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Gegenvorschlag: Teilmonopol auf Airbnb-Wohnungen

Airbnb-Regulierung in Luzern: Jetzt oder erst in zehn Jahren?

Im März stimmen Luzerner über die Airbnb-Initiative ab. (Bild: Adobe Stock)

Am 12. März stimmen die Luzerner über die Airbnb-Initiative ab. Seit Monaten diskutieren Politikerinnen heftig darüber, ob man nun für die Initiative oder den Gegenvorschlag stimmen soll, auch im Politblog von zentralplus. David Roth, Präsident der SP Kanton Luzern, erklärt, warum er für seine Initiative kämpft.

Initiative oder Gegenvorschlag. Die Abstimmung über Airbnb lässt sich auf vier Fragen eindampfen. Während die Initiative sich am erfolgreichen und vom Bundesgericht abgesegneten Modell von Genf orientiert, begäbe sich Luzern mit dem Gegenvorschlag in einen abenteuerlichen Lizenzendschungel.

Weniger Airbnb oder weiteres Wachstum?

Mit der Initiative «Wohnraumvernichtung stoppen – Airbnb regulieren» werden Wohnungen, die heute kommerziell vermietet werden, wieder auf den Wohnungsmarkt gelangen. Mit der Umsetzung würde sich die Zahl der freien Wohnungen auf rund 700 fast verdoppeln. Denn derzeit stehen in Luzern etwa gleich viel Wohnungen leer, wie auf Airbnb angeboten werden. In Zeiten von Wohnungsnot ist das enorm wichtig. Beim Gegenvorschlag können weitere 300 Wohnungen auf Airbnb gestellt werden.

Anzahl leere Wohnungen gegenüber Zweitwohnungen zur Kurzzeitvermietung in der Stadt Luzern.
Anzahl leere Wohnungen gegenüber Zweitwohnungen zur Kurzzeitvermietung in der Stadt Luzern. (Bild: Lustat)

Jetzt oder erst in zehn Jahren?

Der Gegenvorschlag sieht vor, dass man jene, die in der Vergangenheit skrupellos Mieterinnen aus ihren Wohnungen schmissen, um Airbnbs einzurichten, dafür auch noch belohnt. Sie erhalten einen Freifahrtschein für die nächsten zehn Jahre. Das ist nicht nur unfair, sondern führt auch dazu, dass überall, wo die im Gegenvorschlag vorgesehene Limite schon weit überschritten wird, dies mindestens die nächsten zehn Jahre weiter der Fall sein wird.

Sharing economy oder big business?

Die Initiative führt Airbnb wieder zu seinem Ursprung zurück. Wer länger im Ausland ist oder in die Ferien fährt, darf seine Wohnung weiterhin auf Airbnb stellen. Einzelne Zimmer sogar ganzjährig. Beim Gegenvorschlag werden ein paar wenige kommerzielle Anbieter den Markt dominieren, da sie es sein werden, welche die Lizenz zum Geld drucken exklusiv erhalten werden. Und damit kommen wir zum absurdesten Punkt des Gegenvorschlags.

Klare Regelung oder Lizenzenchaos?

Die Regelung der Initiative ist analog einer Regelung in Genf und wurde vom Bundesgericht bereits geprüft und für korrekt befunden. Auch der Kanton Luzern hat im Rahmen eines runden Tisches mit Mitgliedern des Kantonsrats und der Stadtverwaltung die verschiedenen Varianten geprüft. Sie haben zum Vorschlag der Initiative Folgendes festgehalten:

«Fazit: Eine zeitliche Begrenzung (beispielsweise 90 Tage) von kommerziellen Angeboten ist auf kommunaler Stufe im Bau- und Zonenreglement (BZR) festzulegen und ohne eine zusätzliche kantonale Rechtsgrundlage möglich. Für eine solche Bestimmung ist ein öffentliches Interesse notwendig. Diesbezüglich aktiv werden müsste die Stadt Luzern, falls ein tatsächlicher Handlungsbedarf durch sie erkannt wird. Kommt die Stadt Luzern zum Schluss, dass sie eine solche Bestimmung in ihr BZR aufnehmen möchte, wird der Kanton (BUWD-Rechtsdienst) diese im Vorprüfungsverfahren prüfen.»

