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Hummeln: Wichtiger Bestäuber für unsere Pflanzen

Mehr sympathische Brummer für Luzern

Neu bepflanzte Baumscheiben am Schiffsteg. (Bild: Marie Louise Kieffer)

Der Sommer steht vor der Tür und Hummeln haben seit Kurzem Hochsaison. Dabei haben die Luzerner Hummeln verschiedene Herausforderungen zu meistern. Dazu gehört auch die Rückeroberung ehemaliger Verbreitungsgebiete.

Sobald ich einen Schritt ins Freie mache, beginnt auch schon meine persönliche Safari – ganz ohne Feldstecher. Der Fokus ist dabei auf die Welt der kleinen Krabbler und Brummer gerichtet. Derzeit sind Hummeln besonders aktiv. Unermüdlich sammeln sie Nahrung und bestäuben so Wild- und Nutzpflanzen. Dabei lassen sie sich auch nicht von regnerischem Wetter und kühlen Temperaturen abschrecken.

Hummel-Hotspots in Luzern

Dass Hummeln zu den Wildbienen gehören, wissen viele Leute nicht. Aber da sie weniger schnell zustechen als Honigbienen und weil sie so rund und pelzig sind, finden sie Kinder und Erwachsene sympathisch. Momentan haben Hummeln Hochbetrieb, man findet sie dort, wo es blütenreiche, naturnahe Lebensräume gibt.

Hotspots in Luzern sind das Friedental und die Allmend. Hier hat die Stadt in den letzten Jahren grosse naturnahe Flächen angelegt – im Friedental hat sie daneben auch noch neue Schrebergärten geschaffen. Hier ist das neue Paradies von Tobi, meinem Mitarbeiter. In seinem Garten hat er gleich ausprobiert, wie man im Kleinen etwas für Hummeln tun kann – er hat unterirdische Nistplätze angelegt. Schwierig ist es nicht:

Ein Loch graben, eine Handvoll Sägespäne hineingeben, einen Blumentopf verkehrt herum ins Loch stellen und bodeneben eingraben. Darüber ein kleines Brettchen legen, welches auf vier Korkzapfen oder kleinen Steinen steht. So bleibt der Nistplatz schön trocken.

Bau eines einfachen Hummelnistplatzes:

Ein Loch graben und eine Handvoll Sägespäne auslegen. (Bild: zvg)
Einen Blumentopf verkehrt auf die Sägespäne stellen. (Bild: zvg)
Den Blumentopf ebenerdig eingraben. (Bild: zvg)
Ein Brettchen (Tobi hat hier unter seinem Bretterboden einen Karton genommen) auf ein paar Steine legen, damit das Nest schön trocken bleibt. Danach nur noch abwarten und beobachten. (Bild: zvg)

In der Natur sucht sich die Hummelkönigin im Frühjahr ein Mauseloch oder einen anderen trockenen Hohlraum. Je nach Hummelart werden unterirdische oder oberirdische Nester bevorzugt. Die Königin baut dann die ersten Wachszellen für die Eiablage und den Nahrungsvorrat. Nach wenigen Tagen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen. Sie machen sich auf Nahrungssuche und kümmern sich um die wachsende Brut, während die Königin weiter Eier legt.

Ende Sommer schlüpfen dann die Drohnen und die zukünftigen Königinnen. Diese fliegen aus und paaren sich. Im Herbst sterben alle Hummeln ausser den Jungköniginnen, diese überwintern in einem trockenen Hohlraum – der Kreislauf kann von vorne beginnen. In der Schweiz leben 40 Hummelarten, davon etwa die Hälfte auch in und um die Stadt Luzern. Sehr interessant ist, dass es bei den Hummeln auch Arten gibt, die andere Hummeln parasitieren – sogenannte Kuckuckshummeln.

