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Der lange Weg zurück in den Leistungssport

Diagnose Kreuzbandriss

Nach dem Kreuzbandriss werde ich während eines Jahres nicht mehr im Wettkampfsport mittun können.

(Bild: Adobe Stock)

Als Leistungssportler bestreitet man seine Trainings und Wettkämpfe immer an der Grenze der Gesundheit. Kleinere Verletzungen gehören zum Spitzensport wie das Amen zur Kirche. In einer Kontaktsportart, wie es zum Beispiel das Ringen ist, können aber auch grössere Verletzungen auftreten. Das musste Sportblogger Samuel Scherrer im Dezember des letzten Jahres am eigenen Leibe erfahren.

Das entscheidende Halbfinale der Schweizer Mannschaftsmeisterschaften zwischen den RC Willisau Lions und der RR Einsiedeln steht vor der Tür. Vor etwas mehr als zwei Monaten habe ich mir im Training der Willisauer Ringer das vordere Kreuzband im rechten Knie angerissen. Es folgten diverse Abklärungen mit verschiedenen Ärzten. Glücklicherweise kam ich um eine Knieoperation herum.

Nach harten Wochen mit intensiven Reha- und Physiotrainings, konnte ich endlich wieder auf der Ringermatte trainieren. Es folgten weitere Gespräche mit mehreren Kniespezialisten sowie ein Stabilitätstest für mein Knie. Kurz vor dem wichtigen Kampf gegen Einsiedeln bekomme ich grünes Licht von allen Seiten. Ich werde am Samstag mein Comeback geben können. Das Risiko, dass mein Knie den hohen Belastungen nicht standhalten wird, ist klein.

Samstag, 1. Dezember 2018

Mein Kampf in der Gewichtsklasse bis 97 Kilogramm ist in vollem Gange. Ich konnte mich gut vorbereiten und fühle mich sehr wohl. Meinen Gegner, ich konnte ihn zuvor noch nie besiegen, habe ich im Griff. Dann, kurz vor dem Kampfende, passiert es. In einer unglücklichen Situation verdrehe ich erneut mein Knie. Sofort wird mir bewusst, dass etwas nicht stimmt. Ich kann den Kampf noch zu Ende führen, jedoch wird mein Sieg mit technischer Überlegenheit zur Nebensache. Dass die RC Willisau Lions das Halbfinale noch drehen können und nach einem dramatischen Kampf ins Finale einziehen, ist ein schwacher Trost.

Montag, 3. Dezember 2018

Heute habe ich meinen MRI-Termin. Die erste Diagnose kurz darauf ist ein harter Schlag für mich: Das lädierte Kreuzband hat der Belastung nicht standgehalten und ist jetzt komplett gerissen. Zusätzlich ist der Meniskus leicht beschädigt. Ich werde mich also einer Operation unterziehen müssen und das ganze nächste Jahr ausfallen. Diese harte Diagnose muss natürlich erst einmal verdaut werden.

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Es ist 7.30 Uhr. Pünktlich treffe ich in der Privatklinik St. Anna in Luzern ein. Kurz darauf werde ich an meinem rechten Knie operiert. Es verläuft alles nach Plan. Der Meniskus muss glücklicherweise nicht entfernt werden, der Riss kann genäht werden. Damit die Narbe jedoch verheilen kann, muss ich für fünf Wochen an Krücken gehen. Ich werde das rechte Bein während dieser Zeit mit maximal 20 Kilogramm belasten dürfen. Nach zwei Nächten im Spital kann ich am Samstagmorgen nach Hause.

Die ersten Tage nach der Operation sind sehr schmerzhaft. Das Knie ist noch immer stark angeschwollen. Die meiste Zeit verbringe ich im Bett und lagere mein rechtes Bein hoch. Jedoch kann ich trotzdem die Feiertage mit meiner Familie verbringen und etwas Ruhe geniessen.

Donnerstag, 24. Januar 2019

Seit der Operation sind bereits fünf Wochen vergangen. Ich habe heute eine Sprechstunde beim operierenden Arzt. Er ist mit dem bisherigen Heilungsverlauf sehr zufrieden. Ich werde also mein rechtes Bein wieder normal belasten können. Die ersten Schritte ohne meine Gehhilfen fühlen sich etwas speziell, aber sehr schön an. Ab nächster Woche kann ich wieder ins Reha-Training einsteigen. Die Muskeln an beiden Beinen sind durch die viele Ruhe stark eingegangen. Ich kann sie jedoch ab sofort wieder mehrmals wöchentlich aufbauen und langsam, aber sicher wieder zur alten Stärke (oder darüber hinaus) führen.

Samstag, 2. Februar 2019

Die erste Woche mit normaler Belastung ist hinter mir. Durch die vielen Reha-Trainingseinheiten und die Physiotherapie war sie von Muskelkater geprägt. Bisher macht das Knie jedoch zu 100 Prozent mit, was mich für den weiteren Verlauf sehr zuversichtlich stimmt. Ich werde die nächsten Monate mit Aufbautrainings verbringen und muss Schritt für Schritt vorgehen. Das ersetzte Kreuzband wird gegen Ende dieses Jahres seine volle Stärke erreicht haben. Bis ich mich wieder dem Ringsport auf internationalem Wettkampfniveau widmen kann, werde ich aber noch einige Schweisstropfen abwischen und den einen oder anderen Muskelkater überdauern müssen.

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Spitzensportler schreiben über ihr Leben. Mario Gyr (Rudern), Petra Lustenberger (Schiesssport), der Ringer Samuel Scherrer, Snowboarder Dario Burch, Ueli Schnider (Langlauf) und andere erzählen aus ihrem Alltag an Wettkämpfen und was der Sport für sie persönlich bedeutet.
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