Der Gegenvorschlag ist ein Murks

Der Gegenvorschlag hingegen ist ein Murks, auf den sich die Rechten und die Grünen geeinigt haben, um dem Hauseigentümerverband so weit wie möglich entgegenzukommen. Das hat kein gutes Ende gefunden, sondern hat in einem bürokratischen Lizenzen-Murks geendet. Die Stadt hat sich mit der Vergabe der Marronistand-Lizenzen jüngst der Lächerlichkeit preisgegeben und nur knapp die Kurve gekriegt. Jetzt sollen für mehrere hundert Wohnungen Lizenzen vergeben werden. Das Chaos ist vorprogrammiert und die Konsequenzen desaströs. Wer eine Lizenz kriegt, hat faktisch ein Teilmonopol auf Airbnb-Wohnungen für zehn Jahre.

Besitzer, die keine Lizenz haben, werden gierig auf die nächste Gelegenheit warten, um eine solche zu ergattern. Und dieses Roulette dreht ständig. Niemand kann sich sicher sein, ob die eigene Hausverwaltung bei diesem Roulette auch mitmacht und die Wohnung schon bald geräumt werden wird, damit das grosse Geld gemacht werden kann. Denn mit Airbnb-Wohnungen lässt sich fünfmal mehr Geld verdienen als mit herkömmlicher Mieterschaft.

Deshalb empfiehlt sich ein Ja zur Initiative, die eine erprobte und juristisch geprüfte Lösung vorsieht. Und ein Nein zum Gegenvorschlag und dessen Regulierungsabenteuer.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Jean
    Jean, 09.03.2023, 17:05 Uhr

    Dass hier Lustat verlinkt wird als Bildquelle ist komplett lächerlich. Es wird in populistischer SVP Manier eine Entwicklung dargestellt, die mehr mit einer Glaskugel gemein hat als mit Statistik. Schade, dass sich SP Vertreter im Wahljahr auf dieses Niveau begeben.

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  • Profilfoto von David Meier
    David Meier, 05.03.2023, 14:19 Uhr

    Jährlich wandern über 70‘000 Menschen zusätzlich in die Schweiz ein. es gibt hunderte von Büroräumen in ehemaligen Wohnungen… aber ja klar, 390 Airbnb-Wohnungen müssen verboten werden um das böse aus der Stadt zu vertreiben. schöne, heilige linkes Weltbild!

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  • Profilfoto von Werner Müller
    Werner Müller, 03.03.2023, 19:39 Uhr

    Es ist unglaublich wie viel Platz zentralplus der SP für diese unsägliche Initiative einräumt. Im Parlament waren alle (!) anderen Parteien GEGEN die Initiative – nur hat dies zentralplus offenbar nicht realisiert…

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    • Profilfoto von Redaktion zentralplus
      Redaktion zentralplus, 04.03.2023, 11:18 Uhr

      Im Politblog haben regionale Politiker und Politikerinnen aller Parteien die Möglichkeit, ihre Meinung zu Themen ihrer Wahl zu äussern. Zur dieser Initiative hatten wir zuvor bereits einen Beitrag eines Jungfreisinnigen: https://www.zentralplus.ch/blog/politblog/initianten-moechten-ein-verbot-fuer-airbnb-in-luzern/

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    • Profilfoto von Libero
      Libero, 04.03.2023, 18:55 Uhr

      Aus NZZ vom 25.2.2023
      «In drei Jahren fehlen in der Schweiz mehr als 50 000 Wohnungen. Gründe sind die Zuwanderung, der Trend zu Kleinhaushalten und der Einbruch der Bautätigkeit. Die Folgen sind längere Arbeitswege und steigende Mieten.»
      – jede Wohnung zählt auch AIRBNB in der Schweiz über 30’000 –
      also liebe Luzerener*innen unbedingt JA zur Initiative und zur Stichfrage

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