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Airbnb-Wohnungen in Luzern

Wie Zürcher Luzern verhökern – und wie wir sie stoppen

David Roth (rechts) kämpft gegen Vermietungsplattformen wie Airbnb. Das Haus an der Winkelriedstrasse wird unterdessen wieder normal vermietet. (Bild: jwy)

Die Wohnungsnot in Luzern ist so gross wie nie in den letzten zehn Jahren. Und trotzdem will der Stadtrat weitere Wohnungen Airbnb zum Frass vorwerfen. Neu sollen auch in Aussenquartieren Airbnb-Wohnungen entstehen. Dabei zeigt sich, dass immer mehr Auswärtige in diesem lukrativen Geschäft mitmischen.

«Meine Wohnungstüre habe ich früher nie geschlossen, heute weiss ich nicht, ob gerade ein Einbruch geschieht oder wieder neue Touristen einziehen.» Das hat mir eine ältere Frau erzählt, die seit Jahren im gleichen Haus im Bruchquartier wohnt. Unterdessen werden aber mehrere Wohnungen auf Airbnb vermietet. Eine Nachbarschaft, in der man sich kennt, existiert nicht mehr.

Dabei begann eigentlich alles mit einer guten Idee: Wenn jemand verreist oder ein Zimmer übrig hat, soll dieser freie Raum anderen zur Verfügung stehen. Sharing Economy nennt sich das. Innert Kürze wurde das pervertiert. Immer mehr Anbieter mieteten ganze Wohnungen und dann sogar ganze Häuserblocks, um diese auf Airbnb zu stellen. Eine Untersuchung zeigte: Die Airbnb-Anbieter können das Vier- bis Fünffache des normalen Mietzinses einnehmen. Selbst wenn man Reinigung und Verwaltungskosten abzieht, bleibt ein riesiger Gewinn.

Ein Gewinn auf Kosten von uns allen

Davon bleibt wenig in Luzern. Im Gegenteil: In der Stadt Luzern betragen die Steuereinnahmen je Wohnung über 11'000 Franken. Von den Airbnb-Wohnungen erhält der Staat fast nichts, bleibt aber auf den Infrastrukturkosten sitzen.

Grosse Kasse machen dafür vorwiegend ausserkantonale Spekulantinnen, insbesondere aus Zürich. So beispielsweise der nette Alex, der angibt, dass er nach seinem Studium in Dubai und Berlin jetzt in Zürich ein Immobilienunternehmen betreibe, sofern er nicht gerade seinen Hobbys «Tennis, Segeln, Volleyball und dem Zürcher Nachtleben» nachgeht.

Alex hat gleich neben dem Luzerner Theater fast ein ganzes Haus geleert. Die 10 Wohnungen sind jetzt durchnummeriert. Platz für Bewohner aus Luzern gibt es keinen mehr.

«Airbnb regulieren – Initiative Wohnraumvernichtung stoppen»

Das gleiche Bild bietet sich an zahlreichen weiteren Orten in Luzern. Auch bereits etwas ausserhalb des Zentrums an der Gibraltarstrasse macht sich eine Zürcher Immobilienfirma immer breiter. Ihr gehören die beiden Häuser Nummer 13 und 15. Im einen Haus sind bereits die Hälfte, im anderen knapp ein Drittel der Wohnungen dem Wohnungsmarkt entzogen.

Die Initiative «Airbnb regulieren – Initiative Wohnraumvernichtung stoppen» will die Kurzzeitvermietung auf den Grundgedanken der Sharing Economy zurückbringen. Die Initiative wurde lanciert von CasaFair, Mieterinnen- und Mieterverband, SP und Juso. Wenn die Initiative angenommen wird, dürfen Wohnungen in Luzern weiterhin 3 Monate im Jahr auf Airbnb angeboten werden. Einzelne Zimmer auch ganzjährig.

Aber nur, wenn die vermietende Person auch effektiv in der Wohnung angemeldet ist. Damit würde Sharing Economy wieder zu dem, was es eigentlich ist: Teilen von knappen, aber zeitweise ungenutzten Gütern. Die Vertreibung von Luzernerinnen durch Airbnb würde hingegen gestoppt.

Grosser Stadtrat auf dem Holzweg

Der Stadtrat will das Gegenteil. Noch mehr Luzerner Wohnungen sollen auf Airbnb. Und sogar in Aussenquartieren sollen Lizenzen vergeben werden, damit die Wohnraumvernichtung voranschreiten kann. Dies, obwohl die Leerwohnungsziffer nur noch 0,88 Prozent beträgt – das bedeutet Wohnungsnot. Und trotzdem will der Stadtrat bis zu 1,5 Prozent der Wohnungen auf Airbnb stellen lassen. Ohne Airbnb könnten in Luzern also dreimal mehr Wohnungen auf dem freien Markt sein. Das würde die Mietexplosion etwas bremsen. Aber offenbar beabsichtigt der Stadtrat das Gegenteil.

