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Julia Bachmann

Erzählen die Kapellbrückenbilder bald wieder Geschichten?

Einzelne Giebelbilder auf Kapellbrücke sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt (Bild: Emanuel Ammon)

In den kommenden Wochen werden die von Jost Schumacher in Auftrag erstellten Kopien, der 1993 abgebrannten Kapellbrücke, probeweise aufgehängt. Ob die an den Originalbilder angelegten Kopien definitiv in den Giebeln bleiben wird im November vom Volk entscheiden.

Am 18. August 1993 zerstörte ein geschichtsträchtiger Brand grosse Teile der Kapellbrücke und daneben mehr als die Hälfte der einzigartigen Giebelgemälde, welche die Brücke schmückten. Heute ist die Brücke wieder aufgebaut, doch viele Giebel sind leer und die hängenden Bilder schwarz.

Die im 17. Jahrhundert in der Werkstatt von Hans Heinrich Wägmann geschaffenen Bilder hatten insbesondere einen Zweck: Sie erzählten Geschichten. So etwa die Geschichte von Luzern und der Eidgenossenschaft, die Legende des heiligen Leodegars und diese des heiligen Mauritius. Diese Geschichten wären für die Schweizer- und Luzerner Bevölkerung und insbesondere auch für die Touristen heute spannender denn je. Doch bleiben sie aufgrund der verbrannten und beschädigten Bilder im Dunkeln verborgen. 

Umso mehr erstaunt es, dass die Stadt Luzern das Angebot von Jost Schumacher, in seinem Auftrag erstellte Kopien der Bilder aufzuhängen, ablehnt. Dies mit der Begründung, dass es sich bei den leeren Giebeln und den verbrannten Bildern um ein Statement handle. Man wolle die Geschichte des Brandes nicht verleugnen. Bei dieser Argumentation stellt sich die Frage, warum man dann nicht auch die verbrannte Brücke als «Statement» hat stehen lassen. Auch das Argument, dass die Bilder nicht die gleiche Qualität wie die Originale aufweisen, vermag nicht zu überzeugen. Die erstellten Kopien wollen sich nicht an der Qualität der Originale messen, sie wollen Geschichten erzählen. Trotzdem sind sie kunsthistorisch aufgearbeitet und mit grösster Sorgfalt von versierten Künstlern erstellt worden. Dass die Bilder von Jost Schumacher gratis zur Verfügung gestellt und im Rahmen einer Stiftung unterhalten werden, scheint, in Anbetracht der angespannten Finanzlage, für die Stadt Luzern besonders vorteilhaft.

Im kommenden November hat die Luzerner Stimmbevölkerung aufgrund der Initiative der Jungfreisinnigen Stadt Luzern die Möglichkeit, indirekt über die Aufhängung der Kopien abzustimmen. Für Luzern würden diese Kopien und die damit verbundenen Geschichten, die sie erzählen, einen geraumen Mehrwert bedeuten. Vom 16. – 31. Oktober sind acht der Kopien auf der Kapellbrücke «probegehängt». Bleibt zu hoffen, dass sich die Bevölkerung die Gelegenheit, sich selber von der Qualität der Kopien zu überzeugen, nicht entgehen lässt.

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