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Lebensraum an der Luzerner Museggmauer

Wo sich die Tiere nach ihrem Winterquartier einfinden

Frühlingsboten beim Schirmerturm. (Bild: cim)

Der Frühling ist in der Natur eine der spannendsten Zeiten. Man kann in Luzern fast zuschauen, wie die Pflanzenwelt erwacht. Nach und nach verlassen die Tiere ihre Winterquartiere und finden sich an der Museggmauer ein.

Auf der Südseite beim Schirmerturm ist die Wiese mit blühenden Blumen übersät. Verwilderte Gartenprimeln säumen den Weg auf der Nordseite zwischen Nölliturm und Mändliturm. Die Bäume nahe der Mauer, die von den Dohlen gerne als Ansitzbäume genutzt werden, sind kurz davor, ihre Knospen zu öffnen. Es wird wohl nur noch wenige Tage dauern, bis das frische Grün bei Bäumen und Sträuchern sichtbar wird.

Viel Betrieb bei den Vögeln

Die Museggmauer ist ideal für Naturbeobachtungen im Frühling. Das alte Gemäuer und die Türme bieten vielen Vögeln und Fledermäusen willkommene Brutplätze, die sie natürlicherweise an Felsen und in alten Bäumen finden.

Dohlen sind dafür bekannt, dass sie in ihren Kolonien hierarchisch zusammenleben. So werden Machtkämpfe ausgefochten, bis jedes Vogelpaar einen Platz ergattert hat. Der Nestbau der Dohlen ist zurzeit voll im Gange. Schon bald kann mit der Brut begonnen werden.

Die Wohnung ist bezogen. (Bild: cim)

Auch die Gänsesäger sind dabei, eine geeignete Nische beispielsweise am Zytturm für ihren Nachwuchs zu finden. Sie sind die heimlichen Stars der Museggmauer. Der Sprung der bloss zwei Tage alten Küken aus dem Nest und die anschliessende Wanderung mit der Mutter an die Reuss oder zum See sind eindrücklich. Dieses Schauspiel life zu erleben, ist allerdings grosse Glückssache.

Doch noch ist es nicht so weit. Erwin Stutz von der Ornithologischen Gemeinschaft der Stadt Luzern (OGL) meint auf Anfrage, dass es bis jetzt für die Gänsesäger noch zu kalt war, um sich um das Eierlegen zu kümmern. Auch die Fledermäuse seien erst am Auskundschaften. Das Gebiet rund um die Museggmauer ist für die flinken Flieger ein bedeutendes Jagdrevier.

Gänsesägerpaar in der Reuss beim Nölliturm. (Bild: cim)

Zur Vogelgemeinschaft an der Museggmauer gehören auch Strassentauben, Amseln, Baumläufer, Meisen, Stare und Haussperlinge. Fast unbemerkt verschwinden Kleinvögel in kleinen Mauerlöchern. Sie sind offensichtlich ebenfalls schon fleissig an der Arbeit.

Berichtet man über die bemerkenswerten Nistmöglichkeiten an der Museggmauer, muss auch deren Sanierung erwähnt werden.

Die Sanierung – eine delikate Angelegenheit

Als 2002 publik wurde, dass die Museggmauer und die Türme dringend saniert werden müssen, löste dies bei Naturschützerinnen und Naturschützern Besorgnis aus. Es wurde befürchtet, dass die Tiere empfindlich gestört würden und ein wichtiger Lebensraum für seltenere Brutvogelarten verloren gehen könnte. Dank dem grossen Engagement eines Teams aus Naturschützern, Handwerkern und weiteren Sachverständigen konnte dies verhindert werden.

Die Sanierung erfolgte etappenweise zwischen 2006 und 2016 (zentralplus berichtete). Vor jeder Etappe wurde genau geprüft, was vorhanden war und worauf geachtet werden musste.  Auch der Zeitpunkt war entscheidend. Die Arbeiten begannen jeweils erst nach der intensiven Brutzeit der Vögel. Mit diesem umsichtigen Vorgehen konnten die meisten Nischen für Vögel und Fledermäuse erhalten werden. Es war stellenweise sogar möglich, weitere Nistplätze zu schaffen. Dank der schonenden Sanierung blieben auch seltene Flechtenarten erhalten. Es wurde ausserdem dafür gesorgt, dass die Bäume in der Nähe der Mauer nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Diese vorbildliche Vorgehensweise hat es ermöglicht, dass die Museggmauer ein sehenswerter, wertvoller Naturschauplatz geblieben ist.

Dohlen auf Ansitzbäumen. (Bild: cim)

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