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Im Curling ist offene Kommunikation entscheidend

Die Teamdynamik ist einer von vielen Erfolgsfaktoren

Selina Witschonke (rechts im Bild) und ihr Team kommen gemeinsam zum Erfolg. (Bild: Selina Witschonke)

Viele, viele Stunden verbringe ich mit meinen Teamkolleginnen auf und neben dem Eis. Da im Curling die Anzahl Personen, verglichen mit anderen Sportarten, klein ist, ist es umso wichtiger, dass eine gute Teamdynamik vorhanden ist.

Mein Team und ich möchten zusammen besser werden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass alle kritikfähig sind. Eine Kritik an der Steinabgabe, beim Wischen oder bei der Taktik sollte jede im Team annehmen können. Es ist wichtig, dass eine Kritik während oder nach dem Spiel kein Angriff auf die Persönlichkeit ist. Ein Feedback zu geben dient lediglich dazu, dass das Team oder auch jede Spielerin daraus lernen kann. Damit wir uns in- und auswendig kennen und wissen, wer will was und wann hören und was nicht, müssen wir sehr viel und vor allem offen miteinander darüber reden.

Jede hat eine eigene Persönlichkeit und geht verschieden mit den jeweiligen Feedbacks um. Ich bin mir bewusst, dass ich auf die Feedbacks bezogen eine klare Vorstellung habe. Ich weiss, was ich gar nicht mag und ich weiss, welche Rückmeldungen mir helfen können. Gerade bei so klaren Vorstellungen, was man von seinen Mitspielerinnen erwartet, ist es wichtig, dass ich ihnen klarmache, was sie in welchem Moment sagen sollen und was lieber nicht.

Alle wollen Erfolg

Jede sollte sich anpassen können und dennoch auch ihre persönlichen Bedürfnisse und Anliegen äussern dürfen. Schlussendlich wollen alle Erfolg haben und das funktioniert nur mit einer guten Teamdynamik. Nebst dem vielen Reden und Zeit verbringen haben wir im Team die Abmachung, dass es vollkommen okay ist und nicht böse gegen das Team gemeint ist, wenn jemand eine gewisse Zeit für sich alleine haben möchte und etwas Abstand braucht. Wir verbringen so viele Stunden miteinander, dass es manchmal gut tut, wenn man ein paar Minuten für sich hat.

Das Team im Curling ist eine kleine Gruppe. Anders als bei anderen Teamsportarten sind wir «nur» zu fünft unterwegs. So ist es zwingend, dass man sich mit jedem Teammitglied gut versteht. Eine kleine Unstimmigkeit ist schnell spürbar und kann eine erdrückende Teamstimmung auslösen. Natürlich kommen Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen in jedem Team vor. Dann ist es aber umso wichtiger, dass wir möglichst schnell die Probleme klären können. Wir bearbeiten solche Themen auch immer wieder mit unserem Sportpsychologen.

Schwierige Situation aus meiner Vergangenheit

Ich bin ein Mensch, der sich lieber zurückzieht, wenn es mir gerade nicht so gut geht, anstatt darüber zu sprechen. Als es mir vor einigen Jahren aus privaten Gründen nicht optimal ging, wurde ich verschlossener und verschlossener. Auf der Skip-Position nicht gerade vorteilhaft. Ich war auf dem Eis zu stark mit meinen Gedanken bei den privaten Problemen und konnte mich weder konzentrieren noch war ich mental und kommunikativ stark. Zu dieser Zeit konnte ich auch nicht super mit der Kritik und meinen eigenen spielerischen Fehlern umgehen. Für das Team war diese Situation sicher auch nicht einfach! Mit jemanden zu kommunizieren, der nicht kommunizieren will, kann schwierig werden. Offene Kommunikation, dass es mir in diesem Moment nicht gut ging, hat meine Zurückhaltung zwar erklärt, auf dem Eis wurde es jedoch nicht besser.

Zum Glück konnte ich die privaten Probleme nach einiger Zeit lösen. Somit konnte ich mich auf dem Eis wieder auf das Curling, das Team und vor allem auf die Kommunikation konzentrieren. Ich muss auch heute noch daran arbeiten, das private Leben auf dem Eis möglichst in den Hintergrund zu schieben und mich vollkommen auf den Sport zu konzentrieren.     

Im Curlingsport ist die Kommunikation während des Spiels extrem wichtig. Wie wurde der Stein gespielt? Wie ist die Länge? Wie ist die Richtung des Steines? Sobald im Team Unstimmigkeiten herrschen und wir dadurch etwas weniger sprechen, hat das sofort eine negative Auswirkung auf die Leistung auf dem Eis. Der Stein kann noch so gut gespielt sein, wenn er dann durch schlechte Kommunikation verwischt wird, wird das gewünschte Ergebnis nicht gut herauskommen.

Offenheit und viel Kommunikation sind für eine erfolgreiche Teamdynamik zentral. Weitere wichtige Erfolgsfakten sind: Sich selber bleiben, mit Rücksicht und Toleranz gegenüber dem ganzen Team. Die gleichen Ziele anstreben und verfolgen. Sich gegenseitig aufmuntern, unterstützen, stärken, zusammen kämpfen … All das und vieles mehr führt mich und mein Team zum Erfolg!

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Spitzensportler schreiben über ihr Leben. Mario Gyr (Rudern), Petra Lustenberger (Schiesssport), der Ringer Samuel Scherrer, Snowboarder Dario Burch, Ueli Schnider (Langlauf) und andere erzählen aus ihrem Alltag an Wettkämpfen und was der Sport für sie persönlich bedeutet.
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