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Sicher im Sattel: Mensch ärgere dich nicht

So bringt man Kindern – und Erwachsenen – das Velofahren bei

Die Kinder sind bereit für den Parcours – hier lernen sie, wie sie sich im Verkehr richtig verhalten. (Bild: zvg)

Manchmal ärgert sich unser Blogger, wenn er mit dem Velo durch Luzern fährt, manchmal freut er sich. Einige Menschen meinen, Regeln gälten nur für andere. Andere haben begriffen, wie wertvoll Verkehrsregeln sind.

Es wird rot, ich bremse und halte an. Auf dem Fussgängerstreifen erkenne ich David, wir grüssen uns. Dann sagt er: «Hast wohl nur gehalten, weil du mich erkannt hast.» Ich ärgere mich, weil David mich als Velorowdy abstempelt. Er sollte eigentlich wissen, wie ich mich auf dem Rad verhalte.

Es wird rot, ich bremse und halte an. Diesmal fahre ich nicht Velo, sondern einen Kleintransporter. Ich bringe Kursmaterial zurück ins Lager. Den ganzen Tag habe ich mit Kindern und deren Eltern geübt, wie man sich korrekt und sicher im Strassenverkehr verhält. Rechts fährt ein Vater mit der Tochter im Schlepptau bei Rot durch. Ich ärgere mich. Den ganzen Nachmittag habe ich mit den beiden geübt – für die Katz. Ob er gehalten hätte, wenn er mich erkannt hätte?

Ich sollte mich nicht ärgern, weder über doofe Vorurteile noch über Väter, die wider besseres Wissen oder aus Dummheit oder aus Bequemlichkeit oder warum auch immer sich und andere gefährden.

Schwierige Fälle, einfache Regeln

Wenn ich mit Kindern übe, ist es ganz einfach: Die Strasse ist kein Spielplatz, es gibt ein paar Regeln zu beachten, damit es nicht lebensgefährlich wird. Die Regeln sind nicht so schwierig und wo sie schwierig werden, helfen die Erwachsenen aus, die mitfahren. Der Rechtsvortritt ist so ein Fall. Der überfordert kleine und grössere Kinder.

Wenn nicht die Regeln schwierig sind, sondern die Strassenführung, dann steigen wir ab und schieben das Rad. Das korrekte Verhalten auf dem Trottoir und dem Zebrastreifen kennen die Kids. Der Bundesplatz ist so ein Fall, da gehen wir zu Fuss.

Verkehrsregeln mögen lästig erscheinen. Tatsache ist, wenn sich alle daran halten, machen sie den Strassenverkehr sicher und flüssig. So einfach ist das.

Gefährliche Lücke

Seit mehr als 20 Jahren erteile ich Kurse für Kinder und Erwachsene. Pro Velo bietet sie an, weil zwischen gesetzlichen Vorgaben und polizeilicher Schulung eine Lücke klafft. Ab 6 Jahren dürfen Kinder von Gesetzes wegen ohne Begleitung von Erwachsenen auf Hauptstrassen Velo fahren.

Vermutlich meint das Gesetz damit auch, dass sie ab 6 nicht mehr auf dem Trottoir, sondern ausschliesslich auf der Strasse fahren sollen. Der Velounterricht in der Schule beginnt aber erst in der 4. Klasse, da sind die Kinder etwa 10. Was sollen sie in den Jahren dazwischen tun? Sich im Auto chauffieren lassen oder Haus und Garten nicht verlassen?

Einen halben Tag lang übt Thomas Scherer mit den Kindern die Regeln.
Einen halben Tag lang lernen die Kinder die Regeln und üben, wie sie sich im Strassenverkehr verhalten sollen. (Bild: zvg)

Theorie und Praxis

In halbtägigen Kursen erklären wir Kindern, wo das Velo auf der Strasse fährt, wie und warum wir Handzeichen geben. Wir üben das, zuerst auf einem sicheren Pausenplatz, dann auf Quartierstrassen, mit den grösseren Kids auch mal auf Hauptstrassen. Sie werden von den Eltern begleitet, manchmal springt der Götti oder das Gotti ein.

Velokurse in Luzern

Die Kurse finden samstags im Sommerhalbjahr in Sursee, Hochdorf, Weggis, Rothenburg und Luzern (Gebiete Säli, Littau Dorf, Würzenbach) statt. Mehr Infos: www.proveloluzern.ch

Die Erwachsenen erhalten Tipps, wie sie sicher mit den Kindern unterwegs sind. Wir erklären, wo der Unterschied zwischen Auto- und Velofahren besteht. Wir wiederholen die wichtigsten Verkehrsregeln. Und wir hoffen, dass alle zuhören und sich das Gesagte zu Herzen nehmen. Erst einmal starb die Hoffnung so abrupt, wie eingangs beschrieben. Oft sehe ich aber Familien so stilsicher unterwegs, dass mein Herz jubelt.

Und so geht es

Für alle, die neugierig sind auf die wichtigsten Tipps:

  1. Handzeichen geben. Immer. Beim Abbiegen nach links oder rechts, beim Überholen usw. (Für Autofahrer: Blinken. Immer.)
  2. Regeln einhalten. Insbesondere Fahrverbote, Rechtsvortritt, Lichtsignale beachten.
  3. Kinder vor den Eltern fahren lassen. Das ist sicherer.

Für alle, die selbst üben wollen: In Luzern gilt fast in jedem Quartier Tempo 30. Diese Zonen eignen sich gut, um mit Kindern zu üben. Besonders geeignet ist die Gegend rund um die Sportanlage Bruch im Bruchquartier. Wer mit Kindern die Achse Schweizerhofquai-Seebrücke-Bahnhof üben will, dem sei der Sonntagmorgen bis 9 Uhr empfohlen.

Für alle, die mich im Verkehr nicht ärgern wollen: Bitte die drei Tipps beachten. Und keine stereotypen Vorurteile nachplappern.

Handzeichen sollte man immer geben, egal ob man nach rechts, oder nach links abbiegen möchte.
Handzeichen sollte man immer geben, egal ob man nach rechts oder nach links abbiegen möchte. (Bild: zvg)
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Schumacher
    Schumacher, 13.04.2022, 19:51 Uhr

    Jetzt brauchen wir das gleiche für die Autofahrer. Egal ob Kind oder Erwachsen.

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