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Korridore für die Natur

Warum nicht ein ökologisches Netz in der Stadt Luzern?

Begrünte Streifen entlang von Strassen tragen zum Netz bei. (Bild: cim)

Die Artenvielfalt in der Schweiz nimmt nach wie vor dramatisch ab. Eine bessere Vernetzung von naturnahen Lebensräumen mit Korridoren auch durch Städte wie Luzern könnte den Trend bremsen. So wie unser Leben auch Netze für Verkehr, Wasser und Strom benötigt.

Es ist wohl kaum jemandem entgangen, dass Lebensräume für Tiere und Pflanzen sowohl an Anzahl als auch an Fläche abnehmen. Viele Arten drohen zu verschwinden. Vor wenigen Jahren ging das Insektensterben durch die Presse und rüttelte die Öffentlichkeit wach. Fachleute sind schon lange daran, nach griffigen Massnahmen zu suchen, um die Situation zu verbessern. Die sogenannte ökologische Infrastruktur ist eine davon.

Die Idee dahinter ist die Anlehnung an die technische Infrastruktur. Das tägliche Leben würde ja ohne Netze für Verkehr, Wasser und Strom nicht funktionieren. Ein Netz für Tiere und Pflanzen, mit intakten Lebensräumen und Verbindungen untereinander, ist für Wildtiere überlebenswichtig.

Grosse, alte Bäume in der Stadt sind sowohl für die Natur als auch für die Menschen wichtig. (Bild: cim)

Massnahmen ausserhalb der Siedlungsgebiete

Seit knapp 20 Jahren werden Vernetzungsprojekte im Landwirtschaftsgebiet umgesetzt. Die Gemeinde Luzern engagiert sich seit 2011 im Rahmen des Vernetzungsprojekts Luzern-Littau und setzt zusammen mit den beteiligten Landwirten und Landwirtinnen ökologische Aufwertungsmassnahmen um.

Mit diesen Projekten will man die Vielfalt von einheimischen Tier- und Pflanzenarten erhalten und fördern. Ziel ist es, schweizweit ein ökologisches Wegnetz zu erhalten, das Naturlebensräume miteinander verbindet. Dies soll mit extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden sowie mit naturnahen Hecken, Buntbrachen und Baumpflanzungen erreicht werden. Obschon sich erfreulich viele Landwirte daran beteiligen, ist das Ziel noch nicht in Sicht. Die Propagierung der ökologischen Infrastruktur verleiht nun dem Anliegen mehr Gewicht.

Ökologische Infrastruktur im Siedlungsgebiet

Die Frage sei erlaubt: Ist eine ökologische Vernetzung in der Stadt sinnvoll?

Tatsache ist, dass Städte und das dichte Strassennetz im Umland für viele Lebewesen unüberwindbare Hindernisse darstellen. Weiter sucht die Stadtbevölkerung Orte für Erholung und Freizeit häufiger ausserhalb der Stadt auf, wenn Grünräume im Wohnquartier fehlen. Das führt unweigerlich zu mehr Verkehr. Nicht zuletzt spielen Bepflanzungen in der Stadt eine wichtige Rolle bei der Klimaanpassung und grundsätzlich bei der Lebensqualität. So haben grüne Korridore einen mehrfachen Nutzen.

Situation in der Stadt Luzern

Im Biodiversitätskonzept der Stadt Luzern wird klar festgehalten, dass es die ökologische Infrastruktur braucht (zentralplus berichtete). Wichtige Vernetzungsachsen sind die Fliessgewässer wie Emme, Reuss und Würzenbach. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die ökologische Infrastruktur ein wichtiges Gegengewicht zur beabsichtigten inneren Verdichtung darstellt.

Auch entlang des Freigleises bieten sich Möglichkeiten für Aufwertungen. (Bild: cim)

Nach Auskunft von Stefan Herfort von der städtischen Fachstelle für den Natur- und Landschaftsschutz erfolgt die Sicherung und Neuschaffung von Korridoren auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Über die Zonenplanung werden wichtige Korridore als Grün- oder Naturschutzzonen gesichert. Insbesondere dort, wo öffentliche Räume, also städtische Grundstücke, betroffen sind, werden aktiv grössere ökologische Aufwertungsprojekte initiiert und umgesetzt. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sind das Naturerlebnisgebiet Allmend oder der Landschaftspark im Friedental.

Auch kleine Grünflächen leisten Beitrag

Noch 2021 starten die Planungen zum Landschaftspark Udelboden im Stadtteil Littau. Der Stadt Luzern ist es ein grosses Anliegen, jede Gelegenheit für Synergien mit Drittprojekten zu nutzen. An der Steinhofstrasse wurde beispielsweise eine kleine öffentliche Grünanlage vorübergehend als Bauinstallationsfläche genutzt. Die Fläche wurde anschliessend naturnah wiederhergestellt: Es wurden Magerwiesen neu angesät und Kleinstrukturen sowie Trockenstandorte aus Sand für die gezielte Förderung von Wildbienen angelegt.

Die aufgewertete Fläche an der Steinhofstrasse. (Bild: cim)

Schliesslich ermuntert man auch immer wieder Private, bei der Förderung der Biodiversität mitzuhelfen, beispielsweise durch die Beratungs- und Unterstützungsangebote von «Luzern grünt». Denn auch kleine Flächen wie mit heimischen Hochstauden bepflanzte Rabatten, Wildblumenstreifen oder begrünte Balkone leisten einen Beitrag. Je mehr Menschen sich daran beteiligen, desto schneller schliessen sich Lücken im Netz.

Begrünte Balkone sind wichtige Mosaiksteine. (Bild: cim)
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