Und die Baukommission des Grossen Stadtrates ist ihm gefolgt. Eigentlich überraschend, weil SP und Grüne in dieser Kommission eine Mehrheit haben. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Unfall bei der Industriestrasse-Initiative nicht wiederholt. Damals wollte die Grüne Fraktion gemeinsam mit der Ratsrechten das Land an die Allreal AG Zürich verkaufen, anstatt für die genossenschaftliche Überbauung einzustehen. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch dieses Mal von ihrer mieterfreundlichen Basis überstimmt wird und eine Initiative gegen die Kommerzialisierung von Wohnraum gewinnt.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Gabriel
    Gabriel, 24.10.2022, 16:21 Uhr

    Dieser Artikel ist populistisch.
    Zum Beispiel – mein Nachbar, ein Zahnarzt, der zwei Wohnungen in eine große Klinik mit 3 Ärzten verwandelt hat – jeder verdient mehr als SFr1000 für eine Wurzelbehandlung, jeden Tag gehen mehr als 20 Leute in seiner Klinik ein und aus – denken Sie, wir haben ein ruhiges Gebäude?! Kann ich meine Tür den ganzen Tag offen lassen?!
    Ein anderes Beispiel – ein befreundetes Paar, ein Stockwerk unter ihnen, hat die Wohnung in ein Grafikbüro umgewandelt – sie hören den ganzen Tag Musik, abends trinken sie Alkohol und bleiben bis spät in ihr «Büro» – die Wände sind dünn, das kleine Mädchen wacht jede Nacht wegen ihres Lärms auf, ist das in Ordnung?!
    Oder eine andere Wohnung, in unserer Straße, ein Restaurant hat diese Wohnung in ein Lager verwandelt… Wissen Sie, wie viel dieses Restaurant verdient?!
    Und was ist mit den Wohnungen, die zu Yoga-Zimmern umfunktioniert wurden – ist es in Ordnung, eine indische Methode anzuwenden, aber die Inder selbst stören die Bewohner?!
    Und vielleicht sollten wir nicht über die Wohnungen sprechen, die zu Bordellen geworden sind, mit armen Frauen, die ihren Körper an unsere erleuchteten Bewohner verkaufen.
    Es gibt ein Gebiet in Luzern, das Area A genannt wird – dies ist eine gemischte Zone zwischen Anwohnern und Unternehmen, in jedem Gebäude kann man ein Büro/Klinik/Lagerhaus etc. eröffnen. – Die Unternehmen, die diese Wohnungen vermieten, verdienen viel Geld, 50 % der Eigentümer sind nicht aus Luzern.
    Ich frage mich, wo der Unterschied zwischen diesen Unternehmen und Ferienwohnungen liegt… gibt es ein Problem mit der Wohnungsnot oder mit den Touristen?

    Außerdem, Ist es auch in Ordnung, dass Leute, die in Luzern wohnen, in Zug, Zürich, etc. arbeiten? – die meisten von ihnen fahren jeden Tag mit dem Auto, verursachen Staus und Luftverschmutzung, verdienen Geld in einem anderen Kanton – sollen sich diese Kantone auch beschweren oder ist es in Ordnung, dass die Luzerner in einem anderen Kanton Geld verdienen, aber haben die Bewohner anderer Kantone kein Recht, in Luzern Geld zu verdienen?!

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  • Profilfoto von Heinz
    Heinz, 21.10.2022, 18:03 Uhr

    Ach, liebe SP. Alles was sonst nicht geht, wird nun durch euren Parteichef höchstpersönlich aufgewärmt: böse Zürcher, alle Airbnb-Anbieter sind böse – selbstverständlich nur die SP ist gut. Mein Gott, wie klischeehaft! Da bleibt mir nur das grosse Kopfschütteln…

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    • Profilfoto von Otilde
      Otilde, 22.10.2022, 13:49 Uhr

      Wohnung suchen fast unmöglich, aber mit Airbnb viel Geld verdienen… Häuser nur für diesen Zweck bauen!
      Wohnung Sharing war der Grundgedanke.

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  • Profilfoto von Wanner Hans P.
    Wanner Hans P., 20.10.2022, 22:05 Uhr

    Lieber David
    im Grund der Dinge hast du Recht. Mit den Privaten Vermietungen ist das so eine Sache. Hotels wären, auch mit Appartements, dafür viel besser geeignet.
    Dann sind noch einige weitere Fakten anzufügen, resp. sind.
    Dass bei deiner Kolumne nun aber wieder die alte Masche der «Zürcher» herhalten muss, bitte nicht ins letzte Jahrhundert «weiss-blau» gegen «weiss-blau» resp. Löwe gegen Löwe verfallen.
    Und schon gar nicht gegen die Berner.
    Mit freundschaftlichem Gruss
    Hans

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