Sie dringen in Hummelnester ein und töten die Königin – und lassen die überlebenden Arbeiterinnen ihre eigene Brut aufziehen. Auch diese Arten gehören zur Biodiversität, zwischen Wirt und Parasit stellt sich in der Natur ein Gleichgewicht ein.

Einheimische Hummelarten erhalten Konkurrenz aus dem Ausland

Schlaue Menschen sind sogar auf die Idee gekommen, Hummeln im grossen Stil zu züchten und diese in Nutzpflanzenkulturen (beispielsweise Gewächshäusern) freizusetzen. Hier sollen sie die Pflanzen bestäuben. Ganze Hummelvölker werden in Industriehallen im In- und Ausland gezüchtet und per Post verschickt.

Mit Nachhaltigkeit hat das nicht viel zu tun: So werden neue Krankheitserreger verbreitet und die hier ansässigen wilden Hummeln werden stark konkurrenziert. Lieber sollten wir die Rahmenbedingungen so verändern, dass die vorhandenen regionaltypischen Hummelarten gestärkt werden und sie ihre Bestäubungsdienstleistungen anbieten können.

Attraktive Aussenquartiere für die Luzerner Hummeln

Ein Hummel-Lebensraum besteht natürlich nicht nur aus einem Nest – eine naturnahe, blütenreiche Umgebung ist unerlässlich. In der Stadt Luzern sind die Verhältnisse schwierig für die Brummer – je stärker versiegelt und je dichter die Fläche bebaut ist, desto weniger Lebensraum steht zur Verfügung. In den Aussenquartieren hat es viele Gärten, hier fühlen sich die Hummeln wohl, sofern die Anlagen naturnah und strukturreich sind.

Auch begrünte Dachflächen oder naturnah bepflanzte Böschungen leisten einen Beitrag. Die Stadtgärtnerei Luzern bepflanzt nun auch Baumscheiben mit einheimischen Pflanzen, schöne Beispiele findet man beispielsweise beim Schiffssteg oder bei der Bushaltestelle Schädrütistrasse im Würzenbach. Im hummelfreundlichen Privatgarten wachsen vielfältige, einheimische Gewächse, auf Gift und Kunstdünger wird verzichtet und man bietet ein vielfältiges Angebot an Kleinstrukturen.

Naturnahe Landwirtschaft wäre wünschenswert

Wünschenswert sind natürlich nicht nur kleine Trittsteine, sondern richtig grosse ökologische Flächen. Eine naturnahe Landwirtschaft hätte hier ein grosses Potenzial. In der Zentralschweiz herrscht aber leider auf weiten Flächen Intensivproduktion – mit hohem Dünger- und Spritzmitteleinsatz.

Seit Kurzem hat der Kanton eine Biodiversitätsstrategie – ein Schritt in die richtige Richtung. Leute, die gute Ideen haben für Projekte, können sogar auf finanzielle Unterstützung hoffen. Der untenstehende Link zeigt die Förderbedingungen.

Hoffentlich bald Hummeln auf dem Löwenplatz

Als ich heute zur Arbeit kam, staunte ich nicht schlecht – ein neuer temporärer Park ist auf dem Löwenplatz aus dem Boden geschossen (zentralplus berichtete). Der Boden ist zwar immer noch versiegelt, aber in mobilen Gefässen hat es einheimische Gehölze, Wildstauden und einen Kräutergarten. Hummeln lieben solche Pflanzen – Menschen ebenfalls!

Am nächsten sonnigen Tag werde ich das Gebiet mal unter die Lupe nehmen, könnte ja sein, dass ich den einen oder anderen Brummer beobachten kann.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Heidi Koch
    Heidi Koch, 17.06.2020, 13:09 Uhr

    Super, diese Beiträge aus dem Nachhaltigkeits-Blog. Vielen herzlichen Dank! Und mehr davon bzw. gelegentlich wiederbringen…Steter Tropfen höhlt den Stein. Ich gebe die Hoffnung nicht auf!

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