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Rund 100 der Nager leben derzeit in Luzern und Zug

Luzerner stehen dem Biber im Kampf gegen Wetter-Ereignisse im Weg

Biberdamm in Pfaffnau LU. (Bild: Miriam Peretti)

Extreme Wetterereignisse wie Dürre und Hochwasser nahmen in den letzten Jahrzehnten stetig zu. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, muss das Wasser vermehrt in der Landschaft zurückgehalten werden. Die Anwesenheit des Bibers bringt hierfür eine simple, kostengünstige und höchst effektive Lösung. Dennoch werden die derzeit etwas über 100 Biber in Luzern und Zug in vielen Fällen als problematisch betrachtet.

Der Biber war ursprünglich ein natürlicher Bestandteil der Fauna der nördlichen Hemisphäre. Durch die übermässige Bejagung wurde er in der Schweiz zu Beginn des 19. Jahrhunderts und fast in ganz Europa ausgerottet. In der Zeit, in der wir ohne Biber lebten, wurden viele Gewässerläufe begradigt und Landschaften entwässert, damit die nahe Umgebung der Gewässer für den Menschen intensiv nutzbar wurde.

Damals galt dies als fortschrittlich. So wurde das Ziel verfolgt, das Wasser möglichst rasch aus der Landschaft hinauszutransportieren. Dieses Wasser fehlt nun vielerorts in heissen, trockenen Sommern. Regenfälle lassen die Gewässer schnell anschwellen und führen mancherorts zu gefährlichen Hochwassersituationen.

Was bringt uns der Biber?

Aufgrund von Wiederansiedlungen ab den 1960er-Jahren verbreitet sich der Biber nun wieder stark in seiner einstigen Heimat. Auch im Kanton Luzern sind seit dem Jahr 2006 immer häufiger Spuren des nachtaktiven Nagers zu sehen. So zum Beispiel an der Reuss oder am Rotsee. An den weniger grossen Gewässern wie zum Beispiel an der Wyna in Beromünster gestaltet der Biber seinen Lebensraum aktiv mit, damit dieser für ihn bewohnbar wird.

So baut er Dämme, wenn die Wassertiefe zu gering ist, um durch das Gewässer schwimmen zu können und um den Eingang zu seinem Bau am Ufer stets unter Wasser halten zu können. Hinter den Dämmen staut sich das Wasser auf, wodurch regelrechte Seen entstehen können. Die ökologische Bedeutung dieser Biberseen wurde in zahlreichen Studien untersucht. Nebst einem explosionsartigen Anstieg der Tier- und Pflanzenvielfalt konnten auch folgende erstaunliche Auswirkungen auf den Wasserhaushalt festgestellt werden:

  • Lokales Klima: Biber halten das Wasser in der Landschaft zurück. Es kommt zu einer erhöhten Verdunstung und Versickerung vor Ort, was zu mehr Luftfeuchtigkeit und damit weniger Trockenstress bei Tieren und Pflanzen führt.
  • Grundwasser: Durch den Aufstau des Bibers kommt es teilweise zu einer Infiltration ins Grundwasser, was den Grundwasserspiegel lokal anheben lässt und die Menge an gespeichertem Wasser erhöht.
  • Hochwasserereignisse: Der Dammbau des Bibers führt zu einem Wasserrückhalt, der die Fliessgeschwindigkeit der Fliessgewässer um bis das Fünffache verlangsamt. Dies kann Hochwasserspitzen reduzieren.

Wir stehen im Weg

Die Akzeptanz von Biberdämmen in der Zentralschweiz ist bisher sehr gering. Nicht funktionierende Drainagen, Vernässung von landwirtschaftlich genutzten Flächen oder die Gefährdung von Infrastrukturen führen in 90 Prozent der Fälle dazu, dass die Dämme entfernt oder in der Höhe reduziert werden.

In der sehr flachen ehemaligen Flussebene der Reuss kommt es dabei besonders oft zu Vernässungen des Kulturlandes. Zeigt der Biber uns hier nicht exemplarisch auf, wo und in welchem Ausmass wir dem Gewässer den natürlichen Raum entzogen haben?

Im Winter 2017/18 lebten rund 75 Biber im Kanton Luzern, im Kanton Zug waren es etwa 25. Es ist anzunehmen, dass es heute mehr sind.

Verbreitung des Bibers im Winter 2017/18. (Bild: Kanton Luzern)

Im Moment wird die Anwesenheit des Bibers in vielen Fällen als problematisch betrachtet. Dass er zur Lösung eines unserer grössten Probleme – den Auswirkungen des Klimawandels – beitragen kann, ist vielfach nicht bekannt oder wird nicht als relevant betrachtet.

Auch hier braucht es ein Umdenken. Mithilfe des Bibers können kostenlos existenzielle Probleme entschärft werden. Dafür braucht es aber in erster Linie Raum, den wir dem Biber zugestehen müssen. Dann wird der pelzige Baumeister vom Problem zum Partner.

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