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Luzerner Metro: Nicht jeder Vision ist die Zukunft sicher

Welche Bahnprojekte in der Zentralschweiz gescheitert sind

Ob die Metro dereinst realisiert wird, ist Gegenstand laufender Diskussionen. (Bild: jal)

Längst nicht jeder Plan für ein Bahnprojekt wird auch realisiert. Gescheiterte Vorhaben wie die Bahnverbindung Paris – Mailand über Luzern, den Bahnknoten Beromünster oder die Napfbahn zeigen, wie schwer es ist Visionen zu haben. Polit-Blogger Michael Töngi sieht hier einen möglichen Zusammenhang mit dem Luzerner Metro-Projekt.

Die Wogen gehen hoch. Recht so in einem Abstimmungskampf: Beim Luzerner Metro-Projekt geht es neben den inhaltlichen Fragen anscheinend auch um eine Lebenshaltung. Als Gegner gilt man rasch einmal als Kleingeist, es fehlt einem an Vorstellungskraft oder es wird einem gar eine positive Lebenseinstellung abgesprochen.

Der Alpendurchstich beim Gotthard, die Zahnradbahn auf den Pilatus oder das dichte Bahnnetz seien Zeugen von früherem Pioniergeist, den man nur wieder erwecken müsse, denn leider Gottes fehle er heute zu vielen Zeitgenossen. Innovativ, pionierhaft, visionär: Unglaublich, was die Metro alles leisten soll.

Visionäre Bahnprojekte sind so alt wie die Bahn selbst

Zum Trost schmökere ich dann gerne in Dokumenten zu älteren Projekten (Visionäre Bahnprojekte, Die Schweiz im Aufbruch 1870 – 1939, Heinz Schild). Längst nicht alle haben den Schritt von der tollen Vision in die Realität geschafft wie die Gotthardbahn. Es fehlte an Geldgebern, die Rentabilität stand in den Sternen oder sie scheiterten an technischen Herausforderungen.

Vielen Luzernern und Luzernerinnen ist die Bahnverbindung von Wauwil Richtung Langenthal noch bekannt, deren Ziel die Schaffung der kürzesten Bahnverbindung Paris – Mailand war. Vom Jura her kommend wären die Züge über Luzern nach Süden gefahren. Gute Idee, doch übrig geblieben sind einzig ein Bahndamm und ein Tunnel, der heute als Wasserreservoir dient.

Hunderte von Arbeitern verloren ihre Stelle, als das Projekt 1875 abrupt eingestellt wurde. Weniger bekannt sind die Pläne rund um Beromünster: Neben der Bahn von Reinach nach Beromünster hoch, die vor gut 20 Jahren eingestellt wurde, standen auch Linien nach Rothenburg und nach Sursee zur Diskussion. Beide wurden nie realisiert und Beromünster blieb ein beschaulicher Flecken statt ein Eisenbahnknoten.

Nicht realisierte Bahnprojekte auch in der Schweiz

Schweizweit gibt es einige spektakuläre Projekte, die es bis zur Bewilligung des Bundes schafften, dann aber doch nicht gebaut wurden. Für uns Zentralschweizer besonders interessant: Eine Panoramabahn von Engelberg nach Meiringen, die über den 2200 Meter hohen Jochpass geführt hätte und ausdrücklich vom Eisenbahndepartement gegenüber all den Seilbahnprojekten in der Region unterstützt wurde.

Trotzdem kam es nie zum Bau. Gleich erging es allen anderen Schmalspurprojekten im Haslital. Natürlich standen auch weitere touristische Bahnen im Gespräch, wie eine Bahn aufs Matterhorn, die vom National- und Ständerat durchgewunken wurde. Es fehlte am Schluss aber an Finanzen und dem nötigen Lobbying.

Zum Autor

Der Krienser Michael Töngi (Grüne) ist seit März 2018 im Nationalrat, wo er die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen präsidiert. Von 1990 bis 2001 war er im Einwohnerrat Kriens, von 2007 bis 2018 im Luzerner Kantonsrat. Der 52-Jährige präsidiert seit 2014 den VCS Luzern und war von 2011 bis 2018 Generalsekretär des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbands.

Und wer heute im Schweisse seines Angesichts auf den Napf wandert, dem sei gesagt: Wären die Pläne der Napfbahn verwirklicht worden, könnte er bequem und ohne einen Tropfen Schweiss von Trubschachen auf den Napf fahren.

Fragliche Umsetzung der Luzerner Metro

Neben vielen nationalen Verbindungen stand auch die internationale Anbindung im Fokus. So etwa mit der Engadin-Orientbahn. Sie sollte das Engadin via Ofenpass ans Südtirol anschliessen und stellte eine Weiterführung über Konstantinopel, Bagdad nach Bombay in Aussicht, was eine Zugsreise in nur 10 Tagen nach Indien ermöglichen sollte.

So rufen wir den Befürwortern der Metro zu: Nicht jede Vision hebt zu einer goldenen Zukunft ab, viele dagegen landen als hochfliegende Pläne auf dem harten Boden der Realität und bleiben ein paar Linien auf einer alten Landkarte.

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