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Damian Müller

Offenheit als Grundlage für den Erfolg – auch 631 Jahre nach der Schlacht

«Wir wissen zwar alle, dass Geschichte sich nicht wiederholt. Das heisst aber nicht, dass wir uns nicht mir ihr befassen sollen.»

(Bild: zvg)

631 Jahre sind es her seit der Schlacht von Sempach. Dieser Jahrestag bietet eine gute Gelegenheit, sich zu überlegen, was man aus der Geschichte lernen kann. Für mich ist klar: Die Werte Offenheit, Fairness und Respekt sind heute noch genauso wichtig wie damals.

Die Gedenkfeierlichkeiten zur Schlacht von Sempach sind jeweils ein eindrückliches Ereignis. Wir wissen zwar alle, dass Geschichte sich nicht wiederholt. Das heisst aber nicht, dass wir uns nicht mir ihr befassen sollen. Was können wir also lernen aus dem historischen Ereignis, dessen wir in diesen Tagen zum 631. Mal feierlich gedacht haben?

Direkt lernen wir nichts daraus, schliesslich gibt es keine Österreicher mehr, die uns bedrohen. Trotzdem ist es nützlich, den Bogen etwas weiter zu spannen und über das damalige Schlachtfeld hinauszublicken. Dabei lernen wir zuerst, dass Freiheit nicht gratis zu haben ist, sondern dass man sie sich erkämpfen muss, und zwar immer wieder.

Aber, die Frage sei an dieser Stelle erlaubt, was ist denn überhaupt Freiheit, was macht sie aus? Reicht es, dass man darüber abstimmen kann, ob die Renten reformiert werden sollen oder nicht? Reicht es, dass man wählen kann, beispielsweise, wen man nach Bern in den Ständerat schickt oder nach Luzern in die Regierung? Oder braucht es allenfalls mehr, um frei zu sein?

Die unzertrennliche Verknüpfung von Freiheit und Wirtschaft

Unser früherer Bundesrat Kaspar Villiger hat eine klare Antwort auf die Fragen nach der Freiheit: «Frei und unabhängig sein kann nur, wer über einen gewissen Wohlstand verfügt und somit zureichend vor unverschuldeter Not und Armut geschützt ist.»

Freiheit ist also auch eine wirtschaftliche Frage. Aber wie kommt ein Land, das ausser Wasser keine natürlichen Ressourcen hat, die es vermarkten könnte, zu Wohlstand? Die Antwort ist einfach: indem es Handel betreibt. Genau das haben unsere Innerschweizer Vorfahren um die Zeit der Schlacht bei Sempach entdeckt. Sie haben die Landwirtschaft umorganisiert. Denn sie haben erfahren, dass die Städte in Oberitalien, die in dieser Zeit immer wohlhabender wurden, einen zunehmenden Bedarf an Vieh und Viehprodukten hatten. So stellten unsere Bauern ihre Produktion allmählich von Getreideanbau auf Viehzucht um.

Zudem fand ein findiger Käser heraus, wie man haltbaren Hartkäse herstellen konnte – und schon war ein Exportschlager geboren. Es brauchte nur etwas Risiko, denn der Markt lief nur dann, wenn es Oberitalien auch gut ging. Schwächelte die Konjunktur, so fielen auch die Preise für unsere Exportprodukte. Aber das Risiko lohnte sich, viele Bauern und mit ihnen viele Familien wurden wohlhabend.

Offenheit als Grundlage für den Erfolg

Heutzutage sind es nicht mehr Kälber und Käse, die unser Land reich machen, heute sind es die Pharma, Finanzdienstleistungen und die Industrie. Aber die Grundlage für den Erfolg ist immer noch dieselbe: Offenheit. Nur wer offen ist, kann mit anderen in Kontakt treten; nur wer offen ist, kann seine Produkte an den Mann oder die Frau bringen; nur wer offen ist, ist fähig, eine erfolgreiche Exportwirtschaft aufzubauen. So wird denn heute jeder zweite Franken im Ausland verdient.

Handel beruht aber auf Gegenseitigkeit. Wenn ich nur profitieren will, wird sich der Andere bald einmal von mir abwenden. Er wird andere Handelspartner finden. Um den Handel zudem auf eine solide Basis zu stellen, braucht es Bedingungen, die nicht dauernd ändern. So sind verlässliche Verträge die beste Grundlage von stabilen Partnerschaften. Wer immer nur nach dem kurzfristigen Erfolg hechelt, wird bald als Rosinenpicker wahrgenommen, und wenn es dann gar zu bunt wird, als langfristiger Handelspartner eliminiert. Handel setzt also nicht nur Offenheit voraus, sondern auch ein gewisses Mass an Fairness.

Menschen haben ein Gespür für Fairness

Ohne Fairness geht längerfristig nämlich gar nichts. Im Kleinen nicht und nicht im Grossen. Das sehen wir selbst in unserem Alltag. Wenn wir nicht fair behandelt werden, machen wir nicht mehr mit. Wenn nur immer Sie den Lunch bezahlen sollten, obwohl die anderen auch verdienen, gehen Sie eines Tages einfach nicht mehr zum Mittagessen. Oder Sie suchen sich andere Kollegen. Die allermeisten Menschen haben ein gewisses Gespür für Fairness und Gerechtigkeit. Wenn rote Linien zu oft überschritten werden, um schwarze Zahlen zu schreiben, und damit die gegenseitigen Erwartungen zu sehr aus dem Gleichgewicht kommen, machen wir nicht mehr mit. Auch das ist nichts Neues, auch das kann man aus der Geschichte lernen.

Ohne Fairness geht längerfristig gar nichts.

Zur Offenheit und zur Fairness kommt noch etwas Drittes, das ein erfolgreiches Wirtschaften ausmacht: der Respekt. Dass man nicht immer gleicher Meinung ist, gehört zum Spiel und ist auch gut so. Das gilt für das Privatleben ebenso wie für die Politik oder die Wirtschaftsbeziehungen. Entscheidend ist aber, ob man den Gegenspieler achtet, ihm zuhört, seine Argumente zur Kenntnis nimmt und sie im guten Willen abwägt oder ob man, statt zu argumentieren, ihn lächerlich macht oder beschimpft.

Klar, Meinungsverschiedenheiten müssen ausgetragen werden. Ohne Achtung und ohne Respekt lassen sich aber keine Lösungen finden. Der einzige Ausweg wäre der Machtkampf. Wohin das führt, sehen wir leider nur allzu oft.

Aus der Geschichte lernen

Unser Land ist kein Land des Machtkampfs, dafür sind wir zu wenig gross, zu wenig mächtig. Aber wir haben andere Trümpfe. Wir haben die Tradition der Offenheit, der Fairness und des Respekts. Das macht uns weltweit zu angesehenen Partnern, in der Politik und in der Wirtschaft. Offenheit, Fairness und Respekt sind Werte, die wir von unseren Vorfahren übernommen haben und die wir an unsere Kinder weitergeben sollten. Wenn wir dies tun, beweisen wir, dass wir aus der Geschichte etwas gelernt und mitgenommen haben, und zwar nicht die Schlachtpläne, sondern die Werte. Diese waren damals so aktuell wie heute.

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