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Betreuungsgutscheine als Hebel für Gleichstellung

Luzern ist in der Kinderbetreuung ins Hintertreffen geraten

Die Stadt Luzern will mehr in die Kinderbetreuung investieren. (Bild: pexels)

Mit der Einführung der Betreuungsgutscheine 2009 übernahm die Stadt Luzern eine Vorreiterrolle. Seither ist sie gehörig ins Hintertreffen geraten. Immer weniger Familien können sich eine Kita leisten. Das muss sich ändern.

Während zwei Jahren besuchten meine beiden Kinder an zwei Tagen in der Woche die Kita. Immer mal wieder wollten Leute aus meinem Umfeld wissen, wie viel wir denn für die Betreuung bezahlen. Ich nannte jeweils den Monatsbetrag. Es kam mehr als einmal vor, dass die Fragenden annahmen, ich hätte gerade den Jahrestarif beziffert!

Betreuungsquote in Luzern leicht rückläufig

Rund 1'700 Franken bezahlt eine Familie mit zwei Kindern pro Monat für die externe Kinderbetreuung in der Stadt Luzern im Durchschnitt, wenn die Kinder an jeweils zwei Wochentagen betreut werden. Jährlich sind dies zwischen 20'000 und 21'000 Franken. Kein Wunder, dass seit 2014 die Betreuungsquote im Vorschulbereich stagniert und inzwischen leicht rückläufig ist. Die Selbstkosten sind für Eltern seit 2018 sogar angestiegen. Derart hohe Kosten zwingen Familien, andere Lösungen für die Kinderbetreuung zu suchen oder es bleibt – meistens ist es die Frau – ein Elternteil nach der Geburt der Kinder zu Hause und kehrt nicht mehr ins Erwerbsleben zurück.

Dem wollte der Stadtrat Gegensteuer geben und beantragte beim Stadtparlament einen Sonderkredit zugunsten der Betreuungsgutscheine. Der Grosse Stadtrat hat letzte Woche beschlossen, anstelle von vier Millionen künftig sechs Millionen Franken für die Betreuungsgutscheine zur Verfügung zu stellen. Alle Parteien stehen hinter diesem Beschluss. Dies zeigt eindrücklich, wie sich das Image der vorschulischen externen Kinderbetreuung in den letzten zehn Jahren verändert hat.

Ein enormer Hebel für die Chancengerechtigkeit

Der Kredit kommt nun aufgrund seiner Höhe vors Volk. Ein Ja zu diesen Investitionen ist dringend nötig. Viel mehr Familien als bisher könnten von höheren Betreuungsgutscheinen profitieren. Neu könnten Familien mit einem Einkommen von bis zu 48'000 Franken die vollen Betreuungsgutscheine beziehen und so pro Kita-Tag noch 15 Franken aus der eigenen Tasche bezahlen.

Zur Autorin

Regula Müller ist Grossstadträtin für die SP Stadt Luzern und ist in der Sozialkommission. Sie arbeitet in der Unternehmenskommunikation und hat zwei Kinder.

Das wäre für die Chancengerechtigkeit ein enormer Hebel. Die Betreuung der Kinder durch qualitativ gut geführte Kitas wirkt sich positiv auf deren Entwicklung aus. Eltern können sich nachhaltig ökonomisch absichern, sodass das Armutsrisiko sinkt. Zu diesen beiden Erkenntnissen gelangt eine Studie, welche die Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich in Auftrag gegeben hatte.

Bei einem Ja erlaubt der Kredit gleichzeitig auch, dass Familien mit einem höheren Einkommen – zwischen 100'000 und 125'000 Franken – ebenfalls Anrecht auf Betreuungsgutscheine haben. Damit ist der Anreiz gegeben, dass beide Elternteile erwerbstätig bleiben. Das fördert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Gleichstellung der Geschlechter. Nicht zuletzt kommt es dem Wirtschaftsstandort Luzern zugute, wenn mehr Frauen im Berufsleben bleiben.

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