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Ohne Elektrizität würde Chaos ausbrechen

Stromversorgung ohne ideologische Scheuklappen

Die Schweiz, wir alle brauchen eine zuverlässige Energieversorgung, die auch für die Bevölkerung bezahlbar bleibt. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Wahrscheinlich sind Sie auch schon am Küchentisch gesessen und haben sich überlegt, was wohl passieren würde, wenn der Strom ausfiele. Das kurzfristige Szenario: Im Gefrierfach verderben die Lebensmittel, der Herd bleibt kalt und damit auch die Nudeln im Topf. Wenn es Abend wird, tappen wir im Dunkeln. Bald ist auch der Akku des Handys unten, Fernseher und Radio funktionieren sowieso nicht. Wir sind abgeschnitten von Informationen, können niemanden anrufen.

Man muss keine grosse Fantasie haben, um sich auszumalen, was ein Stromausfall für die Wirtschaft, für die Gesellschaft, für uns alle bedeuten würde: das totale Chaos.

Die Pandemie im Frühling 2020 hat gezeigt, wie schnell die Politik bei der Bewältigung einer Krise an ihre Grenzen stösst. Ein Stromausfall würde noch viel dramatischer ausfallen. Dabei gibt es einen gewichtigen Unterschied zwischen einem Blackout und einem Virus namens Covid-19: Im Gegensatz zur Pandemie, die niemand in diesem Ausmass vorhersagen konnte, wissen wir, dass die Schweiz ihre Stromversorgung absehbar nicht mehr gewährleisten kann.

Trotzdem hält die Mehrheit der Parteien an der sogenannten Energiestrategie 2050 fest – obwohl diese Fakten ignoriert und ideologisch in eine Sackgasse führt.

Wo stehen wir heute?

In einer panischen Reaktion beschloss der Bundesrat 2011 den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie. Ohne den Vorfall in Fukushima wirklich analysiert zu haben. Und ohne eine brauchbare Ausstiegsstrategie in der Hand zu haben.

Dabei war schon bei der Volksabstimmung im Mai 2017 klar, dass trotz massivem Ausbau der Wind- und Sonnenenergie keine zuverlässige und ganzjährige Stromversorgung in der Schweiz möglich ist.

Die Befürworter der Energiewende haben auch einfach behauptet, wir würden das Ziel durch weniger Stromverbrauch erreichen. Das ist Wunschdenken oder Realitätsverweigerung. Allein durch das starke Bevölkerungswachstum aufgrund der Zuwanderung sind solche Vorgaben illusorisch.

Fünfer oder Weggli

Wir kennen alle den Spruch: Du kannst nicht den Fünfer und das Weggli haben. Was heisst das auf die aktuelle Energiepolitik bezogen?

Strom ist die Schlüsselenergie beim Umbau der Energieversorgung. Wer weg will von Gas, Öl und Benzin, braucht Strom, viel Strom: für die Wärmepumpe im Haus, für sein elektrisch betriebenes Auto, für seinen Alltag mit Smartphone und dem Computer. Rund ein Drittel der Schweizer Stromproduktion stammt aus der Kernenergie. Die AKW arbeiten verlässlich und unabhängig von Wetter und Jahreszeit. Erneuerbare Energien sind gut und recht. Auch ich nutze diese! Aber woher soll der Strom im Winter kommen? Oder wenn die Windräder stillstehen? Oder die Sonne nicht scheint?

Dann gibt es noch eine weitere unbequeme Wahrheit: Linksgrüne Politiker wollen einerseits CO2-neutrale Energieträger und anderseits die Kernkraftwerke stilllegen, die praktisch ohne CO2-Ausstoss Strom erzeugen. Beides geht nicht. Fünfer oder Weggli. Selbst der Weltklimarat zählt die Kernkraft zu den klimafreundlichsten Energiequellen.

Mehr Fakten, weniger Ideologie

Wir wollen «saubere» Energie in der Schweiz und importieren dafür mehr Strom aus der EU. Nur wird heute die Hälfte des europäischen Stroms aus Gas und Kohle hergestellt. Die Europäische Union will zwar aus dieser CO2-intensiven Produktion aussteigen, hat aber keinen wirklichen Plan. Und selbst wenn es klappt: Zu glauben, dass die EU im Winter, wenn sowieso alle mehr Strom brauchen, die Schweiz beliefert, ist ziemlich naiv.

Zum Autor

Franz Grüter ist seit 2015 Nationalrat der SVP Luzern und seit 2016 in der Parteileitung der SVP Schweiz, zuständig für den Bereich Finanzen und Steuern. Von 2012 bis 2017 führte er die SVP Kanton Luzern. Neben seiner politischen Tätigkeit ist er Verwaltungsratspräsident des IT-Unternehmens Green. Der 56-Jährige ist ausserdem unter anderem Verwaltungsrat der Luzerner Kantonalbank, Beirat des FC Luzern, Delegierter des TCS Sektion Waldstätte und Beirat der Hochschule Luzern HSLU Informatikdepartement.

Wir müssten uns selbst organisieren – aber es herrscht Blockadepolitik: Naturschützer wehren sich gegen Windkraft-Projekte. Wasserkraftwerke werden nicht bewilligt, weil sie gegen Umweltauflagen verstossen. Das Projekt Trift im Berner Oberland mit zusätzlich 216 Gigawatt-Stunden Speicherkapazität wird seit Jahren blockiert. Sie dürfen dreimal raten, durch wen…

Die Schweiz war einmal führend in der Nuklear-Forschung. Heute herrschen ideologische Technologieverbote, während andere Staaten auf Mini-Reaktoren und die Verwertung von Atomabfällen setzen.

Wir müssen die Energiewende offen angehen. Das heisst Forschung und Förderung ohne politische Vorgaben. Der nächste Schritt muss aber sein, dass Energieministerin Simonetta Sommaruga die absehbare Stromlücke schonungslos benennt und Lösungen aufzeigt. Sie muss mit den AKW-Betreibern eine Verlängerung der bisherigen Kernkraftwerke ausarbeiten. Die Schweiz, wir alle brauchen eine zuverlässige Energieversorgung, die auch für die Bevölkerung bezahlbar bleibt.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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