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Vom alten zum neuen Team

Gefühlschaos bei der Bildung des neuen Teams

Gefühlschaos bei der neuen Teambildung – Raphaela Keiser und Selina Witschonke nach dem gewonnenen Bronze-Spiel an der Juniorinnen-Weltmeisterschaft. (Bild: zvg)

Das Curling-Jahr von Selina Witschonke hat kaum begonnen und ist schon reich an Ereignissen. Gleich zwei neue Besetzungen haben sich in diesem Jahr ergeben. Was das für ein Curlingteam bedeutet, beschreibt die Sempacher Sportlerin.

Nach der Saison ist vor der Saison. Momentan besteht die wesentliche Frage, ob das Team so zusammenbleibt oder nicht. Personell hat es dieses Jahr einige Veränderungen gegeben. Das Team neu zu integrieren ist ein lohnenswerter Aufwand.

Abschied von unserem Coach

Nach zwei sehr wertvollen Jahren hat unsere Coach und Trainerin Mirjam Ott leider ihre Funktion aufgegeben. Wir konnten unglaublich viel von ihr profitieren und lernen! Durch ihre jahrelange Erfahrung hatte sie das Gespür, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu sagen und zu machen. Ich bin überzeugt, dass mich ihre Inputs in meiner ganzen Curlingkarriere weiterhin begleiten werden.

Weil Mirjam sich zurückgezogen hat, heisst es nun für mich und das ganze Team, uns zum Thema Coach Gedanken zu machen. Wen könnten wir uns vorstellen? Was erwarten wir von unserem neuen Coach?

Die schwierige Suche der Nachfolge

Der Mangel an Coaches ist ein grösseres Problem in der Schweizer Curlingszene. Deren Funktion ist eine intensive Aufgabe, die sehr viel Zeit beansprucht und viele Reisen verlangt. Diesen Aufwand können neben einem Beruf nur wenige auf sich nehmen. Der Coach arbeitet mit viel Herzblut und meist ohne Lohn mit den jungen Teams, die wie wir selbst noch auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind.

Grundsätzlich bespricht man im Team, welche Personen in Frage kommen, anschliessend fragt man die ausgewählte Person an und hofft, dass sie bereit ist, diesen Aufwand auf sich zu nehmen und mit uns zu arbeiten.

Wie eine Schwester: Spielerwechsel nach 13 Jahren

Die zweite Veränderung in unserem Team für die nächste Saison ist ein Spielerwechsel. Im gegenseitigen Einvernehmen trennen wir uns von unserem Lead Anna Gut. Nach 13 unvergesslichen Jahren gemeinsam im Team war dieser Entscheid nicht ganz einfach für mich. Wir konnten viele Erfolge gemeinsam feiern und Niederlagen zusammen verkraften.

Als wir noch am Gymnasium waren, sahen wir einander jeden Tag während zirka zwölf Stunden. In der Schule, im Fitness und anschliessend noch auf dem Eis. Weil wir nur fünf Minuten zu Fuss voneinander entfernt wohnten, sahen wir uns sogar bereits auf dem Weg nach Luzern.

Zusätzlich waren da noch die Turniere an den Wochenenden, was bedeutete, dass wir mehrere Jahre lang extrem viel Zeit miteinander verbrachten. Es kam mir manchmal so vor, als wären wir Schwestern.

Vor diesem Hintergrund ist es für mich speziell schwierig, Anna aus dem Team gehen zu lassen. Aus Sicht einer Sportlerin haben wir uns aber im gegenseitigen Einvernehmen so entschieden. Was jedoch nicht bedeutet, dass wir in Zukunft keine weiteren gemeinsamen Erlebnisse mehr haben werden.

Unser Team ist wieder komplett!

Ich freue mich sehr, unsere neue vierte Spielerin Raphaela Keiser aus Zug im Team zu begrüssen. Drei Junioren-Schweizermeisterschafts-Finale haben wir als Gegnerinnen um den Sieg gekämpft und zusammen im selben Team an den Junioren-Weltmeisterschaften 2019 in Kanada die Bronze-Medaille gewonnen.

Auch neben dem Eis haben Raphaela und ich bereits viel Zeit beim Volleyballspielen, Wandern und Grillieren verbracht und dabei immer viel gelacht.

Was bei der Auswahl einer neuen Mitspielerin zählt

Da wir nur vier – beziehungsweise fünf Personen mit dem Coach – im Team sind, ist es extrem wichtig, gut miteinander auszukommen. In schwierigen Zeiten ist ein offener und ehrlicher Umgang eines der besten Rezepte.

Wir verbringen so viel Zeit miteinander, dass es die eine oder andere Diskussion oder Auseinandersetzung geben kann. Es ist zentral, dass man mit solchen Situationen umgehen und die Spannungen friedlich lösen kann.

Mir ist es sehr wichtig, dass man mit den Teamkolleginnen Spass hat und viel lachen kann. Gleichzeitig liegt mir aber auch am Herzen, dass man ernste und sachliche Gespräche führen kann.

Charakter, Wille und Biss sind nötig

Für mich ist es sehr wichtig, dass nebst den persönlichen auch die gemeinsamen Ziele verfolgt werden und wir alle am gleichen Strick ziehen. Damit man diese Ziele erreichen kann, ist wichtig, dass alle den grossen Aufwand betreiben können und auch wollen.

Im Zentrum stehen also der Charakter, der Wille, der Biss und das Spielerische jeder Einzelnen. Nur wenn all diese Punkte erfüllt sind, kann ein Team funktionieren und Erfolg haben.

Ich bin überzeugt, dass Raphaela genau so engagiert ist wie wir und die gleichen Ziele verfolgt. Obwohl mich zu Beginn die Teamveränderung etwas traurig gemacht hat, freue ich mich nun sehr, in der neuen Konstellation zu trainieren, zu kämpfen und hoffentlich Erfolge feiern zu können.

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Spitzensportler schreiben über ihr Leben. Mario Gyr (Rudern), Petra Lustenberger (Schiesssport), der Ringer Samuel Scherrer, Snowboarder Dario Burch, Ueli Schnider (Langlauf) und andere erzählen aus ihrem Alltag an Wettkämpfen und was der Sport für sie persönlich bedeutet.
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