermassen komfortabel einzurichten.

Während der Flüge ist für mich das Essen ein Highlight. Nicht weil es mein Lieblingsessen ist, sondern weil ich dann etwas zu tun habe und die Zeit schneller vergeht. Zehn Stunden sind auch genügend Zeit, um sich verschiedene Gedanken zum bevorstehenden Turnier zu machen.

Welche Gegner haben wir? Welche Ziele haben wir für dieses Turnier definiert? Nebst mehreren Gedanken bereite ich mich auch im mentalen Bereich etwas vor. Eine meiner Lieblingsübungen ist das Visualisieren.

Hoffentlich kommt der Besensack an!

Nach Flugreisen hofft man immer, dass das Gepäck ankommt. Dass der Koffer nicht ankommen könnte, deswegen mache ich mir nur selten Sorgen. Das Wichtigste, wie zum Beispiel die Curlingschuhe, habe ich immer im Handgepäck dabei.

Mehr Sorgen mache ich mir jeweils um den Besensack, welcher durch seine Grösse als Spezialgepäck aufgegeben werden muss. Es kam auch schon vor, dass wir ein Turnier mit Besen von einem anderen Team starten mussten, da unser Besensack das Ziel nicht zum richtigen Zeitpunkt erreicht hatte.

Das Reisen wegen dem Sport macht Freude

Man kommt sehr viel in der Welt herum. Viel mehr als die Flughäfen, die Hotels, ein paar Restaurants und die Curlinghallen sieht man jedoch nicht. Trotzdem haben die vielen Reisen und die internationalen Turniere grosse Vorteile für das ganze Team.

Die Bekanntschaften mit anderen Kulturen und Menschen sind Erfahrungen, welche mir auch für das Leben neben dem Sport viel bringen und ich extrem spannend finde. Curling ist eine kleine Familie, welche sich über die ganze Welt verbreitet, und man trifft sich immer und immer wieder.

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Spitzensportler schreiben über ihr Leben. Mario Gyr (Rudern), Petra Lustenberger (Schiesssport), der Ringer Samuel Scherrer, Snowboarder Dario Burch, Ueli Schnider (Langlauf) und andere erzählen aus ihrem Alltag an Wettkämpfen und was der Sport für sie persönlich bedeutet.
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