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Schlusslicht statt Vorbild wegen Untätigkeit

Luzerns Tiefschlaf bei der Kinderbetreuung ist schädlich

Besonders für Mütter ist eine geregelte Kinderbetreuung zentral, um weiterhin arbeiten zu können. (Bild: Symbolbild: pexels)

Wenn es um die Betreuung der Kinder geht, lassen Familien nichts anbrennen. Die Zuständigkeiten sind klar und die bestmögliche Fürsorge wird sichergestellt. Genau gegenteilig verhält es sich bei diesem Thema in der Luzerner Politik. Das ist verheerend für die Wirtschaft.

Es ist paradox. Während Familien alles dafür tun, dass die Betreuung der Kinder reibungslos funktioniert, unternimmt die Luzerner Politik auf kantonaler Ebene wenig bis nichts, um für klare Verhältnisse zu sorgen. Jede Gemeinde regelt die Kinderbetreuung auf eigene Weise und Unternehmen müssen mit über 80 Gemeinden einzeln verhandeln und sich in deren Systeme einlesen.

Bis heute existieren im Kanton Luzern keine rechtlich verbindlichen Grundlagen für die Betreuung von Kindern im Vorschulalter. Bereits 2020 habe ich deshalb ein Kinderbetreuungsgesetz gefordert. Leider wurde die Motion nur als Postulat überwiesen, sodass jetzt wieder Jahre vergehen, bis ein Bericht geschrieben wird und es vergeht viel Zeit, bis wir wirklich vorankommen. Das alles zum Leidwesen für die Wirtschaft und die Familien.

Die Passivität schadet Luzern

Der Kanton Luzern gehört mittlerweile zu den Schlusslichtern bei der Kinderbetreuung und riskiert seine Stellung als lebenswerter Wohnkanton und als attraktiver Standort für Unternehmen. Denn diese komplizierte und verfahrene Situation ist insbesondere für die Luzerner KMU verheerend. Sie können offene Stellen nicht besetzen und wären eigentlich auf eine einheitlich geregelte Kinderbetreuung und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf angewiesen. Aber es bewegt sich wenig im Kanton Luzern, um für die Gemeinden eine Vereinfachung in diesem Bereich zu erzielen.

Schon seit langer Zeit weiss man, dass die Kinderbetreuung eine der zielgerichtetsten Massnahmen zur Abdeckung des Arbeitskräftebedarfs ist. Auch die KMU anerkennen längst die Wichtigkeit durchgehender und gut funktionierender Betreuungssituationen. Gerade im Kanton Luzern, in welchem die durchschnittliche Unternehmensgrösse sechs Mitarbeitende umfasst, wären aber administrativ einfache und finanziell attraktive Modelle besonders gefragt. Dass ausgerechnet Luzern als einer der wenigen Kantone auf ein Kinderbetreuungsgesetz verzichtet, ist völlig unbegreiflich.

Gezielt und nicht mit der Giesskanne mitfinanzieren

Bei der Finanzierung der Kinderbetreuung sollten wir unbedingt darauf verzichten, diese mit der Giesskanne zu subventionieren. Nicht nur wäre dies mit sehr hohen Kosten verbunden, es wäre auch äussert ineffizient. Wir brauchen eine Lösung, die auch von den Unternehmen mitgetragen wird und breit akzeptiert ist.

Mit einem Mix aus staatlicher Unterstützung (eher bei den tiefen Einkommen zur Verhinderung von Sozialhilfe) und privater Unterstützung (eher bei den mittleren und höheren Einkommen, um Arbeitskräfte zu finden), kann der Kanton Luzern viel dafür tun, um den Arbeitskräftemangel zu entschärfen und gleichzeitig für die Kinder eine qualitativ hochstehende Betreuung sicherzustellen.

Frauen vor der Sozialhilfe bewahren

Ein wichtiger Aspekt geht bei der Ausgestaltung der Kinderbetreuung oft vergessen und unterstreicht die Bedeutung zeitgemässer Lösungen. Und dabei geht es nicht darum, das eine Familienmodell gegen das andere auszuspielen. Aber es ist nun mal Realität, dass die ausserschulische Betreuung der Kinder auch volkswirtschaftlich relevant ist. Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache und zeigen, dass Frauen nach einer Trennung überproportional häufig auf Sozialhilfe angewiesen sind. Insbesondere dann, wenn sie vorher nicht erwerbstätig waren. Wenn Frauen im Erwerbsleben bleiben, hat dies zudem den Vorteil, dass dank der Ersparnisse in der Pensionskasse auch eine Altersarmut eher verhindert wird.

Wir sind also aus vielen Gründen gut beraten, für griffige und klare Lösungen bei der Kinderbetreuung zu sorgen und endlich vorwärtszumachen. Dafür muss Luzern aber endlich aus dem politischen Tiefschlaf erwachen und seine einstmalige Vorreiterrolle zurückgewinnen.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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