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Verkehrsinfrastruktur für Velos und Autos

Nun braucht der Kanton Zug einen Infrastrukturschub

Alle wichtigen Wohn- und Arbeitsgebiete im Kanton Zug sollen durch ein direktes, durchgehendes und komfortables Veloverkehrsnetz verbunden sein. (Bild: zar)

Der Kanton Zug ist dank der bürgerlichen Politik ein attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten. Dies führt zu einem stetigen Wachstum. Für Politblogger Gian Brun muss Zug jetzt die Weichen stellen, damit die Verkehrsinfrastruktur auch in 20 Jahren noch leistungsfähig ist – für Velos und Autos.

Im Frühling hat ein Initiativkomitee rund um VCS, Pro Velo und Grünen die Velo-Initiative eingereicht. Diese verlangt, dass alle wichtigen Wohn- und Arbeitsgebiete im Kanton Zug durch ein direktes, durchgehendes und komfortables Veloverkehrsnetz verbunden sind (zentralplus berichtete). Dabei soll der Veloverkehr vom Autoverkehr und dem Fussgängerbereich möglichst entflechtet werden. Diese Forderungen verdienen Unterstützung, denn oft kommen sich Autos, Velos und Fussgänger in die Quere.

Wichtiges Credo muss dabei sein, die Verkehrsteilnehmenden nicht gegeneinander auszuspielen. Es soll dem Individuum überlassen sein, welches Verkehrsmittel für die jeweilige Situation das beste ist. Dazu soll eine optimale Infrastruktur zur Verfügung stehen. Weiter verlangt die Initiative, dass in jeder Strassenbauvorlage die Velo-Verkehrsverträglichkeit separat auszuweisen sei. Dies zwingt die Behörden, sich Gedanken zur Situation in Sachen Velo zu machen und fördert die Balance zwischen den Verkehrsträgern.

Velo-Initiative verdient einen Gegenvorschlag

Doch die Initiative weist auch Mängel auf: So sollen an den Zielorten genügend Velo-Parkplätze zur Verfügung stehen, welche möglichst gedeckt sein und über E-Bike-Ladestationen verfügen sollen. Es kann sicherlich sinnvoll sein, dass beim Bau von Parkplätzen darüber nachgedacht wird, auch Platz für Velos zu schaffen. Doch die Erstellung von Luxusparkplätzen mit Dach und Ladestation überlässt man besser Privaten. Diese können besser einschätzen, ob wirklich ein Bedürfnis dafür besteht.

Aufgrund der Kleinräumigkeit des Kantons Zug ist das Velo ein geeignetes Transportmittel. Viele Wege sind gut mit dem Velo zu bewältigen. Auch wenn bereits ein akzeptables Velonetz im Kanton besteht, so können wir mit punktuellen Verbesserungen viel erreichen. Um dies durchzusetzen, verdient die Velo-Initiative einen guten Gegenvorschlag.

Stadttunnel Zug und Umfahrung Unterägeri nötig

Neben dem Ausbau der Infrastruktur für Velos, braucht es auch für Autos einen Schub. Dass zwischen der Abstimmung zur Umfahrung Cham Hünenberg und dem Baubeginn fast 15 Jahren verstrichen sind, ist erschreckend. Umso wichtiger ist nun eine zügige Umsetzung, was Baudirektor Florian Weber zuzutrauen ist. Die Tangente Zug Baar hat gezeigt, wie wertvoll eine Umfahrung sein kann. Diese positiven Erfahrungen sollten dazu ermutigen, dass man auch in die Stadt Zug und im Ägerital Umfahrungen plant.

Einerseits muss der Stadttunnel wieder aufs Tapet kommen. Die nun diskutierte Version ist abgespeckt und wird darum günstiger kommen (zentralplus berichtete). Das grösste Gegenargument des abgelehnten Stadttunnels ist somit vom Tisch. Zudem sind die Finanzen des Kantons weiterhin rosig. Es wird über eine Milliarde gehortet, was eigentlich nicht das Ziel des Kantons sein sollte.

Schliesslich müssen wir auch den Umfahrungstunnel von Unterägeri aus der Schublade kramen und endlich realisieren. Der Durchgangsverkehr verstopft das Zentrum und bringt Staus zu den Stosszeiten. Mit einer Umfahrung wäre eine Aufwertung des Dorfkerns möglich.

Zukunftsfähige Infrastruktur jetzt planen

Mit einer zukunftsfähigen Verkehrsinfrastruktur kann der Kanton Zug auch in Zukunft Lebensqualität bieten. Dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen. Mit einem Gegenvorschlag zur Velo-Initiative und der Neuauflage des Stadttunnels sowie des Umfahrungstunnels von Unterägeri wäre bereits viel getan.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Martin Stuber
    Martin Stuber, 12.08.2022, 18:36 Uhr

    Beide aktuellen Tunnelprojekte kranken an der Tatsache, dass sie nur den Durchgangsverkehr aufnehmen würden, die Mehrheit des Verkehrs aber Ziel-Quell- und Binnenverkehr ist. Der damalige Staddtunnel hätte über zwei Anschlüsse letzteren Verkehr auch aufgenommen. Deshalb wäre es mit Zentrum Plus damals möglich gewesen, eine grosse verkehrsfreie und verkehrsarme Zone zu schaffen, welche die Lebensqualität in der Zuger Innenstadt wirklich massiv verbessert hätte.
    Das geht mit dem «Citytunnel» alles nicht! Und der jetzt geplante Tunnel in Unterägeri hat das genau gleiche Problem. Zwei Mal würde viel Geld für wenig Wirkung verbrennt.

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  • Profilfoto von Othmar Giovanoli
    Othmar Giovanoli, 11.08.2022, 13:00 Uhr

    E-Bike-Ladestationen im kleinen Kt. ZG – das ist mal ein Must. Man ist sich ja einiges gewohnt von Links-Grün, aber das ist definitiv das Schrägste.

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    • Profilfoto von vizo
      vizo, 13.08.2022, 17:10 Uhr

      Danke Gian Brun für die Würdigung der Velonetz-Initiative. Wenn der gute Gegenvorschlag lediglich auf die E-Bikeladestationen verzichtet, kein Problem.
      Dass aber schon wieder (immer noch) für einen weiteren Ausbau der Autoinfrastruktur plädiert wird, bevor endlich mehr für Velos gemacht wird, ist nicht mehr zeitgemäss. Das Potential der Tangente Baar zur Entlastung der Stadt Zug ist noch nicht ausgeschöpft, auf die Umfahrung Cham Hünenberg soll der Verkehr dereinst mit schwachen Massnahmen umgeleitet werden. Für Velos wird es nicht merklich besser. Bis die Tunnels in Zug und Ägeri nach mühsamer Bauerei fertig sind, dürfte sich unsere Mobilität soweit verändert haben, dass wir diese nicht mehr brauchen werden. Wie lange dauert es, bis der immense Energieaufwand für den Bau durch den Betrieb (flüssigerer Verkehr) aufgewogen wird? Beim neuen Brenner-Tunnel sollen das etwa 40 Jahre sein.
      Victor Zoller, Pro Velo Zug, Co-Präsident

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  • Profilfoto von Albus
    Albus, 11.08.2022, 12:16 Uhr

    Diese Investition lohnt sich – je weniger Leute mit dem Auto fahren desto weniger Nachfrage nach Öl desto günstiger wird das Heizen für alle. Und das alles vom gesundheitlichen Aspekt abgesehen (sowohl Emissionen wie Bewegung).

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