Auf ein Gehacktes mit Hörnli mit der Schweizer Sport-Elite
Die Luzerner Handballerin Sabrina Amrein studiert an der ETH Zürich und betreibt zusätzlich Spitzensport. Mit dieser Kombination ist sie nicht alleine, an der Zürcher Hochschule studieren Athleten aus den verschiedensten Bereichen. Einmal jährlich kommt es dabei zu einem besonderen Treffen zwischen Sportlern und Schulleitung.
Jedes Jahr zu Beginn des Frühjahrssemesters lädt die Rektorin alle Spitzensportler der ETH zu einem Stehlunch ein. Dreimal in den vier Jahren meines Bachelorstudiums habe ich teilgenommen und jedes Mal den Austausch mit den anderen Sportlern geschätzt.
Während ich im ersten Jahr noch ganz aufgeregt im Zimmer der Rektorin stand und beeindruckt bei den teils namhaften Athletinnen und Athleten Tipps und Tricks abholte, um die mir schier unüberwindbar scheinende Hürde der ersten grossen Prüfungssession im Sommer möglichst gut zu meistern, haben sich die Rollen mittlerweile verändert.
Beim Treffen in diesem Jahr war ich es, die mit Fragen bombardiert wurde. Wie hast du deine Prüfungen aufgeteilt? Habe ich zu viel verpasst? Reicht das für die Prüfung?
Sport und Studium unter einen Hut bringen
Im Vordergrund stand natürlich der sportliche Austausch. Schwimmer, Eisläufer, Reiter, Schneesportler, Ruderer… Die Vielfalt ist riesig. Es war spannend zu hören, wie die anderen Sportler den oftmals noch deutlich höheren Trainingsaufwand mit dem Studium vereinbaren.
Eine Studentin lebt und trainiert fast das ganze Jahr über in Russland und war nur per Zufall genau in der Woche des Treffens in der Schweiz. Die Schneesportler sind natürlich auch nur selten in Zürich. Für sie ist das Studium also praktisch ein Fernstudium.
Eigene Ziele scheinen bescheiden
Ich bringe zwar unterdessen einige Erfahrung aus dem Studium mit. Sportlich hingegen sind es genau die Neulinge, die mich zuvor noch mit Fragen gelöchert haben, die nun von Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften schwärmen und fast nebenbei ihre Ziele für die Olympischen Spiele in den kommenden Jahren erwähnen.
Daneben verblassen meine bescheidenen Ziele, nationale Titel zu gewinnen. Die meisten anwesenden Sportlerinnen und Sportler sind junge, (noch) unbekannte Athleten. Doch nicht alle Spitzensportler der ETH sind unbeschriebene Blätter.
Vor zwei Jahren beispielsweise ass ich mit Dominique Gisin, die ihren Bachelorabschluss in Physik an der ETH machte, Gehacktes mit Hörnli.
Mit einem Nobelpreisträger geplaudert
Unsere Rektorin Springman, mehrfache Europameisterin im Triathlon, und Kurt Wüthrich, Nobelpreisträger in Chemie im Jahr 2002, richten jeweils ein paar Worte an uns Sportler.
«Wissenschaftliche Forschung ist wie Sport», liess sich der Nobelpreisträger nach dem Erhalt seines Preises in der «NZZ» zitieren und meinte damit, nur Ehrgeiz und Hartnäckigkeit führen zum Ziel. Dieses Jahr war auch der Präsident der ETH, Joël Mesot, mit dabei.
Alle drei betonten, wie sehr sie unseren Aufwand schätzten und wie stolz sie seien, dass wir trotz oder gerade wegen unseres sportlichen Engagements an der technischen Hochschule studieren. Anschliessend liessen sie es sich nicht nehmen, mit uns einen Kaffee zu trinken und uns in einen persönlichen Diskurs zu verwickeln.
Möglichst viele Athleten wollten sie kennen lernen und sich von ihnen in die teils exotischen Sportarten einführen lassen.
Tölt, Pass, Galopp
Zwei Stunden später verliess ich das Büro der Rektorin mit einem vollen Bauch und einem guten Gefühl. Egal, wie einsam wir Sportler uns an der ETH unter all den Supergenies manchmal vorkommen mögen, wir waren nicht alleine.
Und noch etwas hatte ich an diesem Mittag gelernt: Wer hätte gedacht, dass Islandpferde bis zu fünf verschiedene Gangarten erlernen können?