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Martin Schwegler über die 1:12 Initiative

Wer soll von exorbitanten Gewinnen profitieren – Manager oder Aktionäre?

Die Meinungen zur 1:12 Initiative sind geteilt.

Die Abstimmung zur 1:12 Initiative ist zur Zeit in aller Munde. Martin Schwegler stellt sich die Frage, wer bei einer Annahme der Initiative wirklich profitieren würde.

Am 24. November stimmen wir über die sogenannte 1:12 Initiative ab. Die Initiative verlangt, dass in einem Unternehmen der höchste bezahlte Lohn nicht mehr als das Zwölffache des tiefsten beträgt. Damit will sie die Löhne des obersten Kaders einschränken.

Um es vorneweg zu nehmen: Auch ich finde Managersaläre in Millionenhöhe moralisch verwerflich. Ich kann nachvollziehen, dass man aus emotionalen Gründen die 1:12 Initiative unterstützt. Allerdings ist man als Stimmbürgerin oder Stimmbürger Gesetzgeber. Gesetze macht man besser nicht mit dem Herz, sondern mit dem Kopf.

Persönlich habe ich die Grundhaltung, dass neue Gesetze und damit Verhaltensanweisungen an Menschen und Unternehmen nur mit Zurückhaltung geschaffen werden sollen. Es muss schon ein besonderes allgemeines Interesse geben, die Eingriffe in die Privatsphäre oder unternehmerische Autonomie rechtfertigen. Da die Initiative grundsätzlich die Entscheidungsfreiheit von Unternehmen beschränken will, bin ich schon mal entsprechend zurückhaltend.  Unternehmen gehören meist Aktionären, die sind selber dafür verantwortlich, dass die Manager ihres Unternehmens kontrolliert werden.
Wie erwähnt verstehe ich die Aufregung um die überbordenden Managersaläre. Das Argument, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt dadurch leidet, ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. Ob aber diese recht abstrakte Gefahr für die Gesellschaft den Eingriff in die Unternehmen rechtfertigt, lasse ich mal offen.

Wichtig ist jedoch, dass man noch die Frage nach der Wirkung einer neuen Vorschrift stellt: Wird das echte oder vermeintliche Problem tatsächlich gelöst? Und hier ist m.E. klar, dass die Gier der Manager Mittel und Wege finden wird, die Deckelung des Lohnes zu umgehen. Es ist beispielsweise sehr einfach, die Anstellungsverhältnisse im Tieflohnbereich an eine neu zu gründende Tochtergesellschaft auszulagern oder man verschiebt den Sitz des Unternehmens ins Ausland – schliesslich sind die meisten betroffenen Unternehmen sowieso international tätig.

«Wer würde dann die nicht an Manager ausbezahlten Millionen erhalten? Der Glaube, dass die Mitarbeiter im Tieflohnbereich die Millionen erhalten, ist schon fast naiv.»

Und wenn nicht: Wer würde dann die nicht an Manager ausbezahlten Millionen erhalten? Der Glaube, dass die Mitarbeiter im Tieflohnbereich die Millionen erhalten, ist schon fast naiv.Es liegt doch auf der Hand, dass die Gewinne des Unternehmens grösser und damit die Dividende an die Aktionäre höher würden. Wieso soll ich aber Aktionären mit meiner Stimme zu mehr Dividenden verhelfen, wenn diese im Rahmen ihrer Aktionärsrechte die Managersaläre selber begrenzen könnten? Die Aktionäre sind letztlich genauso geldgierig wie die Manager. Mir ist egal, wer von beiden mehr von exorbitanten Gewinnen profitiert. Soweit möglich meide ich als Konsument einfach diese Unternehmungen. Zumindest als Bank- und Versicherungskunde habe ich meistens echte Alternativen.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von MikeZ
    MikeZ, 28.10.2013, 13:25 Uhr

    Ich möchte mit folgendem Zitat von Klaus Eicheler beginnen, welches die Misere dieser Initiative irgendwie genau auf den Punkt bringt:
    «Kapitalisten wissen nie genau, wann sie genug haben.
    Sozialisten wissen immer genau, wann andere genug haben.»

    Es nützt nichts, immer nur über andere zu schimpfen, statt mit gutem Beispiel voran zu gehen. Kein Mensch wird in der Schweiz gezwungen, bei einem Unternehmen zu arbeiten oder Waren und Dienstleistungen (Staatsbetriebe ausgenommen) zu beziehen. Somit kann eigentlich jeder selber entscheiden, ob er oder sie mit dem Lohn einverstanden ist. Das gilt nicht nur für das eigene Gehalt, sondern auch für das der Chefs. Wenn ich damit nicht einverstanden bin, unterstütze ich doch so etwas nicht auch noch durch mein Handeln. Das ist, wie wenn die Linken auf einmal die Jahresbeiträge bei der SVP einzahlen würden oder umgekehrt.

