Krypto ist mehr als nur eine Spekulationsblase
Nicht überall in der Schweiz ist der Begriff «Krypto» so alltäglich wie im Kanton Zug. Hier ist er längst zu einem Alltagswort geworden. Zu Recht, findet Stefan W. Huber, denn Kryptowährungen bieten neue Möglichkeiten, nicht nur bezüglich Geldtransaktionen. Beispiele dafür erläutert er in seinem Blogpost.
Was ist das Erste, was Ihnen beim Wort «Krypto» in den Sinn kommt? Bei uns in Zug ist dieses Wort mittlerweile ein Alltagswort geworden. Zahlreiche internationale Unternehmen aus der Branche sind nach Zug gezogen, wir nennen uns Kryptovalley und unsere Verwaltung akzeptiert gar Bitcoin als Zahlungsmittel. Trotzdem fällt auf, dass viele hinter «Krypto» und «Blockchain» nicht mehr als pure Spekulation sehen. Eine Blase, die bald platzen und von der nichts übrig bleiben wird. Das ist angesichts der Medienberichterstattung, die praktisch ausschliesslich über Preise und Kursschwankungen der Kryptowährungen berichtet, nicht überraschend.
Ab und zu wird diese oberflächliche Berichterstattung noch mit der berechtigten Kritik am Energiekonsum von Bitcoin angereichert, der mittlerweile den Strombedarf von ganz Argentinien übersteigt. Und so kommt es, dass dieses Thema in den Medien zwar sehr beliebt ist, in der breiten Bevölkerung aber oft unverstanden bleibt und auf wenig Sympathie stösst. Mit diesem Blogbeitrag möchte ich Ihnen meine Meinung erläutern und erklären, warum ich überzeugt bin, dass hinter der ganzen Blockchain-Geschichte doch mehr steckt, als Sie vielleicht glauben, und dass es sich lohnen würde, sich etwas tiefer mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Das Problem mit der Kopie
Das Grundproblem, welches durch Kryptowährungen gelöst werden soll, ist das sogenannte «Double Spending Problem». In der «echten» Welt können sie Dinge, insbesondere Geld, weitergeben, ohne dass dabei sofort eine Kopie des Gegenstandes bzw. des Wertes entsteht. In der «digitalen» Welt verhält sich das anders. Wenn sie etwa eine Datei, oder irgendeine andere Art der Information an jemanden weiterleiten, dann wird die Information nicht verschoben, sondern eine Kopie davon erstellt und nur die Kopie weitergeleitet.
Während es bei E-Mails auch nützlich sein kann, dass sämtliche Empfängerinnen eine eigene Kopie behalten können, ist bei Geld und anderen Werten das Gegenteil der Fall. Natürlich könnten Ihnen die Empfänger auch versprechen, dass Sie die Kopie Ihrer Mail respektive des Wertes löschen, und Sie könnten auf dieses Versprechen vertrauen. Doch leider hat Vertrauen nur eine ungenügende Zuverlässigkeit, erst recht, wenn es um Geld geht.
Es wird nicht auf menschliches Vertrauen gesetzt
«Distributed Ledgers» zu denen Blockchains gehören, lösen dieses Problem der doppelten Ausgaben nicht durch blindes Vertrauen, sondern durch ein kryptografisches Verfahren: Ein auf vordefinierten Gesetzen basierender, automatisierter Prozess, synchronisiert dazu die Informationen, die auf unzähligen Computern auf der ganzen Welt gespeichert sind miteinander. Dieser Prozess und die Gesetze werden durch komplexe Verschlüsselungsmechanismen vor Eingriffen und ungewollten Manipulationen geschützt.
Bitcoin nutzt dazu das sogenannte «Proof of Work», welches sehr viel Energie verbraucht. Andere Blockchains setzen auf schnellere und nachhaltigere Mechanismen wie z.B. «Proof of Consensus» oder «Proof of Stake». Mit Distributed Ledgers oder Blockchains ist es also das erste Mal möglich, Informationen und Werte im digitalen Raum für alle eindeutig zu verifizieren, ohne dabei auf menschliches Vertrauen angewiesen zu sein.
Stefan W. Huber (Jahrgang 1986) ist seit 2016 Mitglied des Grossen Gemeinderats der Stadt Zug, seit 2019 führt er die Fraktion der Grünliberalen Partei glp. Beruflich ist er als Klassenlehrer auf Sekundarstufe tätig.
Was bringt uns diese neue Technologie?
Doch genug der Erklärungen: Gerne möchte ich ein paar Beispiele nennen, wie sich diese «neue» Technologie auch auf das Leben von jenen auswirken wird, die nichts mit Kryptowährungen zu tun haben (wollen). Ihr E-Banking hat im Grunde dieselben Öffnungszeiten wie ein Bankschalter – wenn sie freitagnachmittags Geld überweisen möchten, dann wird das Geld frühestens am Montag oder Dienstag angekommen sein. International sind dabei Geldüberweisungen noch viel langsamer.
Geldtransaktionen: Möchten Sie Ihrer Tochter im Sprachaufenthalt in den USA Geld überweisen, wird Sie das hohe Gebühren kosten und viele Tage länger dauern, als wenn sie selber in die USA fliegen und das Geld persönlich überreichen würden. Und das im 21. Jahrhundert!
Datenschutz: Ihre persönlichen Daten werden von internationalen Grosskonzernen gesammelt und für den eigenen Profit kopiert und weltweit verteilt. Dadurch verlieren Sie die Kontrolle über Ihre Daten und haben keine Ahnung, was damit passiert. Blockchains machen es möglich, dass Sie die Kontrolle behalten oder Ihre Daten gar verkaufen könnten.
Sharing-Ökonomie: Sie möchten Ihr Auto, Ihre Wohnung, mit anderen gegen Geld teilen? Bisher sind Sie dazu auf Dritte angewiesen, die Ihnen dafür Gebühren abnehmen. Mit Smart Contracts könnten Sie mit Freunden ein automatisiertes Mini-Airbnb betreiben, ohne Geld an eine Drittpartei bezahlen zu müssen.
Weiterdenken als nur in Bitcoin
Solche Probleme und noch viele mehr könnten in Zukunft durch Blockchain-Technologie gelöst werden. Es wäre ein grosser Fehler, dieses Thema nur oberflächlich zu betrachten und es als gefährliche Spekulationsblase abzutun. Vielmehr sollten wir versuchen, die Technologie zu verstehen und das Potenzial und die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten zu erkennen.
Für die Politik ist die Zeit gekommen, sich nicht mehr auf symbolische Standortwerbung für die Kryptowährung Bitcoin zu beschränken, sondern weiterzudenken und Anreize für einen nachhaltigen Umgang und innovativen Einsatz von Blockchain-Technologie insgesamt zu schaffen. Dann wird dem Crypto Valley Zug auch dann nicht die Luft ausgehen, wenn einige der Spekulationsblasen geplatzt sind.
Roland Grueter, 27.05.2021, 17:32 Uhr Was für ein PR-Artikel!
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