Spuren im Schnee: Welche Tiere wirklich dahinter stecken
Wenn der erste Schnee fällt, beginnt eine spannende Zeit. Denn die Spuren im Neuschnee verraten viel über das heimliche Leben von Luzerns Wildtieren.
Es ist frühmorgens und in der klirrend kalten Luzerner Luft liegt der Duft von Schnee. Noch ist es mucksmäuschenstill. Wir hören nur das leise Säuseln des Windes. Die Spuren im Schnee beweisen aber, dass wir nicht die ersten Lebewesen sind, die an diesem verschneiten Morgen unterwegs waren. Wir haben richtig entschieden, zeitig aufzustehen. Im fluffigen Neuschnee ist auch der kleinste Abdruck gut sichtbar und noch sind die Spuren im Schnee weder von Autos noch Fussgängern oder Hunden verwischt.
Spuren verraten nächtliches Treiben
Auf einer Wiese stehen wir vor einem Wirrwarr aus Spuren. Es ist ein bisschen so, als würden wir in die Vergangenheit schauen, denn die Spuren verraten uns, welche Tiere hier nachts unterwegs waren. Plötzlich wird sichtbar, wo diese hindurch geschlüpft sind, wo sie sich für ein Nickerchen hingelegt haben und welche Pfade sie rege nutzten.
Solche Schneetrampelwege können auf Wildwechsel hindeuten. Die Stellen sollte man sich merken, denn sie eignen sich für einen Fotofallenstandort besonders gut. Wer hinterliess wohl diese eine Spur, die scheinbar im Nichts aufhört? Ein fliehender Fuchs? Oder vielleicht doch eher ein Eichhörnchen, das mit einem Sprung auf dem nächsten Baum gelandet ist?
Fährtenlesen, leicht gemacht
Wollen wir die Frage nach dem Verursacher der Spuren beantworten, müssen wir uns etwas mit der Kunst des Fährtenlesens befassen. Die meisten Tierarten hinterlassen typische Fussabdrücke – auch Trittsiegel genannt. Die Abfolge von Trittsiegeln nennt man Spuren oder Schrittfolgen.
Stammen sie von Hirsch, Wildschwein oder Reh, reden wir auch von einer Fährte. Wichtig bei der Spurensuche ist, sowohl Trittsiegel als auch Schrittfolge zu beachten. Denn je nach Tierart braucht man beide Merkmale, um die Art zu bestimmen.
Wie kann man zum Beispiel die Spuren von Hund und Fuchs unterscheiden? Der Pfotenabdruck des Fuchses hat eine eher ovale Form. Meist deutlich sichtbar sind die Krallenabdrücke. Der Abdruck des Haushundes ähnelt zwar dem des Fuchses, ist jedoch rundlicher.
Bei Haushunden kann zudem die Grösse je nach Rasse stark variieren. Ist der Fuchs zügig unterwegs, setzt er seine Pfoten beinahe in einer Linie ab. Diese Gangart nennt man «Schnüren». Hunde hingegen sind viel unregelmässiger unterwegs.
Typische Schrittfolgen
Auch die Spuren der Marderartigen, der Hasen und Eichhörnchen zeichnen sich durch eine typische Schrittfolge aus. Marderartige bewegen sich häufig in Sprüngen fort, sodass die beiden Hinterfüsse in den Vorderfüssen landen.
Die Spur des Feldhasen ist fast unverwechselbar: Er setzt die langen Hinterläufe vor die Vorderläufe, die er wiederum hintereinander platziert. Eichhörnchen haben an den Vorderfüssen vier Zehen und an den Hinterfüssen fünf Zehen, welche meist gut im Schnee sichtbar sind.
Tatzen und Hufe
Bei den Säugetieren unterscheidet man zwischen Sohlen-, Zehen- und Zehenspitzengängern. Der Dachs ist ein Sohlengänger und hinterlässt einen Abdruck vom Ballen bis zu den Zehen, wobei die fünf Zehen beinahe waagrecht nebeneinander angeordnet sind. Der Fuchs gehört zu den Zehengängern.
Das Reh hingegen ist ein Zehenspitzengänger, das heisst, es geht nur auf dem letzten Finger- bzw. Zehenglied. Der Hufabdruck des Rehs ist an der Dreiecksform leicht zu erkennen. Er ist mit circa drei bis sechs Zentimetern zudem gut zu unterscheiden vom Abdruck des Rothirschs, der eine Grösse von sechs bis zwölf Zentimeter erreicht.
Erfolgreiche Spurensuche
Gute Fotos helfen im Nachhinein, die Art zu bestimmen. Beim Fotografieren gilt es einige Regeln zu beachten. Trittsiegel sollten gerade von oben und von möglichst nah fotografiert werden. Zusätzlich hilft aber auch ein Foto, bei dem die Schrittfolge zu sehen ist.
Entscheidend für eine Bestimmung von Spuren anhand von Bildern ist es zudem, dass die Grösse des Fundes eingeschätzt werden kann. Dazu legt man eine Münze oder einen anderen genormten Gegenstand vor dem Fotografieren direkt neben die Spur.
Mit fortschreitender Tageszeit wird es jedoch immer schwieriger, Tierspuren unter den vielen Hundepfoten- und Reifenabdrücken zu entdecken. Und die eiskalten Zehen wären auch froh über etwas Wärme. Höchste Zeit also, uns mit einem heissen Punsch vor den Computer zu setzen und die gefundenen Tierspuren auf die Meldeplattform luzern.stadtwilditere.ch zu laden.