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Rundgang in Luzern regt zum Nachdenken an

Nachhaltiger Konsum – ein Widerspruch in sich?

Der Luzerner Wochenmarkt ist eine der 16 Stationen auf dem «Genussweg Luzern». (Bild: Archiv)

Wir Schweizerinnen konsumieren viel. Manche Konsumgüter wählen wir bewusst aus. Bei anderen fällt unser Kaufentscheid unbedachter. Doch wie schaffen wir es, unseren Konsum nachhaltiger zu gestalten? Gibt es so etwas wie nachhaltigen Konsum überhaupt? Und was hat unser Konsum mit Klimagerechtigkeit zu tun? Unsere Bloggerin macht sich auf die Suche nach Antworten.

Unter dem Motto «Weniger Konsumrausch – mehr Achtsamkeit und Nachhaltigkeit» lädt der Genussweg Luzern auf einen Spaziergang durch die Stadt ein. An 16 Stationen sollen wir zum Nachdenken angeregt und über mögliche Ansätze für ein nachhaltigeres Konsumverhalten informiert werden. Dies nehme ich zum Anlass, dem Thema Konsum etwas nachzugehen.

Definition und Situation in der Schweiz

Als Erstes stellt sich für mich die Frage nach einer Definition. Konsum ist dann nachhaltig, wenn er zur Befriedigung der Bedürfnisse der heutigen Generation beiträgt, ohne die Chancen auf Bedürfnisbefriedigung zukünftiger Generationen zu gefährden, lese ich in einer Quelle. Ausserdem lese ich, dass Konsum dann nachhaltig ist, wenn er ökologisch, sozial und ökonomisch verträglich ist.

Vielerorts übersteigt die Nutzung der natürlichen Ressourcen deren Regenerationsfähigkeit stark, lese ich auf der Website des BAFU. Dies gilt sowohl für Bodenschätze als auch für weitere natürliche Ressourcen wie Wasser, Klimastabilität, Biodiversität und Luft. Die Fläche von rund drei Erden bräuchte es, wenn alle Menschen auf diesem Planeten denselben Lebensstandard hätten wie die Schweizerinnen und Schweizer, schreibt das BAFU weiter.

Ernährung, Klimawandel und Gerechtigkeit

Der Genussweg Luzern legt den Hauptfokus auf den Konsum von Lebensmitteln. Das hat gute Gründe. Knapp 30 Prozent der Umweltbelastung, die durch den Konsum der Schweizer Bevölkerung verursacht wird, fällt im Bereich Ernährung an. Kaffee, Fisch, Soja als Futtermittel für unsere Nutztiere – da ein bedeutender Teil der Nahrungs- und Futtermittel importiert wird, fällt etwas mehr als die Hälfte dieser Umweltbelastung im Ausland an. Ausserdem treffen die Folgen der Klimaerwärmung nicht alle Regionen der Welt gleich stark. Dürren und Extremwetterereignisse verstärken bestehende Ungleichheiten.

Wir als Konsumentinnen und Konsumenten tragen deshalb auch Verantwortung für die Natur und die Menschen in den Produktionsländern. Doch was können wir tun? Folgende Grundsätze können beim nachhaltigen Konsum von Lebensmitteln helfen: Möglichst regional und saisonal einkaufen, die biologische Produktion der konventionellen vorziehen, beim Fleisch-, Fisch-, Milchprodukte-, Kaffee- und Schoggikonsum nicht übertreiben, nicht nur Filets, sondern auch mal Schweinsohren essen («nose to tail»), neben ökologischen auch auf soziale Labels achten (labelinfo.ch) und nur so viel einkaufen, wie man auch wirklich isst. Diese Aufzählung ist nicht vollständig, aber sie könnte ein Anfang sein.

Und was ist mit den anderen Konsumgütern?

Auch Produkte wie Möbel, Kleider, elektronische Geräte, Reinigungsmittel, Fahrzeuge usw. vereinen in sich den ganzen Ressourcenverbrauch und Energieaufwand, der zu ihrer Herstellung und für den Transport erforderlich war. Es ist relevant, wie und wo sie hergestellt wurden, wie und wie weit sie transportiert wurden, wie sie gelagert wurden, wie sie sich während des Gebrauchs verhalten und wie sie entsorgt werden können. Für die soziale Dimension ist es wichtig, unter welchen Bedingungen die Produkte gefertigt wurden und ob faire Löhne bezahlt wurden. Und natürlich spielt auch hier die Menge der konsumierten Produkte eine ganz entscheidende Rolle.

Was brauche ich wirklich? Was könnte ich ausleihen, tauschen, flicken oder upcyceln anstatt es neu zu kaufen? Das 5-R-Prinzip kann hier als Guideline dienen: Refuse (ablehnen von Sachen, die ich nicht brauche), Reduce (vermindern, also nur so viel konsumieren wie nötig), Reuse (wiederverwenden, also Dingen ein zweites Leben schenken, indem ich sie weitergebe, upcycle und selber Secondhandartikel verwende), Repair (Dinge reparieren und flicken), Recycle (recyceln, was recycelt werden kann, damit das Material wiederverwendet werden kann).

Warum «Genuss»-Weg?

«Weniger Verbrauch von unwiederbringlichen Naturschätzen bringt mehr Gerechtigkeit in die Verteilung von Genuss-Chancen auf unserem Planeten», steht auf dem Flyer des Genusswegs. Und: «richtig geniessen können wir nur, was auch gemeinschafts- und naturverträglich ist.» Ob die zweite Aussage zutrifft oder nicht, ist wohl sehr subjektiv. Aber zumindest zum Nachdenken regt sie hoffentlich an.

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Ob in der Wirtschaft & Energie, Natur & Tiere in der Stadt, Abfalltrennung & Recycling, bewussteres Essen, faire Mode, Accessoires & Möbel – das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt heute Jung und Alt.
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Andy Bürkler
    Andy Bürkler, 03.03.2021, 12:02 Uhr

    » Die Fläche von rund drei Erden bräuchte es, wenn alle Menschen auf diesem Planeten denselben Lebensstandard hätten wie die Schweizerinnen und Schweizer»

    Mag sein. In dieser Gleichung kommt aber auch die Weltbevölkerungszahl vor.
    Man könnte es also auch so sagen: Wenn es dreimal weniger Menschen gäbe, könnten alle so leben wie die Schweizer. Mir scheint das grundsätzlich ein erstrebenswerteres Ziel, natürlich kombiniert mit technisch-ökologischem Fortschritt in allen Bereichen.
    Von den Grünlinken höre ich nie etwas zum Thema Geburtenkontrolle.
    Wieso eigentlich?
    Das wäre mit Abstand der effizienteste «Hebel», wenn die Anliegen Der Grün*Innen denn ernst gemeint wären.

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    • Profilfoto von lucifer
      lucifer, 03.03.2021, 12:45 Uhr

      ethisch bedenklich

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    • Profilfoto von Andy Bürkler
      Andy Bürkler, 03.03.2021, 12:49 Uhr

      @lucifer: Aha, ja dann ist die Erde sowieso nicht mehr zu retten.
      Dann brauchen wir auch kein Öko-Sado-Maso mehr.
      Auch gut.

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    • Profilfoto von lucifer
      lucifer, 03.03.2021, 15:20 Uhr

      Herr Bürkler die Welt ist viel komplexer ausgestaltet, als dass man es mit Geburtenkontrolle regeln könnte. Es scheint mir, als handle es sich bei ihrem Vorschlag um Stammtischpolemik. Habe ich recht?

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