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In Zeiten der Klimaerwärmung ist ein Autobahnausbau falsch

Wie war das mit dem Wünschbaren und Notwendigen?


 

(Bild: Screenshot Google Maps)

Der Bypass soll als nächster grosser Autobahnausbau realisiert werden. Dabei sind andere Projekte viel dringender. Doch wenn Geld sprudelt, werden Prinzipien gerne und rasch über Bord geworfen.

Die Notwendigkeit zum Bau des Bypasses Luzern wird von den Befürworterinnen und Befürwortern gerne mit der Überlastung der heutigen Autobahn hergeleitet. Auch im Communiqué der nationalrätlichen Verkehrskommission wurde nach deren Entscheid zum Bau des Bypasses so argumentiert. Die Kommission wolle «über alle Landesteile hinweg da investieren, wo der grösste Bedarf besteht». Nur, trifft das auf den Bypass zu?

Eine Liste der Projekte zeigt ein anderes Bild. Die anstehenden und gewünschten Ausbauten sind in drei Kategorien aufgeteilt, die die prognostizierten Probleme im Jahr 2040 voraussagen. Sieben Regionen sind der höchsten Problemstufe zugeteilt. Dazu gehören Abschnitte in Genf, Waadt, Bern, Solothurn-Aargau, Zürich, St. Gallen und Basel, deren Namen allen in den Ohren klingen, die Radio hören und damit Staumeldungen geliefert erhalten: Bern Ostring, Oensingen oder Schweizerhalle-Tunnel. All diese Autobahnen haben einen höheren Problemdruck als Luzern. Unsere Region ist erst der mittleren Problemstufe zugeteilt.

Argumentiert wird auch mit den Staustunden

Doch auch da: In Statistiken mit Stauschwerpunkten kommen die Luzerner Abschnitte der A2 und A4 einfach nicht vor. Auch hier liegen die Autobahnabschnitte in den dichtesten Siedlungsgebieten weit vorne mit über 300 Stautagen. Die Namen kennen wir ebenfalls aus den Verkehrsnachrichten: Baregg, Gubristtunnel oder Nordumfahrung Zürich. Kommt noch hinzu, dass in unserer Region viele Staus auf der A2 vom Ausflugsverkehr stammen. An schönen Sommertagen staut sich der Verkehr regelmässig frühabends von Hergiswil her Richtung Kriens. Müssen wir für Ausflügler eine Autobahn ausbauen?

Selbstverständlich: In Zeiten der massiven Klimaerwärmung ist ein Ausbau der Autobahnen eh falsch und man ist versucht zu sagen: Besser in Luzern ausbauen, wo der Problemdruck nicht so hoch ist als am Genfersee oder in Zürich, wo ein Ausbau den Autoverkehr noch massiver fördern würde. Doch die Klimafrage und der Energieverbrauch der Mobilität interessieren leider in Luzern wie in Bundesbern noch viel zu wenige. Womit diese Argumentationslinie hinfällig ist.

Prall gefüllter Geldtopf verleitet zum Zugreifen

Dagegen müssten auch bürgerliche Politikerinnen und Politiker gemäss eigener Logik aufmerksam werden. Sie plädieren sonst stets für einen sparsamen Umgang mit den Finanzen, verlangen nach Prioritätensetzung oder wollen Wünschbares vom Nötigen trennen. Hier aber schaut man grosszügig darüber hinweg. Kein Wunder, der Grund liegt nah: Der Geldtopf namens Nationalstrassen- und Agglomerationsfonds ist prall gefüllt. Da muss man doch einfach zugreifen. Prinzipien hin oder her.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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