«Regierungskandidaturen von Jungparteien sind unsinnig»
Die Regierungswahlen im Kanton Luzern haben ein so grosses Kandidatenfeld wie selten. Auch je eine Kandidatin der Juso, von den jungen Grünen und der jungen Mitte wollen den Sprung in die Regierung schaffen. Thomas von Allmen von den Jungfreisinnigen lehnt diese Medienhascherei und Alibi-Kandidaturen entschieden ab, wie er im Polit-Blog schreibt.
Der Luzerner Medienaufschrei über die öffentliche Auseinandersetzung der Jungparteien war in den letzten Wochen gross. Grund für den Knatsch: die eingereichte Regierungsrats-Liste «Jungfreisinnige und Junge SVP für eine bürgerliche Regierung».
Die Liste der Jungfreisinnigen und der Jungen SVP unterstützt vier Kandidierende für den Regierungsrat, namentlich Fabian Peter (FDP), Armin Hartmann (SVP) sowie die beiden Mitte-Politiker Reto Wyss und Michaela Tschuor. Die Junge Mitte lehnt eine Mitunterzeichnung der Liste ab. Dies, weil ihre eigene und aus meiner Sicht aussichts- und chancenlose Kandidatin Andrea Kaufmann nicht aufgeführt wurde.
Ausdruck von Selbstüberschätzung
Denn Regierungsratskandidaturen von Jungpolitikern sind chancenlos, schwächen die Wahrnehmung der Ämter und sind Ausdruck von Selbstüberschätzung. Für das Amt eines Regierungsrats benötigt es viel Erfahrung und Führungsstärke. Mit unter 30 Jahren und ohne Führungserfahrung zu glauben, man wäre für das Amt als Regierungsrat geeignet, ist vermessen.
Ein Unternehmen mit 6'000 Angestellten und einem Budget von 3,5 Milliarden Franken führt in der Privatwirtschaft auch nicht eine 25-jährige Studienabgängerin ohne Berufserfahrung.
Aussichts- und chancenlose Kandidatur
Jungparteien kandidieren lediglich für den Regierungsrat, um in den Medien präsent zu sein und sich profilieren zu können. Solche Kandidaturen haben nicht den Hauch einer Chance. Vielmehr verpufft man meiner Meinung nach das Potenzial von ehrgeizigen Jungpolitikern. In keinem einzigen Schweizer Kanton war die Kandidatur von Jungparteien für den Regierungsrat je erfolgreich.
Die Aufgaben von uns Jungparteien müssten vielmehr sein, junge Menschen für die Politik zu begeistern. Und die Sichtweise der jungen Bevölkerung, mittels politischen Aktionen, Initiativen oder Referenden zu fördern.
Gute Beispiele aus anderen Kandidaturen
Erfolgreiche Förderung von jungen Kandidierenden sehen wir ganz klar in einem guten Austausch mit der Mutterpartei. Ambitionierte und ehrgeizige Jungpolitiker müssen und sollen aktiv durch ihre Mutterpartei gefördert werden. Beispielhaft machte es meine Partei: Da hätten wir zum Beispiel die Wahl Damian Müllers in den Ständerat. Mit gerade einmal 29 Jahren schenkten ihm die FDP-Delegierten das Vertrauen und nominierten ihn als Ständeratskandidaten. Mit Bravour gelang ihm bei den Wahlen im Herbst 2015 der Einzug ins Stöckli.
Weitere Beispiele findet man über die Parteigrenzen hinaus. In Zug wurde letzten Herbst die 31-jährige Laura Dittli (die Mitte) in den Regierungsrat gewählt. Ein halbes Jahr nachdem ihre 29-jährige Schwester Valérie Dittli den Einzug in die Regierung des Kantons Waadt geschafft hatte. Bemerkenswert bei beiden Beispielen: Die Personen schafften den Sprung in die Ämter, weil sie durch die Unterstützung der Mutterpartei auf der Hauptliste kandidieren durften.
Fazit: Kann ein Kandidat die Delegierten der Mutterpartei überzeugen und erlangt er deren Vertrauen, ist es legitim, auf der Hauptliste der jeweiligen Partei für den Regierungsrat zu kandidieren. Eigene Regierungsratslisten von Jungparteien hingegen sind reine Medienhascherei und zeugen von Selbstüberschätzung höchsten Grades.