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Alarmierendes Bild im Kanton Zug

Meine fünf Lösungsansätze gegen Wohnungsnotstand

Verdichten so wie hier in der Suurstoffi Rotkreuz ist einer der Lösungsansätze. (Bild: Andreas Busslinger)

Im Kanton Zug zeichnet sich ein alarmierendes Bild ab: Der Wohnungsmarkt leidet unter Wohnungsnotstand. Junge Menschen und Familien haben Mühe, eine Wohnung zu finden. Der Leerwohnungsbestand liegt bei 0,33 Prozent. Der Zuger FDP-Präsident Cédric Schmid stellt im Politblog seine fünf Lösungsansätze vor.

Lösungsansatz 1: Umsetzung von Initiativen

Die geburtenreichen Jahrgänge, welche jetzt in Pension gehen, hinterlassen eine grosse Lücke im Arbeitsmarkt. Junge Generationen können diese Lücken nur mit der Zuwanderung von Arbeitskräften schliessen. Dies heizt den Wohnungsmarkt an. Um diesen Trend abzufedern, gilt es, Anreize zu setzen, dass Mütter schneller in den Arbeitsmarkt zurückkehren und erfahrene Berufsleute länger im Arbeitsprozess bleiben.

Das Ziel der beiden Initiativen der FDP – die Individualbesteuerungsinitiative und die Renteninitiative – haben genau diesen Zweck. Eine viel zitierte Studie der Ecoplan kommt zu folgendem Schluss: Die Renteninitiative hat das Potenzial, die Nettozuwanderung von 2023 bis 2050 um 23 Prozent zu reduzieren.

Lösungsansatz 2: Beschleunigung von Bewilligungsprozessen

2020 wurden im Kanton Zug insgesamt 604 neue Wohnungen gebaut, im Jahr 2019 waren es 835. Viel zu wenige, als nötig wären.

Der administrative Aufwand beim Bauen muss effizienter werden. Die Baubewilligungsverfahren sind verwaltungsintern unter allen beteiligten Stellen zu koordinieren und zu digitalisieren. Sechs Wochen nach Einreichen eines kompletten und digital eingereichten Gesuchs soll die Gemeinde die Baubewilligung erteilen. Durch eine massvollere Anwendung der Vorgaben von Heimat- und Denkmalschutz wird eine bessere Nutzung bestehender Gebäude erreicht.

Sämtliche Abgaben, welche den Bau verteuern, gilt es zu vermeiden. Hierzu gehört insbesondere die SP-Initiative zur Erhöhung der Mehrwertabgabe. Sie erhöht eine bestehende Steuer. In der Berechnung der Miete werden sämtliche Baukosten mit einberechnet – damit auch Steuern und Abgaben. Darum ist diese Initiative kontraproduktiv.

Lösungsansatz 3: Die öffentliche Hand setzt Anreize

Es ist nicht Aufgabe des Staates, selbst preisgünstigen Wohnraum zu erschaffen. Wohnbaugenossenschaften und gemeinnützige Bauträger im Kanton Zug verfügen über das Wissen, wie kostengünstig gebaut werden kann. Die öffentliche Hand spielt die Rolle der Drehscheibe, um Landeigentümer und Baugenossenschaften zusammenzubringen. Im Rahmen von Bebauungsplänen ist es Aufgabe der öffentlichen Hand, für beide Seiten verträgliche Anteile für preisgünstigen Wohnraum zu sichern.

Die öffentliche Hand soll Land an Wohnbaugenossenschaften zu tragbaren Konditionen zur Verfügung stellen. Dies ermöglicht den Bau von preisgünstigen Wohnungen. Hierbei veräussert der Kanton oder die Gemeinde das Land nicht, sondern verpachtet es im Baurecht für eine gewisse Zeit.

Lösungsansatz 4: Erhöhung der Ausnützungsziffer (Verdichten)

Die bestehenden Bauzonen bieten ein grosses Verdichtungspotenzial. Ausnützungsziffern sollen bedarfsgerecht erhöht werden. Bestehende Gebäudebestände sollen, wo möglich und sinnvoll, im Sinne einer besseren Überbauung verdichtet werden. Dazu gehört beispielsweise auch die Erleichterung von Aufstockungen, Dachstockausbauten, die Reduktion von Gebäudeabständen etc. Es geht darum, durch Verdichtung mehr Wohnungen zu schaffen.

Lösungsansatz 5: Einkommensgrenzen durchsetzen

Die öffentliche Hand gewährt für Wohnungen, welche mit dem Wohnraumförderungsgesetz (WFG) unterstützt werden, Mietzinsbeiträge zur Senkung der Mietkosten. Diese Wohnungen stehen nur denjenigen Personen zur Verfügung, welche eine gewisse Einkommensgrenze unterschreiten.

Es ist aber allgemein bekannt, dass zwar die Einkommensgrenzen bei der Unterzeichnung des Mietvertrages entsprechend unterschritten werden, aber danach nicht mehr systematisch überprüft werden. Oft steigen die Einkünfte der Bewohner dieser Wohnungen im Lauf der Jahre, und diese Mieter bleiben in der entsprechend vergünstigten Wohnung.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Anwohner
    Anwohner, 29.04.2023, 19:26 Uhr

    Oder… man hört einfach auf, dämliche staatseingriffe zu setzen. Warum ist es wohl zu dem desaster gekommen?
    1. Zuwanderung
    2. Siedlungsentwicklung nach innen

    à propos rentenlücke:
    Würde 1000.- einmalige geburtszulage plus die jährlichen 50.-kopfsteuer bis zum 18. Lebensjahr in einem Fonds der z.B den SPI oder dem SMI folgt gesammelt, hätte jede Person mit 65 mindestens das 3fache von dem, was im durchschnitt an 3a-Geldern ausbezahlt wird. Aber ja… das wären ja «wichtige Staatseinnahmen» die Flöte gingen.

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  • Profilfoto von Armando
    Armando, 28.04.2023, 15:25 Uhr

    Zu Punkt 4, Verdichten: Verdichten sollte man vor allem in Villenvierteln, dort gibt es viel schlecht genutztes Bauland.

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  • Profilfoto von Saurier
    Saurier, 27.04.2023, 19:18 Uhr

    Es gibt noch eine günstigere und raschere Lösung, die fast nichts kostet und sofort ca 50 Wohneinheiten auf den zuger Markt bringt: Business-Apartments und Airbnb-Angebote auf max. 90 Tage pro Jahr beschränken, analog Stadt Luzern.

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 28.04.2023, 05:05 Uhr

      Gute Idee! Die Dreiviertelmieter machen dann einfach für drei Monate pro Jahr lecker Sommerferien.

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