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Angebot in Luzern ist nicht ausreichend

Ich erhielt Tipps und Tricks, um einen Betreuungsplatz zu ergattern

Das Angebot für schulergänzende Betreuung in Luzern genügt nicht. (Bild: pexels)

Sobald Kinder in die Volksschule eintreten, wird es schwierig mit der Fremdbetreuung. Die Nachfrage nach der schulergänzenden Betreuung ist höher als das Angebot. Das muss sich ändern: Nur mit genügend Plätzen ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich.

Zu Beginn dieses Jahres stellten sich mir und meinem Partner zwei zentrale Fragen: Ist unser Sohn für den Kindergarten bereit und sollen wir Tricks anwenden, wenn wir ihn für die schulergänzende Betreuung anmelden, sodass er dann auch wirklich an unseren Wunschtagen betreut sein wird?

Tipps und Tricks

Ich bekam Tipps von allen Seiten: «Du musst ihn auf jeden Fall an zwei vollen Tagen betreuen lassen, sonst bekommst du im ersten Semester keinen Betreuungsplatz», hiess es zum Beispiel. Oder: «Kreuze bei der Anmeldung unbedingt alle möglichen Optionen an, die der Betreuungsplan bietet. Du kannst ihn dann hinterher an den überflüssigen Tagen wieder abmelden.»

Und noch die Empfehlung der gänzlich Desillusionierten: «Melde ihn gar nicht erst von der Kita ab. Einen Platz im Hort zu bekommen, ist sehr schwer.»

Betreuungsangebot reicht nicht

Im November 2020 hat die Bildungsdirektion der Stadt Luzern eine Auswertung zur additiven Tagesschule, wie sich das derzeitige Modell nennt, veröffentlicht.

Die Evaluation zeigt deutlich, dass die Nachfrage nach Betreuungsplätzen weit höher ist als es überhaupt Plätze gibt. Die Wartelisten der verschiedenen Betreuungseinrichtungen bestätigen dies: Anfangs September fehlten in der Stadt an manchen Wochentagen über Mittag bis zu 61 Plätze. Auch für die Morgen- und die Nachmittagsbetreuung standen Kinder auf der Warteliste.

Die Befragung zeigte ausserdem, dass rund 10 Prozent der Eltern, die Betreuung in Anspruch nehmen, eigentlich noch zusätzlichen Bedarf haben. Auch die Eltern, welche die Betreuung aktuell nicht nutzen, wurden zu ihren Bedürfnissen befragt. In dieser Gruppe gaben 12 Prozent an, dass sie keine Betreuung nutzen, weil sie am gewünschten Tag oder Standort keinen Betreuungsplatz bekommen haben.

Zur Autorin

Regula Müller ist Grossstadträtin für die SP Stadt Luzern und ist in der Sozialkommission. Sie arbeitet in der Unternehmenskommunikation und hat zwei Kinder.

Die Evaluation kommt schliesslich zum Ergebnis, dass rund 44 Prozent der der Eltern Betreuung für ihre Kinder beanspruchen möchten, während zum Zeitpunkt der Befragung nur 36 Prozent das Angebot nutzten. Künftig könnte die Nachfrage noch weiter anwachsen, wie die Ergebnisse der Befragung von Eltern von Vorschulkindern zeigen. 70 Prozent von ihnen geben an, das Betreuungsangebot dereinst nutzen zu wollen.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

In absehbarer Zeit wird es also noch schwieriger, sein Kind in der schulergänzenden Betreuung beaufsichtigen zu lassen. So geht das aber nicht. Soll Vereinbarkeit von Familie und Beruf tatsächlich möglich sein – und das ist es, was ich will – braucht es genügend schulergänzende Betreuungsplätze in der Stadt Luzern.

Die SP-Fraktion des Grossen Stadtrats hat deshalb zusammen mit den Grünen und der GLP eine Motion eingereicht. Sie verfolgt das Ziel, dass möglichst rasch alle Eltern die verlangten Betreuungsplätze erhalten. Es darf keine Lotterie sein, ob man für sein Kind einen Betreuungsplatz ergattern kann oder nicht.



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