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Was man beim Unterschriftensammeln in Luzern hört

Renteninitiative: Antwort auf Luzerner Bedenken

Die Rente sichern wollen alle – aber wie ist unklar. (Bild: Pixabay)

Die Jungfreisinnigen Schweiz lancierten die Renteninitiative, welche das Rentenalter erhöhen und so die Renten sichern will. Als aktive Kantonalsektion waren wir in den vergangenen zwei Monaten oft auf der Strasse. Dabei hörten wir von den Luzernern verschiedene Bedenken, vor allem aber eine Sorge dominierte.

Seit der Lancierung der Initiative am 5. November 2019 standen die Jungfreisinnigen Luzern schon mehr als ein Dutzend Mal auf der Strasse. In den vielen Gesprächen mit der Bevölkerung erfährt man vieles. Neben den vielen gesammelten Unterschriften lernte ich neue Lebensgeschichten, Sorgen (wenn auch nicht immer direkt zum Thema) oder Bedenken zur Initiative kennen. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, was die Luzerner Sorgen zu dieser Initiative und wie jene statistisch einzuordnen sind.

Ziel der Initiative: Sichere Renten dank höherem Rentenalter

Doch was will die Initiative? Das Schweizer Rentensystem schreibt jährlich ein Milliardendefizit. Ohne eine Sanierung geht uns das Geld schon 2034 aus. Der Grund dafür ist, dass die Leute länger leben und das Verhältnis Arbeitnehmer/Rentner abnimmt. So nahm im Kanton Luzern die Lebenserwartung in den letzten 25 Jahren um 6,5 Jahre zu. Dazu gibt es drei Optionen: Rentenkürzung (etwa 20 Prozent), Steuererhöhung (Mehrwertsteuer um 4 Prozent) oder eine Erhöhung des Rentenalters.

Wir wollen eine nachhaltige Sicherung, welche den Rentnern und den Jungen finanzielle Freiräume zulässt, weswegen wir für die Rentenaltererhöhung sind. Die Renteninitiative fordert zuerst eine Erhöhung auf 66/66. Anschliessend soll es an die Lebenserwartung mit dem Korrelationsfaktor 0.8 gekoppelt werden. Das heisst, wenn wir ein Jahr länger leben, müssen wir 9,5 Monate länger arbeiten.

Abbildung 1: Erwartetes Rentenalter

Auch mit einem höheren Rentenalter wird es für die Ü50-Luzerner Jobs haben

Die meistgenannten Bedenken gegenüber der Initiative betreffen die Anstellung im Alter. Mir wurde zu bedenken gegeben, dass jene doch dann keinen Job mehr finden oder sie sowieso vorher schon entlassen werden. Diese Bedenken sind verständlich. Man will ja nicht das Rentenalter erhöhen, wenn man nachher arbeitslos wird.

In den letzten Jahren konnten immer mehr Personen arbeiten gehen. Die Erwerbsquote nahm im Kanton Luzern kontinuierlich zu bei einer leicht sinkenden Arbeitslosigkeit. Es besteht in unserem prosperierenden Kanton ein Bedarf an arbeitstätigen Personen. Gerade mit den Babyboomern, welche jetzt in die Pension gehen, wird sich dieser Bedarf verstärken. Daher bin ich zuversichtlich, dass die Luzernerinnen und Luzerner auch bei einer Rentenaltererhöhung einen Job finden.

Arbeitnehmer sind unterschiedlich betroffen

Oft wird auch genannt, dass die Ü50 keinen Arbeitsplatz mehr finden. Es ist sicher schwieriger, als Ü50-Jähriger eine neue Stelle zu finden als mit 23 Jahren. Ein Haupttreiber dazu sind die Pensionskassenbeiträge, die abgestuft zunehmen. Meiner Meinung nach sollten diese für alle gleich sein, so wie sich auch FDP-Nationalrat Albert Vitali im Parlament beim Bundesrat erkundet hat. Doch die Situation in Luzern ist folgende: Von allen demografischen Schichten sind die Ü50 am wenigsten arbeitslos und am häufigsten erwerbstätig.

Im Jahr 2017 betrug die Erwerbslosenquote 2 Prozent und die Arbeitslosenquote 1,6 Prozent, wobei beide die letzten Jahre abnahmen. Die Arbeitslosenquote sagt uns, wie viele Stellensuchende keinen Job finden, wohingegen die Erwerbslosenquote auch die Ausgesteuerten mitzählt.

Ohne Zweifel ist Altersarbeitslosigkeit aufgrund der längeren Dauer ein Problem, jedoch muss dies mit Umschulung angegangen werden. Es ist zudem auch attraktiver, gerade einen Ü60 anzustellen, wenn jener noch sechs statt fünf Jahre arbeiten wird. Ich bin daher überzeugt, dass das Rentenalter erhöht werden kann, ohne dass es eine Verschärfung der Altersarbeitslosigkeit gibt.

Ein weiterer Vorbehalt ist, dass jene auf dem Bau nicht so lange arbeiten. Im Kanton Luzern arbeiteten rund 17’000 im Jahr 2017 im Baugewerbe. Jene, die heute schon früher gehen dürfen, sind nicht betroffen von unserer Initiative. Arbeitnehmer, welche dank einem GAV frühzeitig pensioniert werden können, werden dies auch nach unserem Vorschlag können. Und das ist auch gut so.

Renten müssen gesichert werden

Ich kann die Bedenken der Luzerner Bürger durchaus verstehen. Es ist wichtig, wenn neue Ideen kritisch hinterfragt werden. Es gilt, jene Bedenken zu sammeln, und die Probleme zu lösen. So kann mit der Anpassung der Pensionskassenbeiträge die Altersarbeitslosigkeit reduziert werden. Ich plädiere dafür, das eine tun und das andere nicht zu lassen. Ich bin überzeugt, dass ohne eine Rentenaltererhöhung keine nachhaltige, generationengerechte Sanierung des Rentensystems möglich ist.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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