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Julia Bachmann

Der junge Nationalratskandidat: Ein bisschen mehr Respekt bitte

Bundeshaus in Bern

(Bild: AURA)

Die Frage «Was – du kandidierst für den Nationalrat? Echt?» musste sich seit dem Wahlkampfstart für die diesjährigen Nationalratswahlen wohl schon so der eine oder andere Jungpolitiker anhören.

Die Frage «Was – du kandidierst für den Nationalrat? Echt?» musste sich seit dem Wahlkampfstart für die diesjährigen Nationalratswahlen wohl schon so der eine oder andere Jungpolitiker anhören. Dazu häufig ein Schmunzeln, ein höhnischer Blick oder teilweise gar ein spöttischer Schulterklopfer. Ja, es scheint, als würde man als junger Nationalratskandidat von der Wählerschaft nicht so richtig ernst genommen und für diese Kandidatur grosso modo mehr belächelt als bestaunt.

Die Gedanken, die hinter dieser Frage und der den Hohn verstärkenden Gestik und Mimik stecken, kann man sich durchaus vorstellen: Der Nationalrat ist nicht einfach irgendein kleines Gemeindeparlament; er ist der Repräsentant aller Schweizer Bürger. Da wird nicht Politik für den Kleinen gemacht; nein, im Nationalrat stehen die grossen, nationalen Geschäfte von eminenter Bedeutung auf der Traktandenliste. Was soll also so ein «junger Schnaufer», ein «Politikneuling», in einem solch wichtigen Gremium? Da braucht es doch zuerst mal etwas Lebens- und Politikerfahrung.

Die junge Generation

Natürlich schadet eine grössere Lebenserfahrung für die Mitarbeit in einem nationalen Gremium nicht – wenn sie denn überhaupt irgendwo schadet. Trotzdem bin ich der Auffassung, dass es eben gerade auch die nationalen, grossen Institutionen sind, bei denen es in ihrer Zusammensetzung nicht auf das Alter ankommen sollte und denen, nebenbei gesagt, ein bisschen frischer, junger Aufwind auch nicht schaden würde. Der verfassungsrechtliche Anspruch abzustimmen und zu wählen, sprich mitzubestimmen zu können, kommt dem jungen Schweizerbürger ab dem 18. Lebensjahr zu. Ergo sollte es doch auch möglich sein, sich ab diesem Zeitpunkt aktiv für die Anliegen der jungen Generation einzusetzen? Und zwar nicht nur kommunal oder kantonal – nein, auch auf nationaler Ebene. Eben dort, wo diese grossen, wichtigen Themen, die alle Schweizer betreffen, besprochen werden.

Sieht man sich die jungen Nationalratskandidaten mal an – sei es auf den Listen der Jungparteien, sei es auf den Listen der «Grossen» –, sind dort viele interessante, gut gebildete und motivierte Persönlichkeiten zu entdecken. Dass diese bereit sind, sich zu engagieren und in einem nationalen Gremium mitzuarbeiten, erachte ich als grosses Privileg und als Chance für die Schweizer Politik. Und diese Chance sollten die Wähler nutzen. Es wäre schade, die Freude, die Motivation und den jugendlichen Ansporn der jungen Kandidaten zu dämpfen.

Mehr Respekt bitte

Man darf ruhig etwas schmunzeln über die Wahlfotos in den schönen Anzügen, die bei den studierenden Kandidaten vielleicht ausserhalb des Wahlkampfes noch nicht allzu oft im Gebrauch sind. Und man darf ruhig auch etwas erstaunt nach den Motiven einer Nationalratskandidatur fragen. Wünschenswert ist allerdings, dass dabei der nicht allzu gut versteckte Spott weggelassen wird. Also liebe «ältere» Wählerschaft: Lächelt ruhig weiter, aber mit etwas mehr Respekt bitte. Die jungen Kandidaten haben eine Chance verdient, sich als wählbare, gut geeignete Nationalratskandidaten zu beweisen.  

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