«Ja, nein oder doch jein, zum Stadttunnel in Zug?»
Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein? Der geplante Bau des Stadttunnels in Zug wirft bei Christina Huber Keiser, Mitglied des grossen Gemeinderates der Stadt Zug, einige Fragen auf.
Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein? In denn 1990er-Jahren haben Fettes Brot diese Frage aufgeworfen. Obwohl sie vor einem etwas anderen Dilemma standen als ich, trifft ihre Antwort meine Situation bezüglich des Zuger «Jahrhundert-Bauwerks» Stadttunnel ziemlich genau auf den Punkt: «Ja klar, äh nein, ich meine Jein!»
Sollen wir den Stadttunnel wirklich machen oder lassen wir’s lieber sein? – Die Idee eines verkehrsentlasteten Zentrum Plus ist toll. Die seitens der Behörden präsentierten Visualisierungen bringen mich impulsiv dazu «Ja, lasst uns das machen!» zu rufen, denn vor meinem inneren Auge sehe ich mich bereits in der autofreien Vorstadt entlang des Sees flanieren, in einem Strassencafé ein Feierabendbier und den Zuger Sonnenuntergang geniessen.
Angesichts der gigantischen Kosten von 950 Millionen Franken, muss ich jedoch leer schlucken. Dies insbesondere auch, weil es mit der Investition alleine nicht getan ist. Der Stadttunnel wird uns nach seiner Realisierung Jahr für Jahr weitere Beträge für seinen Unterhalt kosten. Die Regierung schätzt diese aktuell auf jährlich 2,1 Millionen Franken. Dass das wirklich reichen wird, wage ich zu bezweifeln.
«Stadttunnel in Zug – Sollen wir den wirklich machen oder lassen wir’s lieber sein?»
Bei solch gigantischen Beträgen gilt es Kosten und Nutzen genau zu überdenken. Wie dramatisch ist die Zuger Stausituation wirklich? Rechtfertigt sie den Bau dieses Jahrhundertbauwerks? Bringt denn der Stadttunnel überhaupt den versprochenen Nutzen? Oder trägt er nicht, wie so viele andere Strassenbauprojekte vielmehr zu einem weiteren Anwachsen des motorisierten Individualverkehrs bei? Eine solche Nebenwirkung wäre aus meiner Sicht fatal. Und vor diesem Hintergrund stellt sich die berechtigte Frage, ob wir das Geld nicht besser investieren können. Gibt es wirklich keine anderen, vielleicht innovativeren Lösungen als das Erstellen eines solchen Mammutprojektes?
Es sind unzählige Fragen, die sich mir zur Zeit stellen und sie betreffen bei Weitem nicht nur den Tunnel und seine Auswirkungen. Vielmehr stellen sich mir auch Fragen zur rund siebenjährigen Bauphase. Hierüber wurde bisher in der Öffentlichkeit noch kaum diskutiert, obwohl es sich um eine lange Zeit handelt. Die Baustellen und Installationsplätze werden nicht irgendwo sein, sondern mitten in der Stadt Zug. Was bedeutet dies für uns Stadtzuger? Werden wir während sieben Jahren in einer gigantischen Baustelle leben?
Und schliesslich – und auch darüber wird meines Erachtens aktuell noch viel zu wenig diskutiert – hat eine Mehrheit der Stadtzuger unlängst die Initiative «2000 Watt für Zug» angenommen. Damit wurde die Stadt Zug per Volksauftrag verpflichtet, sich aktiv für die Erreichung der Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft einzusetzen. Lässt sich dieses Ziel mit dem Bau eines Stadttunnels erreichen?
Stadttunnel – Sollen wir den wirklich machen oder lassen wir’s lieber sein? – Ja! Nein! Äh… jein. Ich jedenfalls verfolge gespannt die kommenden Diskussionen zum Thema Stadttunnel und hoffe, dass ich auf meine Fragen noch Antworten erhalten werde.