    Fairerweise möchte ich auch noch erwähnen, dass wenn diese Riesenlöhne in der Schweiz nicht mehr ausbezahlt werden, auch keine entsprechenden Steuereinkünfte mehr kommen werden. Beispiel: Eine Person in Zürich mit Jahreseinkommen von 1.5 Mio. bezahlt rund 0.7 Mio. an Steuern und Abgaben. Diese Einnahmen fallen dann grösstenteils (falls er in der Schweiz bleibt) oder ganz (falls er die Schweiz wohnsitzmässig verlässt) weg. Da braucht es dann einige Hundert Durchschnittsverdiener, um das kompensieren zu können.

    Wer also damit leben kann, dass die schönen Steuereinnahmen dieser Topverdiener ganz oder teilweise wegfallen, dadurch auch massive Einsparungen auf der staatlichen Ausgabenseite vorgenommen werden müssen und im schlimmsten Fall viele Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden, der kann getrost ein Ja in die Urne legen.
    Allen anderen empfehle ich nochmals zu überlegen, ob Neid (selbst wenn er gerechtfertigt ist) wirklich der richtige Ratgeber ist?

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  • Profilfoto von Martin Schwegler
    Martin Schwegler, 06.10.2013, 11:48 Uhr

    Mein Hauptargument ist: Wenn wir ein Gesetz machen, dann muss es Wirkung zeitigen. Zudem muss nicht jedes moralisch verwerfliche Verhalten auf Verfassungsebene verboten werden.
    Eine höhere Boni-Besteuerung, wie sie bspw. Ständerat Koni Graber als Gegenvorschlag zur Minder- Initiative vergeblich eingebracht hat, würde mehr Sinn machen als ein blosses Verbot.

    Marcel Budmiger und Philipp Federer taxieren bloss – sie geben meinen Argumenten schlechte Noten, sagen aber nicht, wieso diese schlecht sind. Philipp Federer ist so korrekt, dass er zugibt, dass die 1:12 Initiative nicht zu höheren Löhnen bei den tieferen Einkommen führen wird.

    Gemäss heutiger NZZ am Sonntag ist die 1:12 Initiative ergriffen worden, um die Juso’s ins Gespräch zu bringen. Wie bei den meisten heute ergriffenen Initiativen geht es um Parteistrategie und nicht um die Lösung echter Probleme.

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  • Profilfoto von Philipp Federer
    Philipp Federer, 05.10.2013, 16:34 Uhr

    Martin Schwegler stützt, was er beklagt. Er hat kein politisches Instrument, wie er die wachsende Lohnschere stoppen will und kann. Weil die Privatwirtschaft gerade nichts gelernt hat, im Gegenteil immer dreister wird, benötigen wir einen eingreifenden Staat.
    Er unterstellt mir, ich und die Befürworter von 1:12 behaupten, die unteren Löhne erhielten automatisch, was die Oberen weniger garnieren können. Diesen Glauben habe ich nicht, weil ich die Habgier dieser Leute zu gut kenne. Auch hier setze ich lieber auf politische Instrumente, konkret auf die Mindestlohninitiative.

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  • Profilfoto von rab
    rab, 03.10.2013, 21:01 Uhr

    Die Entlöhung nach unten zu korrigieren wird nicht stattfinden, dafür ist der Mensch (nicht der Manager) zu sehr auf Geld fixiert. Den Mitarbeitern mehr Lohn zu bezahlen wird ebenfalls nicht geschehen, da dies die Produkte verteuern würde und der Kunde dafür kaum bereit wäre, mehr zu bezahlen. Eine logische Konsequenz scheint, dass Mitarbeiter ausgelagert werden (Outsourcing, keine Tochtergesellschaft), sodass die Lohnstrukturen beibehalten werden können. Dies hat den zusätzlichen «Vorteil», dass den Angestellten einfacher gekündet werden kann.

    Von der Juso, aber auch von der SP oder einem Gewerkschaftsbund hätte ich soviel Weitsicht erhofft.

    Es stellt sich doch die grundlegende Frage: «Warum bezahlt jemand einem Sportler 40 Millionen Jahresgehalt?» Offenbar erzielt er doch einen Gegenwert von mehr als 40 Millionen (in welcher Form auch immer). Das ist das einfachste Beispiel für Angebot und Nachfrage und ich mag es jedem gönnen, der für seine Persönlichkeit eine Nachfrage in diesem Preissegment schafft.

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  • Profilfoto von Marcel Budmiger
    Marcel Budmiger, 03.10.2013, 17:40 Uhr

    Herr Schwegler kapituliert vor dern Abzockern in der Chefetage. Nachdem seine Partei Die Abzocker-Initiative, Bonisteuern und und auch sonst alle griffigen Massnahmen gegen Abzocker agbelehnt hat, redet man sich auch bei der 1:12-Initiative raus. Die Gier der Abzocker sei so gross, dass sie nicht gestoppt werden könne. Mit solchen Politikern kann sie sicher nicht gestoppt werden – wohl aber mit einem klaren JA am 24. November!

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