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Aus dem Wald, im Topf, künstlich oder gezüchtet

Welcher Weihnachtsbaum ist der ökologischste?

Ganz auf den Weihnachtsbaum verzichten, kommt für viele nicht infrage, aber welches ist die nachhaltigste Variante? (Bild: pexels)

Der Weihnachtsbaum gehört zu Heiligabend wie die das Ei zu Ostern. Doch welcher ist der umweltfreundlichste? Ist es der Baum vom Bauern nebenan, ist es jener aus dem Grosshandel, der Christbaum im Topf oder die Plastiktanne aus China? Christian Frank hat sich die Ökobilanz der verschiedenen Varianten angeschaut und kennt die Antwort.

Bald ist wieder Weihnachten und die Tannen rücken für einige Tage in den Fokus. Unsere 18 Monate alte Tochter wird zum ersten Mal Weihnachten bewusst miterleben – da muss natürlich alles stimmen. Auch der Weihnachtsbaum, der wahrscheinlich auf etlichen Fotos verewigt werden wird. Da ich mit der Wahl des Baums einen möglichst geringen ökologischen Fussabdruck verursachen möchte, habe ich recherchiert.

Und ja … Ich weiss, es wäre umweltfreundlicher, ganz auf den Baum zu verzichten und Waldweihnachten zu feiern. Doch das kommt für mich nicht infrage und zudem gilt es auch bei Waldweihnachten einiges zu beachten (siehe hier). Zu viele schöne Erinnerungen habe ich ans Weihnachtsfest mit gemütlichem Beisammensein in der Stube rund um die Tanne.

Solche Erinnerungen möchte ich auch meiner Tochter ermöglichen. Doch welcher Weihnachtsbaum ist nun die ökologischste Variante? Der Baum vom Bauern nebenan, der Baum aus dem Grosshandel, der Baum im Topf oder der künstliche aus China?

Gezüchtete Weihnachtsbäume

Bei der Wahl eines Weihnachtsbaums gibt es inzwischen zahlreiche Varianten. Klassischerweise wird von Herr und Frau Schweizer eine Zuchttanne aus der Schweiz oder aus Nordeuropa gekauft. Allenfalls auch ein Waldbaum aus dem lokalen Wald. Die meisten gezüchteten Weihnachtsbäume wachsen zwischen 7 und 15 Jahre, bevor sie geschnitten werden und in die Zentralschweizer Stuben kommen.

In dieser Zeit können bei Plantagenbäumen viele Chemikalien und Pestizide zum Einsatz kommen, was die Umweltbelastung vergrössert. Beim Kauf eines biologisch produzierten Baumes ist der Pestizideinsatz viel geringer. Dadurch werden Böden, Trinkwasser und Artenvielfalt geschont.

Schweizer Tannen

Falls der Produzent ihrer Wahl nicht biozertifiziert ist, fragen Sie unbedingt nach, inwiefern Chemikalien und Pestizide eingesetzt werden. Achtet man zudem auf lokale Produktion, werden unnötige Transportkilometer eingespart und das lokale Gewerbe wird unterstützt. Insbesondere in Zeiten von Corona macht dies Sinn.

Die IG Suisse Christbaum bietet eine Liste der Produzenten nach Kantonen an. Ab dem 16. Dezember können auch am Luzerner Christbaummarkt an den Standorten Schweizerhofquai, Nationalquai, Helvetiaplatz und Bellerive-Höhe wieder Bäume gekauft werden. Die dort angebotenen Bäume stammen ausschliesslich aus der Schweiz. Von der Umweltbelastung her ist hier der ungedüngte Waldbaum klar vorzuziehen. Der exzessiv gedüngte Zuchtbaum aus der Schweiz hat eine sechsmal und der aus Nordeuropa sogar eine zehnmal höhere Umweltbelastung.

Den Weihnachtsbaum mieten

Als Alternative besteht in den letzten Jahren auch im Kanton Luzern die Möglichkeit, eine lebende Tanne gegen Gebühr zu mieten. Nach 7 bis 15 Jahren Wachstum ergibt es durchaus Sinn, wenn die Bäume über mehrere Jahre «genutzt» werden. Wichtig ist bei diesem Modell, dass der Baum durch Zwischenlagerung in einem schwach beheizten Raum (Garage oder Loggia) langsam an die höhere Temperatur in der Wohnung gewöhnt und danach wieder abgehärtet wird, sodass kein unnötiger Stress für den Baum entsteht.

Der Weihnachtsbaum im Topf belastet die Umwelt weniger als eine Tanne aus der Zucht. (Bild: cfr)

Nur so kann sichergestellt werden, dass der Baum mehrere Jahre genutzt werden kann. Dieser Baum verursacht bei fünf Jahren Nutzung eine etwa dreimal so hohe Umweltbelastung wie der ungedüngte Waldbaum und ist folglich umweltfreundlicher als jede gedüngte Zuchttanne. Muss jedoch massiv Pestizid eingesetzt werden, um die geschwächten Bäume vor Schädlingen zu schützen, verschlechtert sich diese Bilanz noch einmal.

Künstliche Tannen

Immer öfter sieht man auch künstliche Tannen. Die Industrie hat das Angebot in den letzten Jahren merklich verbessert und die Bäume sehen den echten immer ähnlicher. Vom Nachhaltigkeitsaspekt aus betrachtet spricht vieles für diese Variante, da der Baum über viele Jahre wiederverwendet werden kann.

Zudem fallen nicht jedes Jahr Transportkilometer und (Bio-)Abfälle an. Die Plastiktanne aus China ist bei fünf Jahren Gebrauch etwa eineinhalbmal so umweltbelastend wie der Schweizer Waldbaum. Aber eine Kunsttanne ist halt kein richtiger Baum.

Die ungedüngte Tanne aus dem Wald

Letztes Jahr haben wir einen gemieteten Baum im Topf beschafft. Dies war sehr angenehm, weil wir noch nie so wenig Aufwand beim Wegräumen hatten. Die vertrockneten Nadeln in der Stube sind passé. Dieses Jahr werde ich mich jedoch stärker umsehen und umhören bei den Luzerner Christbaumproduzenten, sodass wir hoffentlich eine ungedüngte Tanne aus dem Wald erwischen. Diese darf dann ruhig auch eine «Tanne mit Charakter» sein.

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